Die Wahrheit über die mysteriöse Liste des Bielefelder Serien-Vergewaltigers

Bielefeld. Die Nachricht von der Liste des Serienvergewaltigers, die der Bielefelder Assistenzarzt nach Angaben mehrerer Medien seit 2013 geführt hatte, hat für viel Aufsehen gesorgt. 80 Frauennamen weist die Liste aus. Doch längst nicht alle sind &bdquo;nach dem derzeitigen Stand der Ermittlungen Opfer einer Sexualstraftat geworden“. Das betont Felix Bachmann, Sprecher der Staatsanwaltschaft Duisburg, der nach den jüngsten Medienberichten am Freitagabend eine überraschend ausführliche Pressemitteilung veröffentlichte. Gleichzeitig korrigierte er die die Zahl der Frauen, die als Patientinnen des Evangelischen Klinikums Bethel in der Zeit von Februar 2019 bis April 2020 von G. missbraucht und vergewaltigt wurden, von 28 auf 29. In den letzten Wochen konnte demnach noch ein weiteres Opfer identifiziert und auch darüber informiert werden, dass es vom Täter in Narkose versetzt und dann vergewaltigt worden ist. Bielefelder Assistenzarzt hatte "bundesweit eine Vielzahl von Sexualpartnerinnen" Mit der Wiederaufnahme der Ermittlungen gegen Klinikleitung, Chefarzt und Oberarzt (wegen Unterlassung) im November 2021 hatten Kripo und Staatsanwaltschaft erstmals auch die Auswertung der liegengelassenen Video-Dateien und der sogenannten Opferliste begonnen. Diese reicht, wie berichtet, bis 2013 zurück – also vier bis fünf Jahre vor seinem Wechsel als junger Assistenzarzt zum EvKB nach Bielefeld. Die Staatsanwaltschaft sieht nach der jüngsten Medienberichterstattung hier Aufklärungsbedarf: &bdquo;Inzwischen bestehen konkrete Anhaltspunkte dafür, dass es sich bei den 80 Personen auf der Liste um Frauen handelt, mit denen der Verstorbene sexuellen Kontakt hatte. Von insgesamt 16 Frauen liegen daneben Videodateien vor, die nicht im Klinikum Bethel entstanden sind und – auch – einvernehmlichen Geschlechtsverkehr zeigen.“ Philipp G. führte quasi eine Liste seiner Sexualpartnerinnen. Die Ermittler stellten dabei fest, &bdquo;dass der verstorbene Assistenzarzt im privaten Bereich bundesweit eine Vielzahl von Sexualpartnerinnen hatte, mit denen er einvernehmlichen Geschlechtsverkehr ausübte“. Dennoch ließen die vorhandenen Beweisvideos den Schluss zu, dass Philipp G. auch außerhalb des EvKBs Sexualstraftaten beging. In einem ersten Bericht an den Rechtsausschuss war bereits 2021 von sechs Betroffenen aus dem privaten Umfeld des jungen Arztes berichtet worden. Auch nach dem jetzigen Ermittlungsstand sei es noch nicht möglich, die Zahl der Taten im privaten Umfeld zu benennen. Die meisten Frauen auf der Liste sind laut Ermittlern keine Opfer Bachman betont aber, dass davon auszugehen sei, dass die überwiegende Zahl der Frauen auf der Liste &bdquo;nicht Opfer einer Sexualstraftat geworden ist“. Trotzdem haben sich die Duisburger Staatsanwältinnen und die Bielefelder Kripo-Ermittler das Ziel gesetzt, &bdquo;unter Hochdruck“ auch alle übrigen Sexualpartnerinnen des Serienvergewaltigers zu identifizieren und anschließend zu informieren. Grund dafür sind zwei bakterielle Geschlechtskrankheiten des Arztes – auch wenn nicht feststellbar sei, seit wann G. diese hatte. Unter Einbeziehung der Opferschutzbeauftragten habe man sich entschieden, alle fraglichen Sexualpartnerinnen über die mögliche Infektionsgefahr und die zumindest fahrlässige Körperverletzung zu informieren. Doch die Identifizierung der privaten Kontakte gestalte sich deutlich schwieriger als im Klinikumfeld (dort ist ein Abgleich mit Patientendaten möglich). Großer öffentlicher Druck als Auslöser für die ungewöhnliche Mitteilung Die Namensliste sei deutlich weniger eindeutig. Sie sei rudimentär geführt und weise oft nur &bdquo;Spitznamen, Berufs- oder kompromittierende Bezeichnungen“ auf. Auch die Kürze und mangelnde Qualität mancher Videos mache die Identifizierung zeitaufwenig und schwierig. Der ungewöhnliche Schritt der Staatsanwaltschaft Duisburg, mit einem Zwischenbericht an die Öffentlichkeit zu gehen, dürfte möglicherweise durch den großen öffentlichen Druck zu erklären sein, den Medien zuletzt aufbauten. Die lange Liste mit Frauennamen hatte vermuten lassen, dass noch viele Opfer des Assistenzarztes völlig arglos sind und nichts von ihrem Schicksal als Opfer von Philip G. wissen. Auch die Landtagsfraktion der SPD hatte mit Unverständnis über die fehlende Informationspolitik der Justiz reagiert. Sie forderte im Rechtsausschuss des NRW-Landtags einen Bericht an. Doch dann reagierte die Staatsanwaltschaft mit der ausführlichen Pressemitteilung, die zumindest deutlich macht, dass Vieles außerhalb des Bethel-Komplexes noch unklar ist und vielleicht auch bleiben wird. Bachmann betont nun: "Die Staatsanwaltschaft Duisburg arbeitet zusammen mit der Polizei in Bielefeld weiter mit Hochdruck an der Identifizierung potenziell geschädigter Personen, um diese sodann über den Sachverhalt zu informieren." Zum Thema: Das sagt der Klinik-Chef zu der Tatserie

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