Brandursache im Bielefelder Filmarchiv: Kripo geht von Selbstentzündung aus

Bielefeld. Die Ursache des verheerenden Brands in einem der fünf Lager des Filmarchivars Frank Becker steht nach Abschluss der Kripo-Ermittlungen fest. Am Montag kehrten die Brandermittler mit einem Chemiker und einen Brandsachverständigen zum Ort des Geschehens zurück und kamen zu einem nicht erwarteten Ergebnis. Wie Polizeisprecher Fabian Rickel mitteilte, konnten die Experten einen technischen Defekt als Ursache genauso ausschließen wie eine vorsätzliche Brandstiftung. Im Umkehrschluss kommt für die Ermittler dadurch nur noch eine Möglichkeit in Frage: "Sie gehen von einer Selbstentzündung durch eine der alten Filmrollen aus", sagte Rickel. Zumal das Feuer auch tatsächlich im Bereich der gelagerten Filmrollen ausgebrochen war. Wie berichtet, sind vor allem die historischen Zelluloid-Filme, die in der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts produziert wurden, nicht ungefährlich. Die als Nitratfilme bezeichneten Negative neigen schon bei Temperaturen von unter 40 Grad zur Selbstentzündung. 1957 wurde die Produktion von Nitratfilmen wegen der hohen Feuergefahr in Deutschland verboten. Giftstoffbelastung in den Wohnungen deutlich gesunken Der mehrfach erwähnte Schaltkasten im vorderen Teil des Kellers, der als möglicher Auslöser des Brandes im Gespräch war, wurde von dem Brandsachverständigen als Brandursache indes ausgeschlossen. Damit seien die Ermittlungen in dem Keller abgeschlossen, berichtet der Polizeisprecher. Während im Lager des "Medienarchivs Bielefeld" immer noch eine Schadstoffbelastung messbar war - erst am Donnerstag, 25. August, hatten die Geräte noch Blausäure in der Luft gemessen - konnte der Chemiker der Hausversicherung bei der Begehung der neun Wohnungen der betroffenen Häuser oben drüber Entwarnung geben. Hier konnten laut Polizei keine bedenklichen Messwerte mehr festgestellt werden. Die 19 Mieter können damit ab sofort wieder in ihre zwölf Wohnungen zurückkehren. Ob trotzdem noch eine professionelle Reinigung der Wohnräume nötig ist, sei noch nicht geklärt. Anders im Lager des Medienarchivs. Dort war ein Betreten nur mit Atemschutz möglich. Unabsehbare Folgen des Brandes Welche enormen Folgen der Brand für Cineasten und Historiker hat, ist immer noch unabsehbar. Frank Becker sprach von einem größeren Verlust als nach der ersten Einschätzung vermutet. Zerstört worden seien zahlreiche Deutsche Filmklassiker - viele davon Unikate. Aber auch historische Filmdokumente, die die Geschichte der Stadt Bielefeld betreffen. Nach einer ersten Schätzung sprach er von einem Verlust im Wert von 500.000 bis 750.000 Euro. Nach der zweiten Bestandsaufnahme ist auch ein Millionenschaden nicht ausgeschlossen. Auswirkungen hat der Brand auch für das &bdquo;Melodie“-Filmtheater Brackwede: Am Freitag, 2. September, hebt sich dort zum vorerst letzten Mal der Vorhang. Damit geht eine fast 25-jährige Geschichte zu Ende. Becker zeigt – passend zur aktuellen Rassismus-Debatte um Karl Mays Winnetou – den Film &bdquo;Old Shatterhand“ von 1964. Los geht es um 20 Uhr in der Aula der Realschule an der Kölner Straße. Spendenaufruf zur Unterstützung des Filmarchivs Becker hatte die acht Filmrollen dieses Films wenige Tage, bevor am 24. August ein Großteil seines Filmlagers an der Treppenstraße durch einen Brand vernichtet worden ist, abgeholt und somit gerettet. So kann noch ein letztes Mal ein historischer 35 mm-Film mit Hilfe eines alten Filmvorführgerätes gezeigt werden. Alle weiteren seit langem geplanten Filmvorführungen werden jedoch ausfallen. Unterstützer von Frank Becker und seinem bundesweit einmaligen Medienarchiv rufen daher dazu auf, ein letztes Mal den 500 Zuschauer fassenden Kinosaal zu füllen. Frank Beckers Medienarchiv sucht bundesweit seinesgleichen. Mehr als 100.000 Filmrollen und 50.000 Tondokumente gehören zu seiner Sammlung, ebenso Filmplakate und technisches Equipment. Für die große Zahl an cineastischen Schätzchen hat der Brackweder insgesamt fünf Lager angemietet. Das nun vom Feuer betroffene war sein ältestes und bestand seit den 1980er Jahren. Wer das Medienarchiv Bielefeld finanziell unterstützen will, findet einen Spendenaufruf unter www.medienarchiv-bielefeld.de

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