In diesem neuen Bielefelder Baugebiet sind noch viele Grundstücke frei

Bielefeld. Vom Bielefelder Westen in den Sennestädter Süden: Ja, es gibt Menschen, die freiwillig und mit Freude an den Rand der Stadt ziehen. Dazu gehören auch Carolin und Malte Mohme mit ihren Kindern Jarle (4) und Elin (2). Wenn alles gut läuft, werden sie bereits Mitte März in ihr neues Zuhause einziehen. Familie Mohme wird die erste sein, die in der bisher einmaligen Bielefelder Klimaschutzsiedlung wohnen wird. Die Zahl ihrer Nachbarn bleibt aber aus mehreren Gründen zunächst überschaubar, Interessenten stehen derzeit nicht gerade Schlange. Viele nette Nachbarn wünschen sich die Mohmes aber auf alle Fälle, die ersten Kontakte mit den übrigen Bauherren auf dem ehemaligen Schillinggelände an der Paderborner Straße sind bereits geknüpft. Neun Gebäude werden gerade im ersten Bauabschnitt der Klimaschutzsiedlung, die 88 Wohneinheiten haben wird, hochgezogen. Und dies nicht auf normale Weise - Stein für Stein - sondern als Fertighäuser. Die Firmen Schwörer und Nordhaus sind die Partner der Sennestadt GmbH. "Innerhalb von drei Stunden stand beispielsweise das Erdgeschoss", erinnert sich Malte Mohme (36). Wie beim Lego-Spiel werden die vorgefertigten Holzrahmenbauteile zusammengesteckt. Richtfest war am 21. August. Und trotz der aktuell schwierigen Situation auf dem Bausektor geht es zur Freude der Häuslebauer zügig voran. Auf dem 400 Quadratmeter großen Grundstück entsteht ein KfW-Effizienzhaus 40+ mit zwei Vollgeschossen und 180 Quadratmetern Wohnfläche. Malte Mohme erläutert, was alles dazugehört: eine besondere Form der Geothermie, mit Ökostrom betriebene Wärmepumpe, Photovoltaik-Anlage mit Batteriespeicher auf dem begrünten Dach. "Wir werden CO2-neutral wohnen und zu etwa 70 Prozent unseren eigenen Strom produzieren." Der Nachhaltigkeitsaspekt ist Carolin und Malte Mohme wichtig. Allein der Kinder wegen. "Für die Kinder wird der Klimawandel leider ein vorherrschendes Thema sein", sagt Mohme. Diese Art zu bauen sei zwar nicht günstig, aber "eine gute Art zu bauen". "Es fühlt sich richtig an, ein Haus zu bauen, das all diese zukunftsweisenden Aspekte mitbringt. Die Klimaschutzsiedlung ist ein gutes Projekt." Darum haben sich er und seine Frau für Sennestadt entschieden. Zugegebenermaßen Liebe auf den zweiten Blick. Bestandsimmobilien einfach zu teuer Zunächst hatte das Lehrer-Ehepaar, das sich im Referendariat kennengelernt hat und im Bielefelder Westen mit seinem besonderen Flair pudelwohl fühlt, dort nach einer Bestandsimmobilie umgeschaut. "Doch die Preise waren jenseits von Gut und Böse", erinnert sich Malte Mohme, "und das für ein altes Haus, das dann noch komplett renoviert werden muss." Vor rund zwei Jahren fiel also die Entscheidung, neu zu bauen - in einer Zeit, als die Kreditzinsen auf historisch niedrigem Niveau lagen. "Und dann sind wir noch einmal auf die Klimaschutzsiedlung gestoßen, die wir anfangs verworfen hatten, weil es gefühlt viel zu weit draußen war." Vor allem für die Kinder wünschen sich Mohmes ein Wohnquartier, in dem die Kinder auch allein rausgehen können, das im Grünen liegt. An der Schloßhofstraße sei dies so gar nicht möglich, viel zu viel Trubel auf den Straßen, sagt Carolin Mohme. "Und in Sennestadt kann Jarle dann auch zu Fuß in die Grundschule gehen." Die Hans-Christian-Andersen-Schule liegt der Klimaschutzsiedlung direkt gegenüber. Gemeinsam hat die Familie in den vergangenen Wochen und Monaten die Umgebung ihres neuen Zuhauses bereits ausgiebig erkundet und ist von Sennestadt positiv überrascht: die vielen Einkaufsmöglichkeiten, die Grünzüge, die nahen Teiche und den Bullerbach, die vielen Spielplätze, ein Schwimmbad, viele Vereine und die Eisdiele - für Jarle besonders wichtig. "Sennestadt hat alles, was wir brauchen", sagt Carolin Mohme. "Und wir sind nicht so weit vom Schuss, wie einst gedacht." Schön fänden die Mohmes es, wenn die Stadtbahnlinie 1 bis nach Sennestadt weitergebaut würde. Gleich zwei Haltestellen würden nahe der Klimaschutzsiedlung liegen. Sennestadt GmbH verzeichnet Abbruch der Nachfrage Mit diesem Pfund hat die Sennestadt GmbH - neben all den baulichen Standards - auch für ihre Klimaschutzsiedlung geworben. Bis Anfang 2022 lief die Vermarktung der Siedlung zur Zufriedenheit der Stadtentwicklungsgesellschaft und aller Partner, dann endete die KfW-Förderung für Häuslebauer, und es begann der Ukraine-Krieg mit seinen weitreichenden Folgen. Seitdem haben sich die Zinsen verdreifacht, Verbraucherpreise sind gestiegen, die Inflationsrate erreichte bis zu 10 Prozent, und der Baukostenindex stieg um 30 Prozent. "Die auf diese Weise noch nie dagewesene kurzfristige Änderung von Planungsgrundlagen, hier und bundesweit, führte zum Abbruch der Nachfrage und bereits reservierte Grundstücke wurden wieder freigegeben", sagt Bernd Neugebauer, Geschäftsführer der Sennestadt GmbH. Die Klimaschutzsiedlung wird in zwei etwa gleich großen Bauabschnitten vermarktet. Im ersten Abschnitt sind rund die Hälfte der Grundstücke für Reihenhäuser, Doppelhaushälften und frei stehen Einfamilienhäuser verkauft. Die Vermarktung von zwölf Eigentumswohnungen am Klimaschutzplatz beginnen Anfang 2023. "Wir gehen im Frühjahr von einer Belebung der Branche aus", sagt Neugebauer. Dann heißt es für Familie Mohme Koffer und Kisten packen. 95 Quadratmeter Familienleben wollen aus der Altbauwohnung mit den hohen Decken ins neue, moderne Heim nach Sennestadt transferiert werden. Der 36-Jährigen ist davor nicht bange. "Ich bin schon sieben Mal in meinem Leben umgezogen. Ich bin quasi Profi", sagt Carolin Mohme und lacht.

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