Das wäre fast eskaliert: Stadt Bielefeld kriegt gerade noch die Kurve

Bielefeld. Kommunikation ist alles, so lautet eine Binsenweisheit. Nur leider ist nichts einfacher, als in der Kommunikation zu scheitern. Wer aber zu wenig kommuniziert, kommt schnell in die Bredouille. Jeder, der in der Öffentlichkeit steht, kann davon ein Liedchen singen. Auch die Bielefelder Verwaltung hat bereits ihre Erfahrungen gemacht. Nun hat sie sich erneut diesem Vorwurf ausgesetzt und mächtig Kritik kassiert. Aber: Sie hat daraus gelernt. Und noch besser: Sie hat dieses Mal nicht nur zugehört, sondern auch verstanden und ist kompromissbereit. Das dürfte den Altstadtkaufleuten, dem Handelsverband und der IHK zumindest einige Sorgen genommen haben. Denn ihre Befürchtungen, dass die Großbaustelle Adenauerplatz und die damit verbundenen Sperrungen und großräumigen Umleitungen dem Handel in der Vorweihnachtszeit einen weitern Tiefschlag versetzt hätten, waren berechtigt. Zu tief sitzen noch die Stachel des Altstadt-Verkehrsversuches und des Jahnplatzumbaus. Noch einen Rückschlag hätten die Einzelhändler nicht verkraftet. Der neue Verkehrsdezernent Martin Adamski hat sein Versprechen doch noch eingehalten Zum Glück bleibt der Stadt nun auch erspart, sich in der Region erneut mit öffentlichen Streitereien zwischen Interessensverbänden, Politik und Verwaltung einen schlechten Ruf zu machen. Gerade noch einmal gut gegangen, könnte man sagen. Der neue Verkehrsdezernent Martin Adamski hat sein Versprechen doch noch eingehalten. Er hatte zu Beginn seiner Amtszeit betont, den Bielefeldern besser zuhören zu wollen. Beinahe schien es so, als habe er das vergessen. Denn erst am Mittwoch vergangener Woche hatte die Stadt sehr überraschend mitgeteilt, dass der Adenauerplatz zur Großbaustelle wird. Das Vorhaben hat viele Menschen in der Stadt irritiert. Es geht immerhin um umfangreiche Straßenbauarbeiten bis Januar, die die Verkehrssicherheit an der Kreuzung vor allem für Radfahrer erhöhen sollen. Die FDP wollte die Pläne für den Umbau des Adenauerplatzes rechtlich prüfen lassen Schon vor Beginn der Arbeiten regte sich massiver Widerstand. Die CDU forderte Oberbürgermeister Pit Clausen auf, den Plan umgehend zu stoppen. Die FDP wollte die Pläne rechtlich prüfen lassen. Am Montag ist nun eine Sondersitzung des Stadtentwicklungsausschusses angesetzt. Man wird sehen, ob Adamski mit dem neuen Kompromiss auch die politische Opposition besänftigen kann. Diese fühlte sich ausgebootet. Denn die zentrale Großbaustelle fand sich in keiner Tagesordnung eines politischen Gremiums. Weder die einzelnen Umbaumaßnahmen, noch die Sperrungen und Umleitungen. Gleichwohl ist die knapp eine Million teure Baumaßnahme wochenlang unter Ausschluss der Öffentlichkeit geplant worden. Das hätte besser laufen können. Für jeden Radfahrer ist die Strecke an der Kreuzung Johhanistal ein Graus Zu Rütteln gibt es an den Bauplänen des Verkehrsamtes nun sowieso nichts mehr. Die Bauarbeiter sind bestellt. Doch FDP-Parteichef Jan Maik Schlifter gibt zu bedenken, dass mit noch mehr Vorlauf noch bessere Kompromisse hätten gefunden werden können. Faktisch hat die Unfallkommission vor Monaten festgestellt, dass der Radweg stadtauswärts Richtung Johannistal eine Stelle ist, an der auffällig viele Unfälle passieren. Damit hat sie Recht. Für jeden Radfahrer ist die Strecke ein Graus – für Autofahrer ist sie mindestens unübersichtlich. Dass sich dort etwas ändern muss, steht außer Frage. Keiner will für einen weiteren Unfall verantwortlich sein. Insofern hätte Adamski auch die FDP und die CDU von Anfang an mitnehmen können. Denn Menschenleben geht vor. Das hat jeder verstanden. Leider hat das Verkehrsamt den Start und die Art und Weise par ordre du mufti verfügt und war erst nach öffentlicher Kritik zum Kompromiss bereit. Waldhof wird die Verkehrslast als Umleitungsstrecke nicht tragen können Während die SPD zur Angelegenheit geschwiegen hat, haben die Grünen das kurzfristig angekündigte Vorhaben unterstützt. Dass die Partei so reagiert hat, verwunderte kaum. Sie bestärkte den verantwortlichen Verkehrsdezernenten, den die Partei selbst für das Amt vorgeschlagen hat. Für Erstaunen sorgte die Zustimmung der Grünen dennoch. Denn als Umleitungsstrecke für den teilgesperrten Platz ist unter anderem der &bdquo;Waldhof“ vorgesehen, also die Straße, die die Partei während des Altstadt-Verkehrsversuches unter öffentlichem Protest unbedingt für den Autoverkehr sperren wollte, um die Aufenthaltsqualität zu verbessern. Nun geschieht das Gegenteil. Ab Dienstag wird deutlich mehr Verkehr durch das Hufeisen fahren. Über enge Altstadtstraßen, auf denen Tempo 30 gilt. Der Waldhof wird diese Last kaum tragen können. Gut also, dass eine Spur zwischen Waldhof und Adenauerplatz offenbleibt. Das entschärft die Situation.

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