Im Bielefelder Hauptbahnhof feiern mehr als 300 Besucher gemeinsam den Heiligen Abend

Bielefeld. Tannenzweige, Weihnachtsdekoration und Lichterketten schmücken am Heiligabend die sonst so trostlos wirkende Bahnhofshalle in Bielefeld. Der Geruch von winterlichem Punsch und frisch zubereitetem Schmorbraten lässt an diesem Abend einen ganz besonderen Zauber verspüren. Von der alltäglichen Hektik ist heute nichts zu spüren. Bedürftige, Einsame, Menschen in prekären Lebenssituationen waren eingeladen, gemeinsam am Heiligen Abend eine ökumenische Messe zu feiern. &bdquo;Weihnachten dort feiern, wo Kirche sonst weniger präsent ist“, sagt Ulrich Paus aus dem Vorstand des Caritas-Verbands und freut sich über die mehr als 300 Besucher in der Halle des Hauptbahnhofs. &bdquo;Es waren nicht so viele wie in den Jahren zuvor. Aufgrund der Pandemiebestimmungen mussten wir zwei Jahre pausieren, seit zehn Jahren gibt es den Bahnhof Bethlehem schon. Ganz unter dem Motto &bdquo;Bethlehem ist überall“, begann Superintendent Christian Bald um 18.30 Uhr mit seiner Predigt. Gott mache keinen Unterschied zwischen den Menschen und wolle jeden erreichen, hallt es durch den Bahnhof. Damit waren auch Reisende eingeladen, sich an die festlich geschmückten Tische zu setzen. Die weihnachtlichen Klänge eines Posaunenchors runden den ökumenischen Gottesdienst ab. Sozialpfarrer lobt Zusammenhalt in Krisenzeiten 40 Freiwillige von Caritas, Bahnhofsmission, dem Verein Miteinander Stark und der Gemeinschaft Sant Egidio organisierten den Bahnhof Bethlehem und bereiteten für die Menschen ein warmes Festessen. Für Sozialpfarrer Matthias Blomeier ist das ein Zeichen von Zusammenhalt in Krisenzeiten. &bdquo;Ich bin unglaublich stolz über die vielen helfenden Hände.“ 450 Teller mit Rinderschmorbraten, Stampfkartoffeln und Rotkohl werden an diesem Abend verteilt. Als vegetarische Alternative servieren die Helfer Kürbissuppe mit Brötchen. &bdquo;Das Essen ist einfach unglaublich. Eine Portion ist so groß, dass wir sie uns hätten teilen können“, schwärmt die 83-jährige Barbara. Sie und ihr Mann Norbert besuchen den Bahnhof Bethlehem schon zum siebten Mal. Das kinderlose Ehepaar ist seit 55 Jahren verheiratet und hält nichts vom traditionellen Weihnachtsfest, das im Großen vom Konsum geprägt ist. &bdquo;Wir sind nicht wirklich bedürftig. Wir haben lediglich das Bedürfnis mit Menschen zusammen zu feiern, die wir sonst nicht täglich sehen“, erklärt das Paar. An ihrem Tisch haben sie sich mit einer Gruppe Iranern bekannt gemacht. Trotz anfänglicher Sprachbarriere klappt die Kommunikation untereinander. Bescherung zwei Tage zuvor Um große Ansammlungen und Gedränge am Heiligabend zu vermeiden, wurde die Bescherung in diesem Jahr zwei Tage vorgezogen. 800 Pakete verteilten die Freiwilligen über verschiedenste Anlaufstellen an Bedürftige. Auch bei der Bahnhofsmission haben sich die Menschen die gepackten Tüten mit verzehrfertigen Lebensmitteln wie Geflügelwürstchen, Obst und weihnachtlichem Gebäck sowie Drogerieprodukten abgeholt. &bdquo;Wir hoffen weiterhin auf Unterstützung der Bielefelder. Bislang sind 7.000 Euro von etwa 9.500 Euro an Spenden für die Paketaktion zusammengekommen“, erklärt Matthias Blomeier vom hiesigen Sozialpfarramt und bedankt sich über jede einzelne Spende, damit der Bahnhof Bethlehem auch im nächsten Jahr wieder stattfinden kann. Um 21 Uhr wird es ruhiger in dem großen und geschmückten Bahnhofsgebäude. Auch Barbara und ihr Mann verabschieden sich von ihren neuen Bekanntschaften, um den Heimweg anzutreten. Ein letzter Handschlag für die neu gewonnenen Freunde aus dem Iran. Dann werden sie sich vermutlich nie wieder sehen. Das Weihnachtsfest im Bielefelder Hauptbahnhof hat sie und die anderen Besucher, die im Alltag vielleicht nicht zueinander finden, jedoch für eine kurzen Moment zusammengebracht.

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