Der Soundtrack im Leben von Britta Haßelmann

Bielefeld. &bdquo;Wir wollen durch dein Leben reisen“, so begrüßt die Bielefelder Schauspielerin und Anchorwoman des Abends, Christina Huckle, ihren Premieren-Talkgast Britta Haßelmann im Foyer der Rudolf-Oetker-Halle. Ein Abend voller Überraschungen, ein Abend, den wohl auch die Protagonistin in lebendiger Erinnerung behalten wird. &bdquo;Ja, ich bin jetzt durchaus erleichtert“, gesteht Haßelmann am Ende des Abends. Die Bielefelder Vorsitzende der Bundestagsfraktion der Grünen hatte nach ihrem Bekunden eine derartige Veranstaltung noch nicht erlebt. Talkshows, Lanz und Maybrits kennt sie schon, Bankdrücken im Bundestag (seit 17 Jahren) erst recht. Aber an diesem Abend will man durch ihr Leben reisen, ihr musikalisches Leben. Welche Musik hat sie geprägt, welche Konzerte hat sie besucht? Wie hört sich das &bdquo;Mix-Tape“ ihrer Jugend an? Britta Haßelmann verließ für zwei Stunden ihre Komfortzone als Abgeordnete, sie plauderte angenehm gelockert und gelöst aus ihrem (musikalischen) Nähkästchen. Die Musik von ABBA und Harpos &bdquo;Moviestar“ schießen Haßelmann als erstes in den Kopf, das habe sie wohl noch im Elternhaus gehört in der zweiten Hälfte der 1970er in ihrer niederrheinischen Heimat. Britta war damals ein Teenager. Zu Weihnachten in Kaltenkirchen bei Oma wurde Freddy Quinn auf den Telefunken-Plattenspieler gelegt. Oma trug zur Feier des Tages einen weißen Kittel und keinen Geblümten. Später dann ging es in die Dorfdisco (&bdquo;Das war schon ein echter Brüller, aber keine Details bitte“), was man damals hörte war: &bdquo;Dancing Queen, young and sweet only seventeen“. Das Alter kommt in etwa hin bei Britta, die damals in Geldern ein Mädchengymnasium besuchte. &bdquo;Das gibt es heute noch“, weiß Haßelmann. Weihnachten mit Oma und Freddy Quinn Im Februar 1982 kam Haßelmann nach Bielefeld, ihre erste Bleibe hatte sie oberhalb der heutigen &bdquo;Mondo“-Buchhandlung an der Elsa-Brändström-Straße. &bdquo;Mentalitätsmäßig war Bielefeld ein Kulturschock für mich“, gesteht sie. &bdquo;Karstadt hatte offen am Rosenmontag“, das verstand sie nicht. Und auch nicht, dass alle immer nur das Nötigste sprechen. Sie hörte Platten von Crosby, Stills, Nash & Young, &bdquo;das hat mir was bedeutet“, erinnert sich Haßelmann. In der Bielefelder Hausbesetzer-Szene hat sie gelernt zu verhandeln, mit Erfolg, wie sie sagt: &bdquo;Der Kamphof steht noch, der Flughafen Jöllenbeck wurde nicht gebaut – es lohnt sich, sich einzumischen“. Eric Clapton hat Haßelmann in der O2-Arena gesehen, Sting auf der Waldbühne. Auch Nina Hagen und Miles Davis gehören zum Soundtrack im Leben von Britta Haßelmann. Letztgenannten hat sie in der Gütersloher Stadthalle sehen und hören dürfen. &bdquo;London, Paris, Nizza, Gütersloh – das waren die Stationen von Miles Davis“, weiß sie noch und weiter: &bdquo;Ich bin versunken in seine Musik“. David Bowie war nicht so ihr Ding, wohl aber – viel früher – Udo Lindenberg. Sein Konzert besuchte sie in der Düsseldorfer Philipshalle. Als sein Name fiel, nahm Christina Huckle diesen dankend auf und erzählte von dem Unbill, den der Panikrocker seinerzeit – im Februar 1975 – in der Oetkerhalle verbreitete. Von demolierten Garderoben ist hier die Rede, von ungestümen Verhalten, das dazu führte, dass Udo ein Hausverbot ausgesprochen bekam im ehrwürdigen Konzerthaus. Auftritt Michael Heicks, Gast der &bdquo;Don’t stop the music“-Veranstaltung und Intendant sowie Hausherr der Rudolf-Oetker-Halle: Kraft seines Amtes hebt er coram publico das Hausverbot für Udo Lindenberg auf – gültig ab sofort! Das Verbot gilt (galt) seit fast fünfzig Jahren – ein historischer Moment. Udo Lindenberg darf wieder in die Oetkerhalle Die zwei Talk-Stunden vergingen wie im Fluge, für das bestens unterhaltene Publikum und auch für Christina Huckle, die sich eigentlich noch mehr vorgenommen hatte. Sie umrahmte die Gesprächspassagen immer wieder mit vorzüglichen Gesangseinlagen, begleitet von einer großartig und einfühlsam aufspielenden Live-Band oder &bdquo;hybrid“ vom Kassettenrekorder. So sang sie ein Duett mit Sting (&bdquo;It’s probably me“), an der Gitarre bei dem Stück spielt Eric Clapton. Die Entscheidung, mit Britta Haßelmann diese neue Veranstaltungsreihe zu starten, erwies sich als richtig. Ein gelungener Abend, überraschen, unterhalsam, amüsant. Das letzte Wort sei Britta Haßelmann gegönnt: &bdquo;Ich bin jetzt vierzig Jahre hier in Bielefeld und ich bin Bielefelderin, das weiß der ganze Bundestag“.

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