Bielefelderin wird nach "furchtbarer Trauerfeier" selbst Trauerrednerin

Bielefeld. Mops Pupi ist schon ein betagter Senior. Seine Sinne funktionieren nicht mehr so gut, und er hat nur noch ein Auge. Katharina Rein hat den rundlichen Vierbeiner nach dem Tod ihrer Mutter bei sich aufgenommen. Der schwere Verlust war auch der Anstoß für ihren ungewöhnlichen Beruf. Die sympathische junge Frau ist eine der wenigen bislang in Bielefeld existierenden Freien Trauerredner. Es ist eine Aufgabe mit vielen Facetten, die mit althergebrachten Vorstellungen nicht mehr allzu viel zu tun hat. "Die Trauerfeier war ganz furchtbar" Die gelernte Bürokauffrau, in Bünde geboren und in Preußisch Oldendorf aufgewachsen, ist schon seit über 20 Jahren mit einem Bestatter befreundet, den sie über ihre Mutter kennenlernte. "Das hat sich bis heute gehalten. Bestattungswesen und Tod waren daher für mich nicht fremd, und ich wusste auch, dass Bestatter keine Trauerklöße sind." Als ihre Mutter vor sieben Jahren starb, erlebte sie selbst, wie es danach eigentlich nicht ablaufen sollte: "Die Trauerfeier war ganz furchtbar. Der Pastor war vorher gerade eine Viertelstunde bei uns gewesen und hat dann viel über Gott und die Welt gesprochen - aber kaum über meine Mutter. Und ich habe gedacht, das kann es nicht gewesen sein." Fundierte Ausbildung bei der IHK Zunächst wollte sich die 36-jährige Wahl-Bielefelderin in der Hospiz-Arbeit engagieren - auch da sei bei ihrer Mutter vieles nicht gerade optimal gelaufen, erzählt sie. Doch dann habe sie sich lange mit einem Trauerredner unterhalten, "und da habe ich mich kurz entschlossen für den Abschluss bei der IHK angemeldet." Denn es gebe zwar sehr viele Eintagesseminare, aber eine wirklich fundierte Ausbildung biete, "soweit ich es weiß", nur die Industrie- und Handelskammer, sagt Rein. Versicherungen, Marketing, Trauerrede Aufgrund von Corona liefen die Seminare - mehrere Sitzungen pro Woche, über rund zwei Monate - online, doch es gab auch Präsenzunterricht in Heidelberg. Und viel zu lernen: über Steuern und Versicherungen, wichtig für die Tätigkeit als Selbstständige, Marketing, wie man Flyer und Visitenkarten gestaltet und sich bei den Bestattern vorstellt, das Sprechen mit Angehörigen, wie eine Rede aufgebaut ist und natürlich alles rund um eine Trauerfeier. "Es gibt immer tolle Momente" "Ich möchte im Vorgespräch über den Verstorbenen erfahren, was den Angehörigen wichtig ist, was ihn für sie ausgemacht hat. Auch die kleinste Kleinigkeit kann ja einen besonderen Wert für sie haben. Und es gibt immer tolle Momente, an die sie sich erinnern und die noch mal erwähnt werden sollten." Die Feier solle würdevoll, aber auch persönlich und schön sein, findet sie. Ihre Rede hält sie frei, macht sich nur ein paar Stichpunkte. Elvis oder Klassisches Abgesprochen wird im Vorgespräch auch, welche Musik gespielt wird. Rein: "Es muss nicht immer etwas furchtbar Trauriges sein, sondern vielleicht das, was der Verstorbene am liebsten mochte." Das könne auch etwas von Elvis oder Klassisches sein. Zudem wird der Ort der Feier, ob die Trauerhalle beim Bestatter, die Friedhofskapelle oder der Friedhof, festgelegt. Wichtig seien zudem Rituale, das Anzünden von Kerzen etwa, Blumen, die jeder Gast ablegen könnte. "Oder es gibt einfach einen Schnaps." "Man ist ja nicht aus Stein" Und es kommt durchaus vor, dass Katharina Rein, der Ehrlichkeit und Mitgefühl in ihrem Metier ganz wichtig sind, bei der Feier selbst die ein oder andere Träne verliert. Wie vor ein paar Tagen, als ausgerechnet die Musik ausgewählt worden war, die bei der Beerdigung ihrer Mutter lief. "Man ist ja selbst nicht aus Stein", meint sie. Aber das mache ihre Tätigkeit eben auch aus: "dieses Nahsein" und dass man so viele persönliche Dinge erfahre. "Und das Schönste ist, wenn einen die Witwe oder der Witwer hinterher wirklich feste drückt - das gibt einem so viel. Und man kann dann selbst auch besser mit der Trauerfeier abschließen." Mehr Infos und Kontakt im Internet.

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