Internet-Suche: Gesuchtes Bielefelder Mädchen ist identifiziert und gesund

Bielefeld. Seit Freitag macht ein Aushang in den sozialen Netzwerken die Runde: Auf dem Plakat ist davon die Rede, dass die Kripo ein kleines Mädchen sucht, weil es gefährdet sein könnte. Am Montag gibt die Polizei Bielefeld Entwarnung: Dem Mädchen geht es gut. &bdquo;Die Polizei steht mit dem Mädchen und der Familie in Kontakt. Bislang liegen den Ermittlern der Kriminalpolizei keine Hinweise vor, die auf eine strafrechtliche Relevanz hindeuten. Doch wie kam dann der Aushang ins Internet? Die Kripo ist tatsächlich einem Verdacht nachgegangen, der aber nicht von einem Insider kam, sondern aus der Öffentlichkeit. Und die Beobachtung war auch nicht sehr konkret: Das Kleinkind sei wiederholt in Begleitung von unterschiedlichen Männern in der Stadtbahn gesehen worden, heißt es in dem Aushang. Man schloss daraus auf eine mögliche Kindeswohlgefährdung. Seit dem 12. August ermittelte die Kripo. Aushang für MoBiel-Fahrer erreicht mehrere Tausend Bielefelder Um diesem Verdacht nachgehen zu können, mussten die Ermittler überhaupt erst die Identität des Kindes und seiner Familie feststellen. Wohlgemerkt: Das Kind wurde nicht von seiner Familie vermisst. Die Kripo wusste nur nicht, um welches Kind und um welche Familie es sich handelt. Um das herauszufinden, haben die Beamten offenbar MoBiel gebeten, ihre Stadtbahn- und Busfahrer auf das Mädchen aufmerksam zu machen und sich zu melden, wenn sie es in den Bussen und Bahnen sehen. Ein MoBiel-Mitarbeiter hängte daraufhin besagten Aushang im Betrieb aus: Es trug die Überschrift &bdquo;Die Kripo bittet um Unterstützung: Es wird ein Kleinkind gesucht“. Dieser Aushang mit einem angehängten Foto des unbekannten Mädchens fotografierten offenbar Mitarbeiter ab und veröffentlichten es über diverse soziale Netzwerke. Und so wurden der Aushang und das Mädchen innerhalb kürzester Zeit stadtbekannt. Die Bielefelder wollten bestmöglich helfen und erreichten damit mehrere Tausende Bürger. Private Suchen können Ermittlungen der Kripo gefährden Doch das war zu diesem Zeitpunkt nicht von der Kripo gewollt. &bdquo;Der Polizei lag dazu kein richterlicher Beschluss für eine Öffentlichkeitsfahndung vor. Daher wurde seitens der Polizei nicht öffentlich gefahndet“, heißt es jetzt in einer Mitteilung: &bdquo;Für Öffentlichkeitsfahndungen sind allein Gerichte, Staatsanwaltschaften und die Polizei verantwortlich.“ Solche Fotofahndungen seien an strenge Voraussetzungen gekoppelt, weil immer Persönlichkeitsrechte tangiert werden. &bdquo;Auch wenn sie gut gemeint sind, können private Suchen – beispielsweise vor Ort, in der Öffentlichkeit oder in Social Media – den Ermittlungserfolg der Polizei gefährden.“ Die Kripo ermittelte verdeckt, um mögliche Straftäter nicht aufzuschrecken oder sogar zu Kurzschlussreaktionen zu bringen. Sehr wohl ist es der Polizei aber in solchen Fällen erlaubt, in einer gewissen geschlossenen Öffentlichkeit mit Fotos und Informationen für Aufmerksamkeit zu sorgen. Das geht manchmal auch nach hinten los: 2014 hatte die Kripo Phantombilder von drei mutmaßlichen Vergewaltigern den Besuchern einer Party vorgelegt. Einer der Partygänger machte von den Bildern unbemerkt Fotos und veröffentlichte sie im Internet. Das gesuchte Trio wurde im Verlauf des Gerichtsprozesses 2016 freigesprochen. Ihre Fahndungsfotos blieben aber im Netz. Zurück zum aktuellen Fall: Für eine Öffentlichkeitsfahndung ohne jeden konkreten Tatverdacht war es noch zu früh. Für die Ermittler galt es daher, andere Mittel zu nutzen, um das Mädchen zu finden. "Der Verbreitungsgrad von Fahndungsfotos ist unüberschaubar" Die Polizei betont nun: &bdquo;Zwischenzeitlich konnte das Mädchen identifiziert werden. Sein Gesundheitszustand wird aufgrund der bisherigen Informationen als gut beschrieben.“ Nach bisherigen Erkenntnissen besteht auch kein Verdacht auf eine Straftat. Im Umgang mit Internet-Netzwerken zeigt sich die Polizei übrigens auch bei offiziellen Fahndungsfotos zurückhaltend: Wer diese Fotos postet, sollte sich klar darüber sein, dass der Verbreitungsgrad unüberschaubar wird und nur schwer bis gar nicht mehr beeinflusst werden kann. Deshalb empfiehlt die Polizei, nicht direkt die Fahndungsfotos zu posten. Eine Möglichkeit könnte die Weiterverbreitung der offiziellen Presse-Meldungen von Medienhäusern oder der Polizei sein, weil diese die Fotos nach dem Auffinden der gesuchten Person wieder löschen. Die Polizei bittet, die Posts zu dem Mädchen zu löschen Wer in den letzten drei Tagen den Aushang mit dem kleinen Mädchen gepostet oder weitergeleitet hat, wird deshalb nun aufgefordert, diese Posts zu löschen. Die Kripo rät: &bdquo;Wenn Sie als Zeuge oder Hinweisgeber mitwirken wollen, dann sollten Sie sich direkt an die Polizei wenden, um ihre verdächtigen Beobachtungen zu melden.“

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