Bielefelder Schulleiterin hat bereits die nächste verantwortungsvolle Aufgabe im Blick

Bielefeld. Im Foyer der Brackweder Realschule drängen sich die Gäste aus Politik, Verwaltung, dem Stadtbezirk Brackwede, Schulkollegen und Elternvertreter. Überall wuseln Schülerinnen und Schüler, bieten FFP2-Masken, Ohrenstöpsel, Info-Flyer, Getränke und Snacks an. Rektorin Annette Bondzio-Abbit steht mittendrin, mit strahlendem Lächeln, hellwach, von allen Seiten ansprechbar – wie gewohnt. Und doch ist nicht alles wie immer: An diesem frühen Freitagnachmittag feiert die zierliche Pädagogin ihre offizielle Verabschiedung. Bis zu ihrem endgültig letzten Schultag dauert es aber noch ein wenig. Gleichwohl: Am heutigen Samstag schon, pünktlich um 10 Uhr, legt die quirlige 63-Jährige den Grundstein für ihr neues Leben im Ruhestand. Dann beginnt das Auswahlverfahren für die künftigen Notfallseelsorger der Polizei und Feuerwehr. &bdquo;Das ist eine richtige Ausbildung“, berichtet die Wahl-Brackwederin, die einen Sohn und eine Tochter hat, in Glücksstadt geboren ist; und die sich sichtlich auf die neue Herausforderung freut. &bdquo;Aber ich möchte auch mehr Zeit für meinen Mann, meine Kinder und meinen Enkelsohn haben.“ Reisen – etwa in ihre Heimatstadt oder nach Mexiko – sowie Stricken und Kochen (&bdquo;Ja, wirklich!“) stehen ebenfalls auf ihrer nachschulischen Agenda. Doch jetzt ist erst einmal die Verabschiedungsfeier, mit rund 320 Gästen. Es hätten deutlich mehr sein können, doch wegen Corona wurde die Anzahl eingeschränkt. &bdquo;Es sollen sich ja alle wohlfühlen“, sagt Annette Bondzio-Abbit. Der Satz könnte auch für die ganze Schule gelten. Denn dass sich dort alle heimisch fühlen, ganz besonders die Schülerinnen und Schüler, das war und ist ihr ein ganz wichtiges Anliegen. So bekommen die Jugendlichen täglich frisch zubereitetes Essen, frisches Mineralwasser jederzeit umsonst. Und sie engagieren sich selbst, als Schulsanis, Medien-Buddies, Streitschlichter oder Sporthelfer für ihre Realschule. Friedensmarsch auf dem Brackweder Kirchplatz Unter der Leitung von Annette Bondzio-Abbit wurde die Einrichtung mehrfach ausgezeichnet. Seit sie 2008 Schulleiterin geworden ist, hat sich aber noch viel mehr getan: 2009 wurde hier der Ganztag eingeführt, 2010 die erste internationale Klasse unterrichtet (heute sind es sechs), 2012 wurde die Realschule offiziell zur &bdquo;Schule ohne Rassismus, Schule mit Courage“, 2019 zur Talentschule. Und noch in diesem Jahr organisierte die Rektorin mit ihrer Schülerschaft einen Friedensmarsch auf dem Brackweder Kirchplatz. Mit zahlreichen Fortbildungen hielt sich die Pädagogin auf dem aktuellen Wissensstand, sei es zu neuen Unterrichtsformen, zur gemeinsamen Beschulung von Jugendlichen mit und ohne Behinderung oder zu sexuellem Missbrauch. Zudem mischte sie in vielen Arbeitskreisen mit, organisierte und leitete auch selbst Weiterbildungen. &bdquo;Mit ihrem Engagement und Herzblut hat sie viele Hürden aus dem Weg geräumt oder übersprungen“, sagt die Leitende Regierungsschuldirektorin Therese Dallmeier in ihrer Festrede und lobt die Zielstrebigkeit, den Sachverstand und das innovative Denken der scheidenden Rektorin. Deren Nachfolge ist noch offen, das Auswahlverfahren läuft. Annette Bondzio-Abbitt hofft, dass sie den Generalschlüssel für die Schulgebäude an ihrem letzten Tag, am 31. Januar 2023, an ihren Nachfolger übergeben kann. Doch nun wird erst einmal gefeiert, mit einigen offiziellen Reden und mit Musik, mit der Schülerband und der schuleigenen Sambagruppe Samba Rua Viva. Auch beim Samba-Autritt ist die zierliche Rektorin wieder mittendrin: mit einer riesigen Trommel vor dem Bauch und wild wirbelnden Stöcken. &bdquo;Das finde ich wirklich gut“, meint eine Frau im Publikum leise – kurz bevor ein begeisterter langer Beifall einsetzt.

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