Bielefelder Brautkleid-Skandal: Ein Opfer soll Schadenersatz bekommen

Bielefeld. Der Skandal um die Bielefelder Brautkleid-Betrügerin ist mehr als fünf Jahre her. Im Frühjahr 2017 hatte Manuela Wolke Anzeige gegen die damalige Chefin eines Brautmodengeschäfts in der Bielefelder Altstadt erstattet. Es stellte sich heraus, dass die 67-Jährige offenbar mehrere Kundinnen um ihre Brautkleider geprellt hatte. Die Stadt ließ ihr Geschäft kurz darauf schließen. Doch nun schloss Manuela Wolke auch das zweite Kapitel in dem Fall. Um ihre Hochzeit zu retten, war die geprellte Kundin zur Herstellerfirma bis nach Polen geeilt. Doch das von dort gelieferte Kleid war so minderwertig, dass ihr jetzt das Amtsgericht Bielefeld ein Recht auf Schadenersatz zugestand. Der Richter verurteilte die am eigentlichen Betrugsfall nicht beteiligte Herstellerfirma zur Zahlung von 2.045,25 Euro, wie nun Wolkes Rechtsanwältin Nicola Meise bestätigte. Das Traumkleid war "schlichtweg ein Witz" Und warum muss die Firma aus Wroclaw (Breslau) zahlen, obwohl sie mit dem Betrugsfall nichts zu tun hat? Manuela Wolke erinnert sich: Ihre Hochzeit war für den 15. Juli 2017 fest geplant. Kurz vorher ließ die vorbestrafte Betrügerin aus Bielefeld ihre Kundin plötzlich ohne Traumkleid stehen. Manuela Wolke kam daraufhin mit dem Hersteller überein, doch noch ihr Traumkleid zu erhalten. Anwältin Meise: &bdquo;Die Firmenchefin war nicht dazu verpflichtet. Aber sie wollte in dieser Situation helfen." Damit sei sie dem ursprünglichen Vertrag beigetreten, begründete später das Gericht. Doch das kurz darauf gelieferte Kleid sei kein Traumkleid gewesen, &bdquo;das war schlichtweg ein Witz", sagt Anwältin Meise. &bdquo;Die Nähte waren geklebt, der Stoff kratzte, das gelieferte Kleid entsprach nicht dem bestellten Produkt." Zudem sollen zusätzliche Accessoires gefehlt haben. Bei der Begutachtung des Kleides im Bielefelder Amtsgericht wurde die Diskrepanz zwischen dem bestellten Produkt und der gelieferten Ware offensichtlich. Der Richter erkannte der Klägerin Schadenersatz in Höhe eines in aller Eile beschaffenen Ersatzkleides zu. &bdquo;Dass ich damals nicht in meinem Traumkleid heiraten konnte, schmerzt mich bis heute", sagt die 51-Jährige. Brautkleid-Betrügerin aus der Bielefelder Altstadt soll untergetaucht sein Die Oldenburgerin wollte damals unbedingt ein Kleid dieser Firma. Der Laden der Bielefelderin war der einzige Händler-Standort, der sogar den Namen der Brautmodenfirma tragen durfte. Als das Geschäft dort aber platzte, reiste die Oldenburgerin zur Rettung ihrer Hochzeit nach Polen. Inzwischen sind beide Seiten in einen langen Rechtsstreit verstrickt. Zunächst gab es Streit darüber, ob der Vertrag zwischen den Parteien nach deutschem oder polnischen Recht zustande kam. In zwei Instanzen verlor das Brautmodenunternehmen. Rechtsanwältin Meise geht auch diesmal davon aus, dass die Gegenseite auch hier in Berufung gehen wird. &bdquo;Ich verstehe bis heute nicht, warum die so kämpfen", sagt die Kundin, die nun – im Gegensatz zu vielen anderen Opfern der Bielefelder Betrügerin – nicht ganz mit leeren Händen dasteht. Die inzwischen 72-jährige Betrügerin wurde übrigens von zwei Gerichten zu Haftstrafen verurteilt. Sie soll 2017 Zehntausende Euro von Kundinnen unterschlagen und die dafür vorgesehenen Brautkleider nie in Polen bestellt haben. In einer Facebook-Gruppe für Betroffene fanden sich damals 40 Frauen. Einige sagten deshalb sogar ihre Hochzeit ab. Doch das Urteil von zwei Jahren und drei Monaten Haft wegen Kreditbetrugs (die Vorwürfe zu den Hochzeitskleidern waren wegen geringerer Bedeutung fallengelassen worden), wurde wegen zweier Fehler vom Oberlandesgericht Hamm gekippt. Als nun Februar 2021 die Neuaufnahme des Prozesses anstand, tauchte die Angeklagte nicht mehr auf. Sie soll untergetaucht sein. &bdquo;Das ist das Schlimme", sagt Wolke. &bdquo;Wir haben lange gekämpft, und jetzt wird es vielleicht nie Gerechtigkeit in dem Fall geben."

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