Komplett-Sperrung: Verwirrung auf der Jöllenbecker Straße in Bielefeld

Bielefeld. Um sieben Minuten nach 9 Uhr wollte der Bautrupp am Montagmorgen die Jöllenbecker Straße zwischen Melanchthonstraße im Süden und der Bökenkampstraße im Norden voll sperren. Der Berufsverkehr war bereits durch, die Fahrzeugdichte auf der morgendlich stark befahrenen Straße nahm langsam ab – plötzlich aber bauten sich auf beiden Seiten der rot-weißen Warnbaken zwei 38-Tonner auf – und hinter ihnen stauten sich bereits die Autos. Projektleiter Eduard Fadejew von der Firma Dahmen ließ die Gasse noch einmal kurz öffnen, damit wenigstens die beiden Giganten, eine Spedition aus Unna traf auf einen Lieferanten aus Leer, dicht aneinander vorbei rangieren konnten. Nach dem Manöver war an der Stelle kein Durchkommen mehr. “Heute morgen haben wir die Umleitungen eingerichtet, bloß liest wohl nicht jeder die Schilder”, sagte Fadejew, der schon auf dem Sprung zur nächsten Sperrung befindet. Eine Anwohnerin schimpfte auf Autofahrer, die Schilder einfach ignorieren und es lieber darauf ankommen lassen würden, so ihre Erfahrung nach Monaten mit der großen Baustelle nebenan in der Melanchthonstraße. Etliche Verkehrsteilnehmer erwischte es tatsächlich kalt an diesem Morgen, denn das Schild mit der Ankündigung der beiden Sperrungen (Melanchthonstraße und Jöllenbecker) inklusive der kurz aufeinanderfolgenden unterschiedlichen Umleitungen versorgte die Vorbeifahrenden bei Tempo 50 mit reichlich Informationen. U3 für die Jöllenbecker - U28 für die Melanchthonstraße Während die Aufgabe für Ortsunkundige vielleicht noch lösbar erschien, stellte es Trucker aus dem Ausland vor große Herausforderungen: Zwar rangierte sich ein Lastwagenfahrer heile aus der Sackgasse, doch nur um nur wenige Meter später in die falsche Umleitung einzubiegen: Wäre er nach rechts abgebogen auf die Apfelstraße in die U3, hätte alles gepasst – bloß stand dort an der Seite der Jöllenbecker Straße natürlich kein Hinweis-Schild. So wählte er die U28 für die gesperrte Melanchthonstraße und bog links in die Albert-Schweitzer-Straße ein, was bei etlichen Passanten auf der Straße zu Schnappatmung führte, erlebten sie doch hautnah, wie sich der dicke Volvo samt Hänger durch den für ihn viel zu engen Kreisel schob. Fast hätte sich das Gespann verkeilt, doch der Mann am Steuer verstand sein Handwerk und bugsierte das Gefährt nach Minuten zurück in die Spur. Für Lastwagenfahrer führt der Weg vom oder zum Ostwestfalendamm (OWD) durch den Abzweig der Ernst-Rein-Straße, die kurz dahinter selbst zur Baustelle wird, denn auf dem angrenzenden Grundstück errichtet die Bielefelder Gesellschaft für Wohnen (BGW) zusammen mit Partnern einen Wohnkomplex für Senioren. Da die benachbarte Sudbrackstraße auf der Höhe ebenfalls wegen einer Baustelle gesperrt, bleiben die Optionen für Umleitungen limitiert. Autofahrer können weiterhin über die Stapenhorststraße den OWD ansteuern. Vollsperrung bis zum 15. Oktober Die Vollsperrung auf der Jöllenbecker Straße soll laut dem Baustellenplan der Stadt bis zum 15. Oktober dauern. In den drei Wochen wollen die Stadtwerke zwei gegenüberliegende Häuser der BGW ans Fernwärmenetz anschließen. Bei den beiden Mehrfamilienhäusern gehört das größere zum inklusiven Wohnen des Bielefelder Modells. Die Sperrung erstreckt sich bis zur Melanchthonstraße, in dessen östlichen Teilstück zwischen Schlosshofstraße und Jöllenbecker Straße bereits seit knapp einem Jahr gebaut wird: Auf die Kanalbauarbeiten der Umweltbetriebe folgte der Fernwärmeausbau der Stadtwerke – nach dem 3. Dezember soll die Straße wieder für den Verkehr frei gegeben werden. Die Grafik zu den Umleitungen:

Meistgelesen