Das muss sich rund um den Bielefelder Hauptbahnhof ändern

Bielefeld. Ohne Bürgerbeteiligung geht heutzutage keine größere Umbaumaßnahme – so wie die des Bahnhofsumfelds – mehr glatt über die Bühne. Dass diese auf breite Resonanz stößt, konnten Verantwortliche aus der Bielefelder Verwaltung und Vertreter der auswärtigen Planungsteams (Büro Machleidt/Berlin, Planorama Landschaftsarchitekten, SHP Ingenieure & Tollerort) jetzt feststellen. Die Planungswerkstatt zur zeitgemäßen Umgestaltung des Bahnhofsumfelds besuchten etwa 40 Anwohner und Interessierte. Ins Bild gesetzt wurden diese zunächst während einer Begehung des erstaunlich großen Areals mit Erläuterung der umfangreichen Problempunkte. Dann folgte die Vorstellung der bisherigen Analyseergebnisse der Machbarkeitsstudie (wir berichteten), die das Land NRW zu hundert Prozent fördert, in der Stadthalle. Schließlich konnten sich die Bürgerinnen und Bürger in vier Arbeitsgruppen zu den Themen Mobilität, Freiraum und Städtebau einbringen. Großes Ziel der Studie, die 2023 abgeschlossen und 2024 in einen städtebaulichen Wettbewerb münden könnte, sind Baumaßnahmen, die &bdquo;die architektonische und funktionale Verbesserung des Areals“ gewährleisten. Ein zukunftsfähiges Gesamtkonzept also, das die veränderten Mobilitätsfunktionen des Ortes mit nachhaltigen städtebaulichen und freiräumlichen Ansätzen zusammenbringt. Sorge, dass ICE-Hotel ein "klotziger Riegel" wird Konkret, so die Referenten Steffen Wörsdorfer (Büro Machleidt) und Fabian Karle (Planorama Landschaftsarchitektur) hieße das: weniger motorisierter Individualverkehr rund um den Bahnhofsvorplatz mit seinen teils chaotischen Verkehrsverhältnissen, mehr Platz für Fußgänger, weniger Langzeit-Parkraum, kompakte ÖPNV-Ausstiege statt zerklüfteter Bushalteorte. Dazu mehr Aufenthaltsqualität durch Begrünung und Cafés, Barrierefreiheit, ein attraktives Fahrrad-Parkhaus, Lösungen für die Angsträume &bdquo;Tüte“ und Stadthallen-Park mit seinem veralteten Konzept, außerdem eine bessere und sicherere Anbindung des Ostmannturmviertels. Größtes Manko, so Fabian Karle von Planorama, sei, dass der wenig einladende Bahnhofsvorplatz kaum Aufenthaltsqualität habe: &bdquo;Der Stadtraum zerfällt in Einzelteile, alles ist stark vom Auto aus gedacht.“ Außerdem fehle eine konsequent barrierefreie Bauplanung. Der Blick der Planer bezieht Bahnhofstraße, Nahariyastraße und Herbert-Hinnendahl-Straße mit ein. Die Wellen im Park an der Stadthalle erzeugten Angsträume, da sie vom &bdquo;Tüte-Klientel“ zum Drogenkonsum und Übernachten genutzt würden. Hier bestätigten Anwohner des Ostmannturmviertels die kritische Lage zu ihrem Wohnquartier, bestätigten die &bdquo;Sandwichfunktion“ des Viertels zwischen Tüte und Konsumstätten jenseits der Herforder Straße. &bdquo;Das ist kaum noch hinnehmbar“, beschwerte sich Anwohnerin Christine Grunert, die zugleich in einem Büro an der oberen Bahnhofstraße arbeitet und mit dem bereits genehmigten Intercity-Hotel einen &bdquo;klotzigen Riegel“ befürchtet, der die Straße verschattet und für eine &bdquo;gruselige Akustik bei weiter reduzierter Aufenthaltsqualität“ sorgen werde. &bdquo;Die ersten Büros und Bewohner gegenüber ziehen bereits aus“, so Grunert, die eine reduzierte Geschosshöhe fordert. "Die Bahn denkt heute in kompletten Quartieren" Die Planer stellten die Idee des Radentscheids vor, den unterirdischen Bunker am Bahnhofsvorplatz als Radparkhaus umzubauen, mit diskretem oberirdischen Zugang. Busse sollten nicht mehr am Bahnhofsvorplatz halten, sondern am Leinenmeisterhaus und dann in einem Kreisel das Gebiet schnell verlassen. Bahnhofsmanagerin Claudia Heck sagte in einem der Ideenlabore die Kooperation der Bahn zu: &bdquo;Die Bahn denkt heute in Quartieren“, favorisiere &bdquo;Mobilitäts-Drehscheiben“ mit ganzheitlichem Konzept. Die Besucher hatten Gelegenheit Kritik, Ergänzungen und Vorschläge auf Kärtchen festzuhalten und auf die jeweils ausliegenden Pläne zu kleben. Nun müssen sie hoffen, dass ihre Ideen wirklich in den Planungsprozess einbezogen werden.

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