Bielefelder Jugendlicher soll auf schlafenden Mann eingestochen haben

Bielefeld-Mitte. Die Ermittlungen der Kriminalpolizei zu der gefährlichen Messerattacke am Freitagmorgen, 17. Juni, im Stadthallenpark sind schon deutlich vorangeschritten. Wie jetzt bekanntwurde, soll der Jugendliche mit einem Cutter-Messer zugestochen haben – und zwar galt seine Attacke einem Schlafenden. Wie berichtet, hatte sich am Freitagvormittag die Kripo in der Stärke einer Mordkommission an die Aufklärung einer Messerstecherei innerhalb der Drogenszene an der &bdquo;Tüte“ gemacht. Im Stadthallenpark hatte es einen Streit zwischen zwei oder drei Männern gegeben. Am Ende der Auseinandersetzung musste ein 33-jähriger Bielefelder mit mehreren Messerstichen schwer verletzt ins Krankenhaus gebracht werden. Nur kurz nach dem Notruf hatten Streifenbeamte den mutmaßlichen Täter, einen 16-jährigen Marokkaner ohne festen Wohnsitz, in einem Park am Ostmannturm identifiziert und festgenommen. Ohne erkennbaren Grund auf dem Mann am Boden losgegangen sein Am Freitagabend wurde bereits der Haftbefehl gegen den 16-Jährigen verkündet, der offiziell wohnungslos ist. Wie sein Verteidiger Jan-Christian Hochmann mitteilt, wird seinem Mandanten von den Ermittlungsbehörden vorgeworfen, auf sein schlafendes Opfer eingetreten und eingestochen zu haben. Das heißt, zu einem sichtbaren Streit, den Zeugen später wahrgenommen und der Polizei gemeldet hatten, muss es erst anschließend gekommen sein. Die Ermittler gehen davon aus, dass sich der 16-Jährige seinem Opfer ohne erkennbaren Grund genähert hatte, um dann plötzlich auf ihn einzutreten. Schließlich soll er auch mit seinem Messer zugestochen haben. Das Opfer erlitt dabei Stichwunden am Oberkörper, die zwar als schwer eingestuft wurden, die aber nicht lebensbedrohlich waren. Freispruch nach Messerstecherei 2020 Der kurze Zeit später festgenommene Jugendliche ist für die Polizei in Bielefeld kein Unbekannter. Gegen ihn wurde bereits wegen mehrerer Delikte ermittelt - unter anderem wegen Drogendelikten, bestätigt Polizeisprecher Michael Kötter. In einer Gerichtsverhandlung, in der ihm die Beteiligung an einer anderen Messerstecherei an der Tüte im vergangenen Jahr vorgeworfen wurde, sei er allerdings freigesprochen worden, sagt sein Anwalt. Der 16-Jährige schweigt bisher zu den Vorwürfen der Kripo. Die &bdquo;Tüte“ – der Abgang zur Stadtbahnhaltestelle Hauptbahnhof – und der angrenzende Stadthallenpark gelten seit Jahren als Treffpunkt verschiedener randständiger Szene aus dem Drogen- und Alkoholiker-Milieu. Streitigkeiten innerhalb der Szene sind für Polizei und Ordnungsamt Alltagsgeschäft. Dass dabei immer wieder Messer gezückt werden, ist bekannt. 50 Prozent der Drogendelikte finden an der Tüte in Bielefeld statt Nach der Flüchtlingswelle 2015/2016 stellte die Polizei eine neue, aggressive Gruppe innerhalb der Drogenszene fest. Plötzlich fielen nun nordafrikanische Dealer in der Szene auf, die zum Teil selbst abhängig sind. Aber auch eine zunehmende Verwahrlosung in der Szene war festzustellen. Teilweise kam es in den Jahren danach zu einer Verlagerung der verschiedenen Szenen, sodass auch der Kesselbrink zu einem größeren Schauplatz für Dealer und Konsumenten wurde. 2020 meldete Polizeipräsidentin Katharina Giere, dass die Zahl der registrierten Betäubungsmittelvergehen auf dem Kesselbrink inzwischen auf 35 Prozent gestiegen war. 50 Prozent der Drogentaten wurden immer noch rund um die Tüte registriert. Bis 2020 stiegen die Zahlen auch durch konsequente Kontrollen der Polizei stadtweit kontinuierlich an. 2021 gab es dann einen spürbaren Rückgang – die Polizei schnappte 18,8 Prozent weniger Tatverdächtige. Die mit Heroin in Verbindung stehenden Delikte gingen sogar um 40 Prozent zurück. Höchstwert: 21 Drogentote in Bielefeld Ob das vornehmlich an der Ausgangssperre und diversen Lockdown-Regeln während der Corona-Pandemie 2021 lag, am Rückgang der Polizeikontrollen oder an einer tatsächlichen Verkleinerung der Szene, ist schwer einzuschätzen. Dass sich die Zahl der Konsumenten verkleinert hat, ist zweifelhaft. Mit 21 Drogentoten meldete die Polizei im vergangenen Jahr einen Höchstwert. Für die Vervierfachung sei aber auch eine Veränderung der statistischen Definition mitverantwortlich, hieß es allerdings vom Kripo-Chef. Zum Thema: Alles zur Tüte und Stadthallenpark Wann die Bielefelder Tüte zum Trinker- und Drogen-Treffpunkt wurde Lösungen für Tüte und Kesselbrink: Bielefelder Arzt widerspricht NW-Redakteur Lebensgefährliche Messer-Übergriffe in Bielefeld: Das sind die Täter

Meistgelesen