Das müssen Sie zur Tagespflege in Bielefeld wissen

Bielefeld. Wer Pflegebedürftige betreut, der stößt schnell an seine Belastungsgrenzen. Die Tagespflege kann dann sehr entlastend sein. Aber viele wissen gar nicht, was das genau ist. Die NW hat wichtige Fakten dazu zusammengestellt. Was bedeutet eigentlich Tagespflege? Die Tagespflege ist ein Betreuungsangebot für ältere Menschen, die in ihrem Alltag Hilfe und Pflege benötigen und zu Hause wohnen bleiben möchten. Tagespflege ergänzt also die Versorgung durch Angehörige und ambulante Dienste. Die Tagespflege greift, wenn die ambulante Pflege nicht mehr reicht und die stationäre Pflege noch nicht benötigt wird. Die Klienten werden entweder von ihren Angehörigen zur Tagespflegeeinrichtung gebracht, oder sie nutzen den Fahrservice des Anbieters. Eine Tagespflegestätte kann man täglich oder nur an einzelnen Wochentagen besuchen. Einige Einrichtungen sind auch samstags und mitunter an Feiertagen geöffnet. Wie viele Einrichtungen dieser Art gibt es in Bielefeld? Aktuell gibt es in Bielefeld 29 Tagespflegeeinrichtungen mit 418 Plätzen. Haben wir in Bielefeld genügend Tagespflegeplätze? "Kurz vor der Pandemie waren wir an einem Punkt, wo sich eine Sättigung des Bedarfs abzeichnete", sagt Nora Kristin Gäbel von der Stadt. Zu diesem Zeitpunkt waren die Bestandseinrichtungen noch voll ausgelastet, zum Teil auch leicht überbelegt, aber die Anfragen und Wartelisten wurden übersichtlicher. Wie ist die Situation heute? Zu Beginn der Pandemie mussten die Tagespflegen geschlossen bleiben, dann nur anteilig belegt werden. Bis heute hat sich die Nachfrage nicht vollständig normalisiert. "Wohl sowohl aus Angst vor einem Ansteckungsrisiko als auch, weil manche nicht genug über ihre Ansprüche wissen", sagt Gäbel. Die Zahlen des Gesundheitsamts der Stadt Bielefeld zeigten, dass in den Tagespflegen nur einzelne Infektionen aufgetreten sind, die Einrichtungen also keine Pandemie-Treiber waren. Fakt ist jedoch, fast keine der Bestandseinrichtung ist heute zu 100 Prozent ausgelastet, sagt sie. Vorerst werden deshalb auch keine neuen Bauvorhaben in diesem Versorgungsbereich genehmigt. Was sind die Vorteile bei der Tagespflege? "Pflegende Angehörige erfahren bei uns Entlastung", sagt Pflegefachkraft Katja Niebuhr. Sie wüssten, dass es tagsüber eine qualifizierte Betreuung ihrer Angehörigen gibt und sie wieder ihrer Arbeit nachgehen oder ihre Hobbys pflegen können. &bdquo;Viele Betroffene würden ohne Tagespflege vereinsamen. Stattdessen erfahren sie soziale Einbindung und Struktur. "Auch deshalb hat Thomas Baron vom Evangelischen Klinikum Bethel vor einigen Wochen Tagespflegen aus ärztlicher Sicht als Goldstandard für die Behandlung von demenziell veränderten Menschen bezeichnet“, ergänzt Nora Kristin Gäbel von der Stadt. Wer hat überhaupt einen Anspruch auf Tagespflege? Jeder Pflegebedürftige ab Pflegegrad 2 hat Anspruch auf Versorgung in einer Tagespflege, erklärt Nora Kristin Gäbel. Dafür gibt es einen eigenen Topf bei der Pflegekasse. "Niemand muss also Sorge haben, dass ihm das Pflegegeld gekürzt wird." Auch der Entlastungsbetrag von 125 Euro könne für Tagespflege genutzt werden, wenn er noch nicht anderweitig verbraucht ist. Wie gelingt ein sanfter Einstieg in die Tagespflege? Der Einstieg in eine Tagespflege kann mit einem Probetag begonnen werden. Die wenigsten Menschen haben ohne eigene Erfahrung eine Vorstellung davon, wie es in einer Tagespflege zugeht. "Für viele ist es immer noch der Kindergarten für alte Leute", sagt Gäbel. Davon seien die Konzepte der Einrichtungen aber weit entfernt. Und das nehmen auch die Angehörigen wahr. Vor kurzem berichtete eine Einrichtungsleiterin noch von einer Ehefrau, die ihren Mann nach eigenen Angaben nicht in die Tagespflege, sondern in die Villa bringe, erzählt Gäbel. Natürlich hat sich in der Pandemie einiges geändert. Aber die Einrichtungen sind kreativ und haben viele Lösungen gefunden im Sinne von "so viel Schutz wie nötig bei so viel Gemeinschaft wie möglich". Kann man in die Tagespflege reinschnuppern? Der beste Weg, eine Tagespflege kennenzulernen, ist, einfach einmal einen Tag in einer Einrichtung zu verbringen, sagt Michael Brauner, der in Bielefeld als Einrichtungsleitung arbeitet. In den meisten Einrichtungen werden auch Probe- oder Schnuppertage angeboten. Wer hilft bei Fragen weiter? Bei Fragen hilft die städtische Pflegeberatung weiter. Sie ist erreichbar unter Tel. 0521 513499 oder per E-Mail (pflegeberatung@bielefeld.de). Wichtige Informationen finden sich auch auf https://www.bielefeld-pflegeberatung.de/.

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