Vereine in Bielefeld geschockt: Stadt stoppt Umbau zweier Sportplätze

Bielefeld. Böse Überraschung: Der Stadt ist der geplante Umbau des Ost-West-Grünzuges offensichtlich um die Ohren geflogen. Normalerweise hätten die Bagger bereits auf dem Sportplatz an der Rheinallee loslegen sollen. Doch in der vergangenen Woche ist den drei betroffenen Sportvereinen mitgeteilt worden, dass sich das gesamte Projekt verzögern wird – wahrscheinlich um Jahre. Hintergrund ist die geplatzte Finanzierung. Ärger und Enttäuschung bei den rund 500 kleinen und großen Fußballern sind extrem groß. Im ersten Schritt zur Umwandlung des Grünzuges zwischen Rhein- und Elbeallee in einen Bewegungspark sollten die beiden neuen Sportplätze gebaut werden. Der jetzige Naturrasenplatz nördlich von Minigolf und Sennestadtbad sollte in einen ganzjährig bespielbaren Kunstrasen verwandelt und ein neues Multifunktionsgebäude gebaut werden. Der bisherige Tennenplatz oberhalb der Turnhalle an der Travestraße sollte vergrößert und in einen Naturrasenplatz umgewandelt werden. Erst im Februar waren 62 Bäume gefällt worden, damit im Anschluss die Umbauarbeiten beginnen können. Doch danach ging es nicht weiter, und in der vergangenen Woche wurde deutlich warum. Die Stadt hatte die Sportfreunde Sennestadt, die Kickers und Türk Gücü zum Krisengespräch gebeten. &bdquo;Man hat uns mitgeteilt, dass das Projekt gestoppt worden ist“, sagt Olaf Genuth, der die Fußballabteilung der Sportfreunde, dem größten der drei Vereine, leitet. Die Kosten seien weggelaufen, die Stadt könne und wolle die darüber hinausgehenden Kosten nicht tragen, und nicht zuletzt finde man keine Bauunternehmer. &bdquo;Deshalb könnten auch die bewilligten Fördermittel nicht innerhalb der Frist verbaut werden“, gibt Genuth das Gespräch wieder. Mit veralteten Kostenschätzungen gearbeitet? Die Stadt habe, so der Abteilungsleiter, offenbar mit veralteten Kostenschätzungen gearbeitet und Mittel beantragt. &bdquo;Das ist ihr jetzt um die Ohren geflogen.“ Nach den Informationen beim Krisengespräch wolle die Stadt im September die Arbeiten erneut ausschreiben und neue Fördermittel beantragen. Bis es wirklich zu einem ersten Spatenstich kommt, würden wohl mindestens weitere zwei Jahre vergehen. Die Sportler sind extrem sauer. Denn sie haben, den Umbau vor Augen, bereits ihre Gerätschaften anderweitig notdürftig untergebracht oder verkauft, die Platzpflege so gut wie eingestellt und erste Aufbauten abgerissen. &bdquo;Der Rasenplatz sieht aus wie Kraut und Rüben“, schildert Olaf Genuth, denn zuletzt sei dieser nur noch notdürftig gepflegt worden. Die Rasensprenkler-Anlage, die nicht mehr richtig funktioniere, sei auch nicht repariert worden. &bdquo;Unseren Rasenmäher, den ich schon bei Ebay reingestellt hatte, habe ich erst einmal wieder rausgenommen“, erzählt Genuth. Freischneider und Motor-Heckenschere seien aber bereits verkauft. Alle übrigen Materialien und Bälle seien in einem gemieteten Überseecontainer untergebracht, der am Bolzplatz jenseits der Rheinallee aufgestellt worden sei, der übergangsweise fürs Jugendtraining genutzt werden sollte. Verein hat Sportanlage teils schon rückgebaut Ein Teil der Verkaufshütte ist bereits abgebaut, die Bandenwerbung abgeflext, der Zaun teilweise kaputt, da bei den Baumfällungen darauf keine Rücksicht genommen worden ist. &bdquo;Unsere einst schöne Fußballanlage gibt nur noch ein unschönes Bild ab“, klagt auch Pascal Giebert, Jugendkoordinator der Sportfreunde. &bdquo;Man schämt sich fast dafür.“ Er ist besonders ärgerlich darüber, dass die Stadt bereits vor vier Wochen gewusst habe, dass das seit rund sieben Jahren geplante Vorhaben geplatzt ist. &bdquo;Vier Wochen, in denen wir unsere Sportanlage mit Blut, Schweiß und Tränen für den Umbau weiter vorbereitet haben.“ &bdquo;Jetzt fängt der ganze Mist von vorne an“, schimpft Olaf Genuth. &bdquo;Und ich bin skeptisch, ob das überhaupt noch was wird.“ Am 25. Mai gebe es jetzt zumindest einen Termin vor Ort mit dem Sportamt, um zu klären, wie die Anlage wieder in einen bespielbaren Zustand gebracht werden kann. Wichtig auch vor dem Hintergrund, dass die Fußballabteilung allein seit August rund 100 Neuanmeldungen verzeichnet habe. Die Kickers und Türk Gücü spielen überwiegend auf dem benachbarten Tennenplatz, sie müssen nun ebenfalls deutlich länger auf einen neuen Spielbelag warten. "Das ist alles andere als ein Ruhmesblatt" Michael Menzhausen, Vorsitzender der Sportfreunde Sennestadt, der beim Krisengespräch nicht persönlich anwesend war, findet dennoch ebenfalls deutliche Worte. &bdquo;Wir waren von der Nachricht wirklich sehr geschockt. Und wir sind erbost, dass das Ganze auf Eis gelegt ist und die Verwaltung das über den langen Zeitraum nicht hinbekommen hat. Das ist alles andere als ein Ruhmesblatt.“ Die Stadt versucht zu besänftigen. Die Maßnahmen würden auf alle Fälle umgesetzt, allerdings erst ab 2024. Das Bauamt bestätigt auf Anfrage der NW, dass die Ausschreibung der Bauleistungen im März Angebote gebracht habe, die &bdquo;erheblich über der Kostenberechnung“ gelegen hätten. Eigenanteil von 360.000 Euro auf 1,4 Millionen gestiegen Die Stadt hatte 3,6 Millionen Euro geschätzt und auf dieser Grundlage 3,24 Millionen Euro Städtebaufördermittel einwerben können. Es wären 360.000 Euro Eigenmittel übrig geblieben. Im Falle einer Vergabe würde sich jetzt der Eigenanteil auf rund 1,4 Millionen Euro zuzüglich 300.000 Euro Planungskosten erhöhen, so das Bauamt. Viel zu viel. Daher habe man sich entschlossen, den Umbau der Sportplätze zurückzustellen und zunächst die &bdquo;Große Rasenfreiheit“ in Angriff nehmen, die ebenfalls zu Bewegungspark und städtebaulichen Entwicklungskonzept INSEK gehört. Dort, zwischen neuem Rasenplatz und der Elbeallee, sollen eine große Freizeitwiese, Blütenbäume und insektenfreundliche Bereiche entstehen. An der &bdquo;freiraumplanerischen Rahmenkonzeption zur Aufwertung des Ost-West-Grünzuges wird weiter festgehalten“, so die Stadt. Aufgeschoben soll nicht aufgehoben sein.

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