Bielefeld. Mit Bezug auf Goethe und Beethoven setzte Christian Jost dem niederländischen Freiheitskämpfer Graf Egmont ein musikalisches Denkmal. Vor dem historischen Hintergrund der Ereignisse, die zum achtzigjährigen Spanisch-Niederländischen Krieg führten, zeigt Nadja Loschky in ihrer Inszenierung ein überzeitliches Schlachtfeld Europa, in dem, gerade unter dem Deckmantel höchster Kultur, oftmals monströse Verbrechen begangen wurden.
Die von der Bühnenbildnerin Anna Schöttl und der Kostümbildnerin Katharina Schlipf geschaffene Welt zitiert die Macht des spanischen Goldenen Zeitalters und weist doch über diesen historischen Rahmen hinaus. Am Samstag, den 25. Juni 2022 wird das Stück zum letzten Mal in dieser Spielzeit ab 19 Uhr im Bielefelder Stadttheater eingeführt.
Trauerspiel mit Musik
Unter der Herrschaft von Kaiser Karl V. blühte die Spanische Niederlande auf, Handel und Kultur gediehen. Doch dann kam die Reformation, Karl V. dankte ab, sein Sohn Philipp II. versuchte die „abtrünnigen Niederländer“ mit den Mitteln der Inquisition zum „rechten Glauben“ zurückzuführen und stürzte das Land in einen Krieg, der 80 Jahre dauern und tausende Menschen das Leben kosten sollte. Goethe verfasste darüber 1775 ein Trauerspiel nach der historischen Figur des Lamoral von Egmond, des Statthalters von Flandern und Artois.
Zu Goethes Trauerspiel „Egmont“ schrieb Ludwig van Beethoven 1810 seine berühmte Schauspielmusik, und das wiederum veranlasste das Theater an der Wien, Christian Jost anlässlich des Beethoven-Jahres einen Kompositionsauftrag zu erteilen: Egmont als Oper unter musikalischer Bezugnahme auf Beethoven.
Das Libretto von Christoph Klimke und die klangvielfältige Partitur von Jost fügen sich zu einem dramatischen Gedicht: Das Unabwendbare der fatalen Entwicklung steht von Beginn an im Raum, das ganz Intime, Persönliche der Liebe zwischen Egmont und Clara findet Ausdruck in Schlüsselzitaten aus Beethovens Briefen an die „unsterbliche Geliebte“.
Zwischen der harten Gangart des machtgierigen, geradezu blutrünstigen Herzogs von Alba und dem Leid der Niederländer, vertreten durch Egmont, lässt Josts Musik immer wieder die Vision der Freiheit aufleuchten. Hoffnung und Grauen beider Seiten manifestieren sich in Albas Sohn Ferdinand, der die Zukunft in den Händen hält.
INFORMATION
Samstag, 25.6., 19.30 Uhr, Stadttheater Bielefeld
Karten (ab 20 ): NW
Aktuelle Infos erhalten Sie auf der Webseite des Bielefelder Theaters.