Bielefelder Hells-Angels-Mitglied verprügelt und beraubt Freier

Bielefeld. Blutig endete im Februar des vergangenen Jahrs für einen 49-jährigen Mann der Besuch bei zwei Bielefelder Prostituierten. Als er mit den Damen nicht ins Geschäft kommen wollte, setzte es Schläge durch einen hinzugerufenen Bekannten der Frauen. Das Amtsgericht verurteilte diesen nun wegen räuberischer Erpressung in Tateinheit mit Körperverletzung zu einer Haftstrafe von einem Jahr und acht Monaten. "Das empfand ich schon irgendwie als bedrohlich" Am 3. Februar 2021 hatte Ferhat S. (Namen aller Betroffenen geändert) in einem Bielefelder Hotel zwei Prostituierte aufgesucht. Doch sei ihm die Situation, so sagte der 49-Jährige nun in der Verhandlung vor dem Amtsgericht aus, von Beginn an nicht ganz geheuer vorgekommen. Ferhat S. räumte unumwunden ein, bereits häufiger bezahlte Liebesdienste in Anspruch genommen zu haben. Daher sei es ihm aufgrund seiner Erfahrung eigenartig vorgekommen, dass auf sein Klopfen hin die eine der beiden Frauen gleich nach seinem Eintreten in das Zimmer die Tür hinter ihm verschlossen und sich vor die Tür gestellt habe. "Das empfand ich schon irgendwie als bedrohlich", sagte er vor Gericht. Doch sei dies noch nicht einmal ausschlaggebend für seine Entscheidung gewesen, einen Rückzieher zu machen. Dafür habe viel mehr der Hund gesorgt, der sich auf dem Bett befunden habe: "Das fand ich absolut eklig", so Ferhat S. in der Verhandlung. Also habe er den Frauen gesagt, dass er es sich anders überlegt habe - doch hätten diese ihn nicht gehen lassen wollen. "Du warst hier, du musst bezahlen", habe es geheißen. Die Damen hätten ihm den Weg zur Tür versperrt. Auch auf freundliches Zureden hätten diese nur unwirsch reagiert. "Du wirst jemanden kennenlernen und betteln, noch mehr bezahlen zu dürfen", habe eine der Frauen zu ihm gesagt. "Dann knallte es auch schon" Dann, so führte S. weiter aus, habe es an der Tür geklopft. Eine Frau habe geöffnet. Und "dann knallte es auch schon", sagte der Zeuge: Ein kräftiger Mann habe im Türrahmen gestanden und ihm einen Faustschlag direkt auf die Nase versetzt. Ferhat S. sah Sterne, blutete, die Nase war gebrochen. Der fremde Mann forderte sein Portemonnaie, was ihm F. auch zuwarf. "Er nahm die darin befindlichen 100 Euro raus, dann ließen sie mich gehen." Ferhat S. rief die Polizei, am späteren Abend begab er sich dann in ärztliche Behandlung. Bei dem von den Prostituierten hinzugerufenen Mann hatte es sich um den Bielefelder Sahin U. gehandelt, ein Mitglied der Hells Angels. Letzteres war für die Verhandlung vor dem Schöffengericht unter dem Vorsitz von Richterin Astrid Salewski insofern von Bedeutung, als dass es der clubeigene Kodex den Mitgliedern weitgehend untersagt, Polizei und Justiz gegenüber Angaben zu machen. Und so erfolgte in der Verhandlung auch lediglich eine kurze Erklärung von Verteidiger Ali Senol. Die Aussagen der Prostituierten stimmten nicht überein In dieser wies Senol die Vorwürfe gegen seinen Mandanten zurück. Sahin U. habe an jenem Abend einen Anruf erhalten, dass die beiden Frauen von einem Freier belästigt würden, der nicht gehen wolle. Vor Ort habe sich dieser Freier auch auf eine sehr deutliche Aufforderung hin nicht zurückgezogen. Dann, so führte Senol weiter aus, sei es zu einem Vorfall gekommen, zu dem sein Mandant aufgrund des Verhaltenskodex' des Clubs nichts sagen dürfe. "Es gab einen Faustschlag, aber keinerlei Geldforderung. Auch hat mein Mandant weder Geld noch das Portemonnaie des Freiers erhalten." Dieser Einlassung folgte das Gericht letztlich nicht. Zu authentisch wirkte die Aussage des damals unstreitig verletzten Opfers. Darüber hinaus stimmte in den Zeugenaussagen der beiden Prostituierten kaum ein Detail überein. Das Gericht verurteilte den bislang nicht vorbestraften Sahin U. zu einer Haftstrafe von einem Jahr und acht Monaten - ohne Bewährung. Da ein Hells Angel ein Urteil in der Regel nicht akzeptiert, gab Richterin Salewski dem Angeklagten noch einen Hinweis für die sicherlich folgende Berufungsverhandlung mit auf den Weg: Wenn er dort Punkte sammeln wolle, solle er sich zumindest sein ostentatives Gähnen verkneifen.

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