Corona-Rekordwerte 2022 in Bielefeld

Bielefeld. Eigentlich hatten viele zum Jahreswechsel gehofft, dass die Corona-Pandemie ihren Schrecken verloren hat. Zwar fiel der Begriff &bdquo;Omikron“ häufiger in den Nachrichten, doch die Virus-Variante schien weit weg. In Bielefeld selbst sank wiederum die vorläufige Sieben-Tage-Inzidenz am 31. Dezember 2021 auf 102,8 und damit auf den niedrigsten Wert seit Oktober. Am 1. Januar fiel sie dann sogar noch unter 100 – was sollte also schon groß noch kommen? Eine Menge, wie man inzwischen weiß. Denn das Jahr 2022 entpuppte sich schon wenige Tage später nicht als das Ende der Pandemie, sondern als ihre überaus rasante Fortsetzung. Bis zum erneuten Jahreswechsel werden sich allein in den vergangenen zwölf Monaten rund 130.000 Bielefelder mit Corona infiziert haben – vom ersten amtlich bestätigten Fall am 6. März 2020 bis zum 31. Dezember 2021 waren es lediglich 29.000. Der Großteil dieser Ansteckungen erfolgte im ersten Quartal des Jahres, als die Inzidenz in schwindelerregende und für nicht möglich gehaltene Höhen schnellte. Zuvor war die Zeit zwischen Dezember und Januar 2020/21 mit vorläufigen Inzidenzen knapp über 200 einer der traurigen Höhepunkte der Pandemie gewesen, im November 2021 erreichte die Herbstwelle ohne Nachmeldungen bereits Werte über 300. Dann aber schienen ab Ende Januar 2022 alle Dämme zu brechen. Die Zahl der gemeldeten Infektionen vervielfachte sich binnen weniger Tage, am 10. Februar wurden erstmals an einem Tag mehr als 1.000 laborbestätigte Neuinfektionen registriert. Zu diesem Zeitpunkt hatte die Sieben-Tage-Inzidenz für Bielefeld ebenfalls schon den vierstelligen Bereich erreicht. Und es sollte noch dicker kommen. In den folgenden Wochen steckten sich weiter täglich mehrere Hundert Bielefelder mit Corona an. So viele, dass die im Vergleich zu früheren Wellen deutlich besser vorbereiteten, von der schieren Masse aber erdrückten Mitarbeiter des Gesundheitsamtes mit den Meldungen an das Robert-Koch-Institut nicht mehr hinterher kamen. So kam es dann, dass die vorläufige Inzidenz mitten in der Phase der höchsten Ansteckungszahlen am 23. Februar ihren Höchstwert von 1387,4 erreichte und dann plötzlich zu sinken begann. Die durch Hunderte Nachmeldungen bereinigte Inzidenz stieg wiederum erst Wochen später auf ihr Allzeithoch: Nach vier Tagen in Folge mit jeweils mehr als 1.200 Neuinfektionen schoss der Wert am 18. März auf 2065,3 – was knapp ein Jahr zuvor in Zeiten der bei einer Inzidenz von 100 greifenden Bundesnotbremse für ein Ding der Unmöglichkeit gehalten worden wäre. Gleichzeitig erreichte in Bielefeld die Zahl der mit Corona im Krankenhaus liegenden Patienten mit 186 ebenfalls einen absoluten Höchststand. Dann allerdings ging das Infektionsgeschehen langsam, aber kontinuierlich zurück. &bdquo;Die Lage hat sich beruhigt“, sagt Ivonne Berg, Leiterin der Abteilung Corona im Bielefelder Gesundheitsamt. &bdquo;Aber von einer kompletten Entwarnung kann nicht gesprochen werden.“ Denn die Pandemie blieb präsent, im Sommer sogar deutlicher als in den Jahren zuvor. &bdquo;Der Tiefstand der Sommermonate 2021 und 2020 wurde nicht erreicht“, sagt Berg. Auch die Zahl der Corona-Patienten in den Krankenhäusern zeige, wie dynamisch die Entwicklung immer wieder sein kann: Nach einer ruhigen Phase liegt er aktuell wieder bei 141 auf einem hohen Niveau. &bdquo;Erfreulicherweise ist aber die Anzahl der schweren Verläufe zurück gegangen, so dass der größte Anteil der Beschränkungen aufgehoben werden konnte“, sagt Ivonne Berg. Einen wichtigen Teil habe dazu auch die Fortsetzung der Impfkampagne beigetragen, ein &bdquo;wichtiger Baustein der Pandemiearbeit“. Der jüngste Impfbericht (Stand: 21. Dezember) gibt an, dass 89,4 Prozent der Bielefelder mindestens zwei Spritzen erhalten haben, immerhin 17,3 Prozent sind bereits vier Mal gegen Corona geimpft worden. Bis Ende des Jahres wird noch im städtischen Zentrum an der Schillerstraße geimpft, wo zuletzt pro Öffnungstag zwischen 50 und 90 Patienten vorstellig wurden. Ab dem 1. Januar gibt es den Pieks nur noch im niedergelassenen Bereich. Die große Herausforderung der vergangenen Monate war laut Ivonne Berg vor allem, die Rückkehr zu einem normalisierten Leben mit dem Schutz von vulnerablen Personengruppen und des weiter extrem unter Druck stehenden Gesundheitssystems in Einklang zu bringen. &bdquo;Das stellte für alle Beteiligten ein weiteres Mal eine Kraftanstrengung dar“, sagt die Leiterin der Corona-Abteilung, die hier vor allem den scheidenden Gesundheitsamtsleiter Peter Schmid hervorhebt. &bdquo;Ihm ist für seine Arbeit ein großer Dank und Anerkennung auszusprechen.“ Wie es in den kommenden Monaten weitergehen wird, bleibt abzuwarten. Die Inzidenz ist zuletzt wieder leicht angestiegen, die Pandemie bleibt also vorerst präsent. Aber vielleicht darf man bei diesem Jahreswechsel etwas mehr als noch im vergangenen Jahr hoffen, dass die Pandemie ihren größten Schrecken verloren hat.

Meistgelesen