Bielefelder Medienarchivar sucht dringend Helfer und Lager

Bielefeld. Nach dem verheerenden Brand im Filmarchiv an der Treppenstraße im August bot sich Medienarchivar Frank Becker ein Bild der Verwüstung. Zahllose unersetzbare Filmrollen waren durch Hitze und Löschwasser zerstört. Inzwischen ist das Lager geschlossen, die finanziellen Forderungen sind überschaubarer geworden. Doch überstanden hat der 62-Jährige die Folgen des Unglücks noch lange nicht. Aktuell sucht er Helfer bei der Reinigung der geretteten, aber stark verrußten Filmdosen und einen neuen Lagerraum. Unterbringung im Bunker Eine Sorge weniger, dachte Frank Becker noch vor wenigen Tagen. Er war im Gespräch mit einer Brackweder Firma über ein Lager, und es sah alles gut aus. Zu klären waren noch Details, zudem musste der Transport des geretteten Materials aus der Zwischenlagerung in zwei Luftschutzbunkern in die neue Bleibe organisiert werden. Nun aber ist, "nach eingehender Prüfung", so der Brackweder, das Angebot zur Einlagerung zurückgezogen worden. "Damit sind wir wieder am gleichen Punkt wie vor zwei Monaten: Wir suchen einen Lagerraum mit rund 100 Quadratmetern." Feuergefährliches aussortiert Die Gefahr einer weiteren Selbstentzündung wie an der Treppenstraße schließt der Medienarchivar aus. Dort hatte sich Ende August der Streifen "Waldschule Senne" von 1927 entzündet, wie die Kripo ermittelte. Eigentlich hatte Becker sämtliche ältere, feuergefährliche Filmdokumente bereits vor zehn Jahren aussortiert und ins Bundesarchiv nach Berlin-Hoppegarten gebracht. Andere ging ans österreichische Staatsarchiv nach Wien. "Aber diese eine Rolle haben wir übersehen." Die Flammen haben sie vernichtet. Prüfung durch Historiker Becker, sein Team vom Bielefelder Medienarchiv (MAB) sowie die Historiker Ralf Springer vom Landschaftsverband Westfalen-Lippe und Jochen Rath vom Stadtarchiv plus Mitarbeiter haben inzwischen alles erneut überprüft, aber kein älteres Material mehr gefunden. "Sie haben jede einzelne Dose aufgemacht", so der Medienfachmann. "Alles ehrenamtlich. Ich kann mich dafür nur bedanken." Er erklärt, dass bei neueren Filmen ab der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts ein sogenannter Sicherheitsfilm mit Triacetat und Polyester eingesetzt werde. "Da kann nichts mehr passieren." Einnahmequelle hakt Nach Wien sowie zu anderen Archiven, Museen und Programmkinos bundesweit unterhält Becker gute Kontakte: Er schickt historisches Filme zur öffentlichen Vorführung dorthin. "Zurzeit läuft beispielsweise im Metro in Wien ,Das Narrenschiff' von uns." Pro Jahr gebe es rund 100 solcher Auslieferungen. Diese Ausleihen sind aktuell aufgrund der Brandkatastrophe allerdings nur bedingt möglich - und damit läuft eine wichtige Einnahmequelle nicht mehr rund. Hohe Schulden Dabei ist das MAB gerade jetzt auf Einkünfte dringend angewiesen. Zwar sei für die Schäden am Haus in der Treppenstraße die Gebäudeversicherung eingesprungen. Gleichwohl verbleibe für die Säuberung und Räumung "ein mittlerer fünfstelliger Betrag", so Becker. Ein kleiner Teil ist durch Spenden gedeckt, doch der Rest lastet schwer auf ihm. "Und wie hoch der Sachschaden durch die verbrannten Filme ist, das ist kaum zu beziffern." Filmdosen scheuern Erst wenn ein neues Lager gefunden ist, könne man mit dem Reinigen richtig beginnen, sagt der 62-Jährige. Er hat gleichwohl in seiner Küche schon mal angefangen. "Dosen scheuern, abspülen, abtrocknen, Film wieder einlegen", all das gehöre zu seiner täglichen Arbeit. Abschließend muss neu etikettiert und der Streifen im digitalen Archiv eingepflegt werden. Wenn mehr Platz zur Verfügung stehe, könnten freiwillige Helfer mit aktiv werden. "Viele Hände schaffen viel." Prominente Gäste Das Classic-Kino Melodie in der Aula der Brackweder Realschule pausiert derzeit. "Wir überlegen ob wir im nächsten Jahr wieder starten", sagt Becker. "Im Moment ist das nicht mehr leistbar." Unvermindert weiter geht es aber mit seiner Bürgerfunksendung Funkjournal. Am 24. August steht Peter Eul, Präsident der Handwerkskammer OWL zu Bielefeld, Rede und Antwort. Auch der nächste Gast ist bereits gefunden: die Bielefelder Polizeipräsidentin Sandra Müller-Steinhauer.

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