Nach schwerem Unfall in Bielefeld: Wo dürfen Paketdienste parken?

Bielefeld. Sie gehören zur Vorweihnachtszeit wie Glühwein und Spekulatius – sorgen im Gegensatz dazu allerdings bei vielen Menschen für Verdruss und Ärger: Bielefelder Paketboten und Lieferdienste haben im Dezember Hochkonjunktur und fahren teilweise Extraschichten, um das hohe Aufkommen an Päckchen und Paketen zu bewältigen. Dabei ist das Fahren der großen Wagen weniger der Haken, eher das Halten und Parken. Im Rathaus ist das Problem bekannt: &bdquo;Es gibt für Lieferdienste viel zu wenige Stellplätze, insbesondere im Innenstadtbereich“, heißt es auf Anfrage der NW aus dem Bielefelder Ordnungsamt. Dies führt dazu, dass einige Fahrer aufgrund des Zeitdrucks beim Abstellen ihrer Wagen mitunter etwas kreativ werden – um es noch vorsichtig auszudrücken. &bdquo;Das darf aber keinesfalls zu gefährlichen Situationen führen“, heißt es vom Ordnungsamt. Und die hatte es zuletzt vergangene Woche gegeben: Weil ein Lieferwagen an der Braker Straße einen Radweg blockierte, wich ein 86-jähriger E-Bike-Fahrer auf die Fahrbahn aus, wobei er schließlich in einen Unfall verstrickt und schwer verletzt wurde. Nicht zuletzt deshalb gibt es für Lieferdienste – und auch für alle anderen Autofahrer – eindeutige Regeln. Absolut verboten Auch wenn es direkt vorm Hauseingang und nur für einen kurzen Augenblick ist, um an der Tür zu klingeln: Es gibt Stellen, an denen es laut Straßenverkehrsordnung (StVO) generell nicht erlaubt ist, mit dem Wagen stehenzubleiben. Ein absolutes Halteverbot gilt an engen und unübersichtlichen Straßenstellen, scharfen Kurven, auf Ein- und Ausfädelungsstreifen, an Bahnübergängen oder Feuerwehrzufahrten. Wer dagegen verstößt und von einem Ordnungshüter erwischt wird, muss mit einem Bußgeld von mindestens 60 Euro und einem Punkt in Flensburg rechnen. Die Ausnahmen Wenn das Halteverbot nicht absolut, sondern nur eingeschränkt ist, ist auf dem dazugehörigen Verkehrsschild statt des roten Kreuzes auf blauem Grund nur ein Schrägstrich zu sehen. Dieses Zeichen wird dort aufgehängt, wo ein auf der Fahrbahn stehendes Auto die &bdquo;Sicherheit und Flüssigkeit des Verkehrs“ nicht wesentlich beeinträchtigt, ein reguläres Parken aber nicht zugelassen werden kann. Zum Ein- und Aussteigen oder Be- und Entladen darf hier also angehalten werden. Der Unterschied zum Parken ist hier übrigens neben dem Umstand, dass das Fahrzeug nicht verlassen wird, auch der Faktor Zeit: Erst wenn ein Auto länger als drei Minuten hält, beginnt es zu parken. Und das ist dann wiederum verboten. Dies beinhaltet auch Pausen beim Ladeprozess: Wer meint, zwischen der Auslieferung zweier Pakete noch schnell eine Tasse Kaffee trinken zu können, riskiert ein Bußgeld. Die zweite Reihe Eine Sonderrolle in der StVO haben übrigens die Deutsche Post und deren Subunternehmer, die sogenannte &bdquo;Post-Universaldienstleistungen“ erbringen, also beispielsweise Briefkästen leeren. Diese dürfen tatsächlich kurzfristig auch in zweiter Reihe auf der Fahrbahn parken – aber nur, wenn es in der näheren Umgebung partout keine andere Möglichkeit gibt. Für alle anderen ist das Halten in zweiter Reihe zwar erneut zum Be- und Entladen oder zum Ein- und Aussteigen erlaubt, das Parken aber strikt verboten. Für die Paketboten bedeutet dies: Fahren sie allein und verlassen zum Abliefern das Fahrzeug, begehen sie – auch wenn es nur eine Minute dauert – eine Ordnungswidrigkeit. Ladezonen Dass es die Bielefelder Autofahrer nicht immer so genau mit Verboten nehmen, ist nichts Neues. Im Jahr 2021 meldete das Ordnungsamt 137.562 geahndete Parkverstöße. Damit den Lieferdiensten und Paketboten durch rücksichtslose Autofahrer nicht auch noch die wenigen möglichen Stellplätze genommen werden, sind einige Standorte im Stadtgebiet mit dem zusätzlichen Schild &bdquo;Ladezone“ versehen worden. Dies unterstreicht, wie dringend der Platz benötigt wird – eine rechtliche Relevanz haben die Verkehrszeichen allerdings nicht. Geh- und Radwege Hier ist die Straßenverkehrsordnung wieder eindeutig und strenger: Rad- und Gehwege gehören Fahrradfahrern und Fußgängern, es darf nicht darauf gehalten oder geparkt werden. Für die Bielefelder Fußgängerzone gilt dies nur eingeschränkt: Sie ist von 6 bis 10.30 und von 19 bis 22 Uhr für den Lieferverkehr freigegeben. Und auch jenseits dieser Zeiten müssen Passanten hin und wieder mit Autos rechnen: &bdquo;Es können Ausnahmegenehmigungen beantragt werden“, heißt es aus dem Amt für Verkehr. Doch egal wann der Paketbote oder Lieferdienst die Fußgängerzone befährt: Er ist gehalten, den schnellsten und kürzesten Weg zum Zielort zu nehmen. Und auch hier gilt: Halten erlaubt, Parken verboten.

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