"Wir haben keine Wahl": Das Bielefelder Impfzentrum muss zum Jahresende schließen

Bielefeld. Das städtische Impfzentrum an der Schillerstraße wird mit dem neuen Jahr Geschichte sein. Wie Leiter Ingo Schlotterbeck vom Arbeiter-Samariter-Bund (ASB) am Donnerstag auf Nachfrage bestätigt, wird das Impfzentrum Bielefeld zum 31. Dezember 2022 schließen. Für immer. &bdquo;Das ist uns Anfang der Woche in einem Gespräch mit dem Gesundheitsamt mitgeteilt worden.“ Die Leiterin der Corona-Abteilung bei der Stadt, Ivonne Berg, erklärt: &bdquo;Wir haben keine Wahl.“ &bdquo;Wir müssen so entscheiden, das sieht der aktuelle Impferlass des Ministeriums für Arbeit, Gesundheit und Soziales (MAGS) des Landes Nordrhein-Westfalen vom 9. November so vor.“ Alle stationären Angebote seien demnach bis Ende Dezember zurückzubauen und zu schließen, so Berg. &bdquo;Das betrifft alle Impfpartner von uns: Neben dem großen Impfzentrum an der Schillerstraße dürfen auch Anbieter Testzentren PVM, der sein Impfangebot bereits runtergefahren hat, und das DNT Impf- und Testzentrum an der Friedenstraße nicht mehr stationär impfen.“ Der Hintergrund: Weil die Refinanzierung der Impfzentren durch den Bund endet, hat auch das Land NRW die Förderung eingestellt. &bdquo;Das Ministerium will das Thema Impfungen wieder in die Hand der Hausärzteschaft legen“, sagt Berg. Hausarztpraxen sollen in Zukunft Ansprechpartner für die Corona-Impfungen sein - ist das machbar? 50 bis 100 Impfdosen würden im Moment an der Schillerstraße noch pro Tag ausgegeben, sagt Impfzentrumleiter Schlotterbeck vom ASB. Es sind 400 bis 600 Impfungen pro Woche. Rund 40 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter seien dafür im Einsatz. &bdquo;Von Hochzeiten, an denen wir mehr als 2.000 Impfungen pro Tag durchgeführt haben, sind wir inzwischen weit entfernt.“ Deshalb hält es auch Theodor Windhorst, ärztlicher Leiter im Impfzentrum, für sinnvoll, dass die Corona-Impfungen Teil der Regelversorgung durch die Hausarztpraxen werden sollen. Seit Oktober habe das Team &bdquo;drei Wochen noch einmal richtig viel zu tun gehabt“ und die Öffnungszeiten ausgeweitet. Inzwischen gehe die Nachfrage nach den angepassten Omikron-Impfstoffen jedoch zurück. &bdquo;Wir haben inzwischen eine gute Durchimpfung in Deutschland“, erklärt Windhorst. Laut einer Statistik hätten inzwischen 93 Prozent der Bevölkerung Antikörper im Blut – durch Impfungen oder eine durchgemachte Covid-19-Infektion. Und wenn die Corona-Winterwelle trotzdem noch einmal hochschwappen sollte? &bdquo;Auch dann machen wir Ende des Jahres dicht, das ist entschieden“, so Windhorst. Nach wie vor sei jedoch ein großes Problem bei Corona, dass – anders als bei Influenza – keine Medikamente zur Behandlung von Corona zur Verfügung stünden. &bdquo;Die benötigen wir jetzt so schnell wie möglich. Wir müssen aber auch mit dem Virus dauerhaft leben. Deshalb ist es richtig, die Impfung wieder in die Hände der Hausärzte zu übergeben.“ Dies sei zudem möglich, so Windhorst. &bdquo;Die Hausärzte sagen, dass sie das können.“ Lesen Sie auch:Bielefelder Apotheker können jetzt Corona- und Grippeimpfungen anbieten Das Gesundheitsamt bewertet die Schließung als "großen Umbruch" Im Februar 2021, als die ersten Corona-Impfstoffe zur Verfügung standen, hatte das Bielefelder Impfzentrum unter der Führung des ASB seine Türen geöffnet. Damals noch im Konferenzzentrum hinter der Stadthalle und auf einem Gipfel der Pandemie. Es folgte die vorübergehende Schließung im Spätsommer 2021, die nach wenigen Wochen in Windeseile rückgängig gemacht werden musste: Die hohe Nachfrage nach der Drittimpfung hatte da bereits zu teils chaotischen Zuständen bei mobilen Impfangeboten in der Stadt geführt. &bdquo;Damals haben wir übergangsweise an der Radrennbahn das Impfzentrum hochgezogen“, erinnert sich Schlotterbeck. &bdquo;Das war Krisenmodus. Jetzt erleben wir eine Normalisierung.“ Schlotterbecks letzte Amtshandlung als Leiter wird nun die Abwicklung des Impfzentrums sein. &bdquo;Es war uns immer klar, dass das kommen wird. Wir haben viele Phasen der Pandemie erlebt, viel dazugelernt. Wir haben das Impfzentrum aufgebaut, wir kümmern uns jetzt auch um den Abbau.“ Ein Teil der Mitarbeiter werde neue Aufgaben übernehmen, andere müssen neue Jobs finden. Die Kühlschränke werden abgebaut. Das gesamte Inventar soll anderweitig verwendet oder abgegeben werden. Es ist ein Abschied für immer, macht Windhorst deutlich. Bis zum letzten Tag soll in Bielefeld jetzt noch weitergeimpft werden &bdquo;Das ist ein großer Umbruch, auch für uns im Gesundheitsamt“, sagt Corona-Abteilungsleiterin Berg. &bdquo;Es wird wohl noch die Möglichkeit für mobile Impfaktionen geben, aber nur jeweils mit Genehmigung des Ministeriums.“ Bis zum 25. November solle nun alles normal weiterlaufen an der Schillerstraße. Dann wird schrittweise runtergefahren. &bdquo;Wir werden aber bis zum letztmöglichen Tag weiter Impfungen anbieten, also bis zum 30. Dezember“, verspricht Berg. Möglichste viele Bielefelder sollten das Angebot noch nutzen können.

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