Bielefelder Weihnachtsgeschichte feiert Premiere

Bielefeld. Kein Weihnachten ohne die Weihnachtsgeschichte von Charles Dickens. Im Spiegelzelttheater im Ravensberger Park gibt es dieses Jahr eine spezielle Bielefelder Variante. So sehr sie sich auch am Original orientiert, so anders und vor allem humorvoller ist die Inszenierung dann doch. Angesiedelt ist die adaptierte Geschichte in Bielefeld um das Jahr 1805. Egal wo man in diesem Spiegelzelt sitzt, die Perspektive auf die Bühne ist hervorragend. Das Licht und die Farben entfalten sich in den Hunderten von Spiegeln und geben faszinierende Einblicke in die Show. 200 geladene Gäste, Vertreter aus Politik und Wirtschaft, Sponsoren und Partner erlebten einen Abend voller Artistik, Musik, Gaumenschmaus und viel Humor. Schon nach kurzer Zeit war der Alltag vergessen. Weihnachten? Was für ein Humburg! Ekkehart Kniepekopp (Jens Asche) hält nichts von Freudenfesten, von Mildtätigkeit oder Nächstenliebe. Er ist eher das, was man als Geizkragen, Stinkstiefel oder – hier in Ostwestfalen – als Kotzbrocken bezeichnet. In seinem Kontor für Leinen, Flachs und Hanf führt er ein strenges Regiment. Sehr zum Leidwesen von Robert Kuller (Pascal Pawlowski), seinem Buchhalter, der gerne mal zum &bdquo;Fest der Liebe“ seiner Familie eine knusprige Gans auf den Tisch stellen würde. Das geht aber nicht bei den paar Talern, die er bei dem kniepigen Kniepekopp verdient. Polonaise zu 80er-Jahre-Hits Wer jetzt eine Nähe zu Charles Dickens Weihnachtsgeschichte erkennt, liegt völlig richtig. Am Donnerstagabend war die Premiere für deren ostwestfälischen Variante im Spiegelzelt im Ravensberger Park. Und noch bis 30. Dezember kann die ostwestfälische Dickens-Variante in besonderer Atmosphäre erlebt werden. Die drei Engel aus dem Bielefelder Osten, Gunda (Alina Schümann), Victoria (Rathel Fuhrimann) und Zachäus (Martin Noort), haben zwei Probleme: Wie kann man den grantigen Kniepekopp besänftigen, ihn läutern, und wie kann der Holländer Zachäus seine &bdquo;Ausbildung“ zum &bdquo;richtigen“ Engel, mit Flügeln dran, beenden? Harte Arbeit also für die drei Engel vom Stadtholz. Victoria, alter Bielefelder Landadel, erinnert Kniepekopp an seine Kindheit in Jöllenbeck und an seine einzige große Liebe im Leben, Isabell hieß sie. Da hat sie ihn schon fast weich gekocht – Hallelujah! Die Stimme von Rathel als weißer Engel Victoria sticht heraus bei den Gesangseinlagen des Abends, keine Frage. Die himmlische Leonard Cohen/Jeff Buckley-Hymne &bdquo;Hallelujah“ beschert dem Premierenpublikum im vollbesetzten Spiegelzelt erste Gänsehaut-Momente, Weihnachtsgefühle kommen auf. Es reicht noch nicht für Kniepekopp, er kann nicht, wie er sagt, &bdquo;von Liebe leben, ich will mehr!“. Der zweite Engel, Gunda – oder heißt es jetzt &bdquo;Engelin“ – ernährt sich gerne von Storck Riesen und Werthers Echte. Sie versucht es mit dem klassischem Krippenspiel. Bei ihr in Bethlehems Stall sind allerdings ein Mammut, ein Opossum und Hennen zu Gast. Und der Zimmermann aus Rotterdam (Engel-Azubi Zachäus) trägt einen Glitzeranzug. Hier spürt man die Handschrift von Autor Oliver Geilhardt, der in der Komödie am Klosterplatz (Mitveranstalter des Spiegelzeltes) schon einige Stücke auf die Bühne brachte. So zuletzt &bdquo;Fischer sucht Frau“, &bdquo;Schwiegeralarm“ und &bdquo;Brandheiß“. Hier wird es lustig, klamaukig, trashig. Da beginnt Kniepekopp mit seinen Engeln Polonaise zu tanzen nach der Melodie von &bdquo;Feliz Navidad“. Da taucht der 80er NDW-Hit &bdquo;Engel 07“ von Hubert Kah auf genauso wie Kate Perrys &bdquo;Fireworks“, da wird Gollums &bdquo;Schschschatz“ aus &bdquo;Der Herr der Ringe“ ausgegraben und da wird zotig darauf verwiesen, dass der olle Kniepekopp sogar so geizig ist, dass er seinen Silberblick mit ins Grab nimmt. So weit kommt es nicht, das Grab bleibt leer, das Stück hat sein Happy End, Zachäus seine Flügel, Gunda ihre Riesen und das Publikum seine helle Freude. Das ist nicht selbstverständlich angesichts der Tatsache, dass, wie Jens Asche verriet, nur ein gutes Dutzend Proben ausreichen mussten für dieses turbulente, manchmal sehr poetische und wenig besinnliche Schauspiel-Spektakel. Auch hatte es wenig mit der Dickens’schen Romanvorlage gemein, was einige bedauerten. Aber, so der Kniepekopp-Darsteller nach der Aufführung: &bdquo;Du willst als Schauspieler immer geliebt werden“. Und das ist final sogar ihm, dem &bdquo;Scrooge“, dem Geizigen, gelungen. Drei-Gänge-Menü zubuchbar Die Vorstellungen im Spiegelzeltes im Ravensberger Park finden immer donnerstags bis samstags ab 19.30 Uhr und sonntags ab 14.30 Uhr statt. Karten für die Aufführungen der &bdquo;Bielefelder Weihnachtsgeschichte“, durchgeführt von &bdquo;Stratmann-Event“ sind erhältlich bei der NW in der Niedernstraße und online unter www.nw.de/events. Sie kosten zwischen 36 und 55 Euro (zuzüglich zwei Euro Gebühr). Zusätzlich kann ein &bdquo;Spiegelzelt 3-Gänge-Menü“ vom Caterer &bdquo;Rosendahl“ und &bdquo;Die Kocherei“ für 39,90 Euro gebucht werden.

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