21-Jähriger auf Bielefelder Supermarkt-Parkplatz ins Koma geprügelt

Bielefeld. Dass Terence M. (Namen aller Betroffenen geädert) heute wieder so vor Gericht auftreten kann wie nun geschehen, grenzt beinahe an ein Wunder. Der 21-jährige Mann aus Oerlinghausen war im Januar bei einem Streitgespräch von seinem Gegenüber mit mehreren heftigen Faustschlägen zu Boden geschlagen worden, wobei er sich schwerste Kopfverletzungen zugezogen hatte. Das Amtsgericht verurteilte den Täter, einen ebenfalls 21 Jahre alten Bielefelder, nun wegen gefährlicher Körperverletzung zu einer Jugendstrafe von drei Jahren. Am 29. Januar dieses Jahrs wartete der nun angeklagte Safak F. kurz nach Mitternacht auf dem Parkplatz des Combi-Supermarkts im Bereich der Altenhagener Straße/Amtmann-Bullrich-Straße in Heepen. Dort wollte er den aus Oerlinghausen stammenden Terence M. eindringlich daran erinnern, dass dieser ihm noch 100 Euro schulde. Die Verbindlichkeiten stammten mutmaßlich aus vorangegangenen Marihuana-Geschäften, zu den Hintergründen des Geschehens mochten weder F. noch M. vor Gericht etwas sagen. Als Terence M. schließlich in Begleitung mehrerer Freunde an dem Parkplatz erschien, kam es zu einem Streitgespräch der beiden jungen Männer. Schließlich schlug Safak F. mehrfach - und offenbar mit großer Wucht - seinem Gegenüber mit einer Faust ins Gesicht. Terence M. stürzte ungebremst mit dem Kopf auf den Asphalt und blieb röchelnd liegen. Safak F. verließ den Ort des Geschehens, die hinzueilenden Freunde des Gestürzten riefen einen Rettungswagen. Täter und Opfer haben sich mittlerweile ausgesprochen Keine Minute zu früh: Wäre Terence M. 20 Minuten später im Krankenhaus eingetroffen, so hätte er das Geschehen wohl nicht überlebt. Durch die wuchtigen Schläge und den anschließenden Aufprall auf dem Boden hatte er ein schweres Schädel-Hirn-Trauma, eine Hirnblutung nebst multiplen Frakturen im Gesicht und der Zähne erlitten. In mehreren Operationen retteten die Ärzte sein Leben. Mehrere Tage lang lag M. im künstlichen Koma. Und auch nachdem er wieder bei Bewusstsein war, sah es zunächst noch so aus, als bleibe er ein Pflegefall. Doch nach mehreren Wochen im Krankenhaus und einmonatiger Reha hatte er sich bis auf ein paar - nach seinen Angaben kleinere - Einschränkungen weitgehend erholt, arbeitet mittlerweile auch wieder. Zunächst waren die Ermittler von einem versuchten Tötungsdelikt ausgegangen, die Polizei hatte noch in der Tatnacht die Mordkommission "Heepen" eingerichtet. Letztlich klagte die Staatsanwaltschaft das Geschehen jedoch als gefährliche Körperverletzung an, weshalb es nun zur Verhandlung vor einem Jugendschöffengericht kam, da Safak F. zur Tatzeit noch Heranwachsender war. Vor Gericht räumte er das Geschehen ohne Umschweife ein und entschuldigte sich nochmals bei dem Geschädigten. Die beiden Männer hatten sich bereits im Vorfeld ausgesprochen, Terence M. berichtete, dass F. gefragt habe, ob er Geld oder Hilfe brauche. "Wir sind im Guten auseinander gegangen", so der junge Mann aus Oerlinghausen. Verteidiger Carsten Ernst hatte zuvor namens seines Mandanten erklärt, dass dieser die volle Verantwortung für das Geschehen übernehme. "Er hat die Schläge ausgeführt", so Ernst, "aber er hatte überhaupt kein Bild von der Dimension: M. ist umgefallen, und F. ging weg - für ihn war die Sache erledigt." Eine Bewährungsstrafe erschien dem Gericht nicht angemessen Das Jugendschöffengericht unter dem Vorsitz von Richterin Diana Stratmann verurteilte Safak F. schließlich wegen gefährlicher Körperverletzung zu einer Jugendstrafe von drei Jahren. Damit lag das Gericht deutlich über den Anträgen von Verteidiger Carsten Ernst und auch Staatsanwältin Julia Schikowski, die beide eine Bewährungsstrafe für F. beantragt hatten. Das Geschehen sei mit dem heutigen Tag für Terence M. noch lange nicht zu Ende, da noch gar nicht absehbar sei, was die Tat mit dem Körper in späteren Jahren eventuell noch mache, sagte Stratmann in der Urteilsbegründung: "Aufgrund der schwerwiegenden Folgen ist eine Strafe im bewährungsfähigen Bereich nicht mehr angemessen."

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