"Make it in Germany": Bielefelder Restaurant rekrutiert weltweit Personal

Bielefeld. Der Gastronomie fehlt Personal. So neu klingt das nicht. Jetzt sollen ausländische Arbeitskräfte die Branche retten. Die Bundesregierung bereitet eine entsprechende Sonderregelung vor. Ein Restaurant ist längst vorgeprescht. Michelle Flöring überzeugt: &bdquo;Personalproblemen kann man begegnen.“ Die Geschäftsführerin des &bdquo;Green Bowl“ am Kesselbrink hat bereits weltweit Ausbildungsplätze in Bielefeld angeboten. Suci Amallia Maulana ist von der indonesischen Insel Sumatra angereist, um ausgerechnet in Bielefeld ihre Ausbildung als Fachfrau im Gastgewerbe zu beginnen. Es war im Mai 2021, als die Highschool-Absolventin auf der Internet-Plattform &bdquo;Make it in Germany“ (Mach’s in Deutschland) das Jobangebot entdeckte. Das Portal der Bundesregierung richtet sich an internationale Fachkräfte aus zahlreichen Bereichen wie Pflege, Technik, Handwerk und eben auch Gastronomie. Fünf Bewerbungen bekam Flöring, die &bdquo;Bowl“-Betreiberin, auf ihr Angebot – darunter Mails aus Marokko, Sri Lanka, Bangladesch. &bdquo;Bei Suci hatte ich sofort ein gutes Gefühl“, berichtet sie. Und Suci wollte vor allem eins: &bdquo;Eine Ausbildung in Deutschland.“ Die Frauen schrieben und chatteten, lernten einander kennen und organisierten das künftige Arbeitsverhältnis. Voraussetzung für die Bewerberin war ein sechsmonatiger Deutschkurs in der Heimat, ein gültiges Visum, eine Ausreisegenehmigung und Impfungen. Die Pandemie verzögerte die ursprünglich für 2021 geplante Ankunft. Bis Anfang 2022 dauerte es, bis Suci den Flieger nehmen konnte, der sie nach Deutschland bringen sollte. Reise und Sprachkurs hatte ihre Familie finanziert. Flörings Credo: Integration leben In Frankfurt holte Michelle Flöring die neue Mitarbeiterin vom Flughafen ab. &bdquo;Es war alles unglaublich spannend“, erinnert sich die Gastronomin. Eine Wohnung für Suci war schon organisiert. Dass dort der Empfang ziemlich unterkühlt ausfiel, werden beide Frauen nicht so schnell vergessen. Die Heizung war an diesem Januartag ausgefallen. Die Chefin half mit einem Wasserkocher und einer Wärmflasche aus. Langsam und darauf bedacht, Fehler zu vermeiden, erzählt Suci von ihrer Ankunft in der für sie fremden Welt. Am Ausbildungsplatz hat sich die 21-Jährige schnell in die unterschiedlichen Abläufe eingearbeitet. Sie hilft bei der Vorbereitung der Salate, Dressings und Toppings, steht hinterm Tresen und berät die Kundschaft. Suci ist laut Flöring &bdquo;sehr fleißig und zielstrebig“. Nicht nur im Restaurant, auch in der Berufsschule und bei der vom Arbeitgeber finanzierten Deutsch-Nachhilfe. &bdquo;Sie hat alles sehr schnell gelernt.“ &bdquo;Über Integration muss man nicht nur reden, man muss sie auch selbst leben“, sagt Flöring und lenkt die Aufmerksamkeit auf einen anderen Mitarbeiter, der gerade seine zweijährige Ausbildung beendet hat. Rajib Khan heißt der 19-Jährige, der als unbegleiteter Flüchtling aus Bangladesch nach Deutschland kam, damals erst 13 Jahre alt. Die Jugendhilfe Schweicheln nahm ihn in ihre Obhut und vermittelte ihn nach seinem Realschul-Abschluss an das Restaurant im Volksbank-Gebäude. Internationale Familie im "Green Bowl" Rajibs Ausbildung war eingeschränkt von Lockdowns und Homeschooling. Heute blickt der junge Mann &bdquo;sehr, sehr stolz“ zurück. Er hat es geschafft, mit einem guten Abschluss. &bdquo;Ich liebe die Gastro, ich liebe es, mit Menschen zu tun zu haben.“ Die dunklen Augen leuchten. Noch immer feilt er an seinen Deutschkenntnissen, will ständig besser werden. Seine Freizeit verbringt er mit unterschiedlichen Sportarten, spielt Fußball und Cricket beim TuS Ost, trainiert im Fitnessstudio. Und wann immer er Zeit dafür hat, geht er auf Reisen. Berlin, Hamburg, München und Köln kennt er schon. Für Rajib erst ein Anfang. Später, irgendwann mal, möchte er auf einem Schiff arbeiten, um möglichst viel von der Welt zu sehen. Noch ist die Heimat das &bdquo;Green Bowl“. &bdquo;Wir sind wie eine Familie, sprechen über alles, ein tolles Multi-Kulti-Team“, sagt er und grinst. Eine bunte Belegschaft mit Michelle Flöring, der Italienerin, einem Küchenchef aus der Türkei, Suci aus Indonesien und Rajib aus Bangladesh. Die &bdquo;Familie“ sei für weitere Mitglieder offen, sagt die Chefin.

Meistgelesen