Krankenhaus in Not: Klinikum Bielefeld kann Strom und Gas nur mit Kredit bezahlen

Bielefeld. Damit das Klinikum Bielefeld im kommenden Jahr seine Strom- und Gasrechnungen bezahlen kann, soll die Stadt als Eigentümerin dem Krankenhaus einen Kredit von 7,3 Millionen Euro einräumen. Beteiligt am Klinikum ist auch die Stadt Halle. Ihr Anteil liegt bei rund 900.000 Euro, so dass insgesamt 8,2 Millionen Euro zur Verfügung stehen. 2023 erwartet das Klinikum mit den Standorten Mitte, Rosenhöhe und Halle Energiekosten in Höhe 12,4 Millionen Euro. Davon entfallen rund 10,4 Millionen auf den Strombezug, der Rest aufs Gas. Gegenüber 2021 bedeutet das fast eine Verdreifachung der Kosten. Damals waren 4,2 Millionen für Strom und Gas fällig. Im laufenden Jahr wurde es bereits deutlich teurer, schlagen 7,6 Millionen Euro für Strom und Gas zu Buche. 12,4 Millionen im nächsten Jahr Bielefelds Stadtkämmerer Rainer Kaschel bittet den Finanzausschuss des Rates am kommenden Dienstag um Zustimmung zu dem auf 15 Monate ausgelegten Kredit. Die Vergabe soll vorsorglich erfolgen, damit die Energieversorgung auf jeden Fall gesichert ist. Kaschel betont, grundsätzlich obliege Bund und Land die Daseinsvorsorge im Bereich der Gesundheitspflege. Doch die Finanzierung hinke nach. Erst 2024 sei mit einem Ausgleich für die gestiegenen Kosten zu rechnen. Wegen der Inflation steigen auch die übrigen Sachkosten fürs Klinikum. Gleichzeitig sorge die Corona-Pandemie noch immer dafür, dass das Klinikum geringere Umsatzerlöse erziele. Im Sommer hatte das Klinikum Verträge über den Bezug von Strom und Gas jeweils für die Hälfte der Jahre 2023 und 2024 abgeschlossen. Besonders die für das kommende Jahr aufgerufenen Preise schlagen dabei ins Kontor. Für 2024 sehen die Kontrakte schon wieder günstigere Konditionen vor. Doch wegen der aktuell an den Energiemärkten aufgerufenen Preise rechnet das Klinikum für das nächste Jahr insgesamt mit besagten 12,4 Millionen. Für 2024 wird wieder mit weitaus günstigeren 7,8 Millionen kalkuliert. Das Klinikum hat sich auch auf die Fahnen geschrieben, Energie einzusparen. Eine Kostenminderung von bis zu 500.000 Euro wird angestrebt. Klinikum-Sprecher Axel Dittmar berichtet, dass inzwischen eine Beratungsagentur den Auftrag erhalten habe, weitere Einsparmöglichkeiten aufzuzeigen. Energetische Sanierungen an den Gebäuden hätten in den vergangenen Jahren nur in Teilbereichen durchgeführt werden können, räumt das Klinikum ein. Grund sei die nicht ausreichende Investitionsfinanzierung für die Krankenhäuser. Hoffen auf Bundeshilfe Doch es gibt auch Hoffnungsschimmer. Im Rahmen der Gesundheitsministerkonferenz im Juni hatten die Länder einstimmig beschlossen, das Bundesministerium zu bitten, &bdquo;unverzüglich“ auf eine gesetzliche Anpassung der Regelungen im Krankenhausentgeltgesetz und in der Bundespflegesatzverordnung zum Inflationsausgleich hinzuwirken. Den Krankenhäusern müsse wegen der außerordentlich gestiegenen Energie- und Sachkosten wirtschaftlich unter die Arme gegriffen werden. Zunächst passierte zwar nichts. Doch nach wachsender Kritik erklärte Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach (SPD) in der Haushaltsdebatte, man werde &bdquo;die Krankenhäuser nicht im Stich lassen“ und nach Lösungen suchen. Gesetzt wird außerdem auf die angekündigten Gas- und Strompreisbremsen. Auch Georg Rüter, Chef des Franziskus-Hospitals und der Katholischen Hospitalvereinigung Ostwestfalen (KHO), geht von einer Verdreifachung der Energiekosten im kommenden Jahr aus. Für seine Häuser hat er im Gegensatz zum städtischen Klinikum noch keine neuen Stromverträge abgeschlossen. Aktuell würden Mondpreise aufgerufen, herrsche zu große Unsicherheit. Er will abwarten, wie die vom Bund angefallenen Regelungen ausfallen. Am Kredit der Stadt Bielefeld fürs Klinikum übt er Kritik. Die freigemeinnützigen Krankenhausträger wie die KHO oder auch das Evangelische Klinikum Bethel (EvKB) stünden im Gegensatz zum städtischen Klinikum allein vor der Frage, wie sie ihre Energiekosten finanzierten.

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