Überraschender Immobilien-Deal im Bielefelder Süden

Bielefeld. In der Auseinandersetzung um den Standort für ein neues Kunstdepot in Bielefeld zeichnet sich jetzt eine Lösung ab. Nach Informationen dieser Zeitung verhandelt die Westfälisch-Lippische Vermögensverwaltungsgesellschaft (WLV), ein Tochterunternehmen des Landschaftsverbandes Westfalen-Lippe, mit der Firma Goldbeck über die Übernahme des früheren Druckhauses der Neuen Westfälischen in Sennestadt. Eine Immobilien-Investmentfirma der Familie Goldbeck hatte das Druckereigelände im Sommer erworben. Clausen kündigt Verzicht auf Wald an Zunächst hatte Oberbürgermeister Pit Clausen (SPD) vorgeschlagen, das Depot auf der Fläche des Sprungbachwaldes in Sennestadt anzusiedeln. Dagegen hatte sich massiver Widerstand gebildet. Naturschutzverbände, aber auch die Sennestädter Bezirkspolitiker lehnten das Vorhaben ab. &bdquo;Wir stehen mit einem Unternehmen über ein bebautes Gewerbegrundstück im Bielefelder Süden in Verhandlungen“, hatte Clausen dann im Oktober den Verzicht auf den Standort Sprungbachwald angekündigt. Thema in Sennestadt heiß diskutiert Noch in der jüngsten Sitzung der Sennestädter Bezirksvertretung wurde das Thema heiß diskutiert. Dort wurden zudem bereits versiegelte Standorte mit der Möglichkeit der Nachnutzung in anderen Stadtbezirken, etwa die Industriebrache der ehemaligen Metallwerke Windelsbleiche in Senne, ins Spiel gebracht. Dem Senner Bezirksbürgermeister Gerhard Haupt zufolge wird sein Bezirk allerdings bei der Standortsuche nicht mehr in Betracht gezogen. Zusammenarbeit von Stadt und WLF Bereits im Frühjahr 2021 hatten Clausen und Matthias Löb, der damalige Direktor des Landschaftsverbandes Westfalen-Lippe, einen Letter of Intent, eine Absichtserklärung, zum Bau des Depots unterzeichnet. Es soll nicht nur Museumsgüter aus Bielefeld aufnehmen, sondern auch aus Museen der Nachbarkreise Herford und Gütersloh. Das Depot ist eines der Projekte, das aus der Regiopol-Zusammenarbeit zwischen dem Oberzentrum Bielefeld und den Nachbarkommunen entstanden ist. Präferenz für Sprungbachwald Bodo Strototte, Geschäftsführer der WLV, sagte am Dienstag auf Anfrage, zu Grundstücksgeschäften könne der WLV grundsätzlich nicht Stellung beziehen. Er betonte, dass aus seiner Sicht der Sprungbachwald der geeignetste Standort für das Museumsdepot bleibe. Vergleichbares Depot in Münster In Münster betreibt die WLV ein vergleichbares Depot. Dort sind beispielsweise auch die notwendigen klimatechnischen Voraussetzungen gegeben, um wertvolle Kunstwerke bei fixen Temperaturen einzulagern. Acht Museen nutzen die Lagerfläche von 10.000 Quadratmetern. In Bielefeld ist nach ersten Überlegungen ein 60 mal 60 Meter großer, drei- bis viergeschossigen Bau mit bis zu 16 Metern Höhe und bis zu 4.000 Quadratmetern Geschossfläche geplant. 13,1 Millionen Euro hatte Strototte im Sommer als mögliche Baukosten genannt. Dies sei preiswerter als der Umbau einer Industriehalle, hatte er damals erklärt. Museen brauchen dringend Platz Die WLV tritt bei dem Depot als Vermieter auf, will den Nutzern langfristig ausgelegte Mietbedingungen und Flexibilität bei der Nutzung der Depotflächen bieten. Dass dringend Depotraum benötigt wird, zeigt sich am Beispiel der Bielefelder Kunsthalle. Im Depot des Ausstellungshauses schlummern mehrere hundert Kunstwerke, ein Teil ist bereits ausgelagert. Das Depot der Kunsthalle befindet sich in deren Souterrain. Bei Starkregen-Ereignissen könnte Wasser eindringen. Außerdem steht in den nächsten Jahren die Sanierung des Gebäudes an, es wird noch mehr Raum als Zwischenlager für die Kunstwerke benötigt. Aber auch die Museen in den Nachbarkreisen benötigen dringend Platz für ihre Exponate.

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