Bielefelds teuerste Bruchbuden: Die Straße der kostbaren Schrott-Immobilien

Bielefeld. Eine Zwangsversteigerung reichte, um den Wert einer Bruchbude an der Detmolder Straße in einem anderen Licht zu sehen: Der Gutachter hatte den Wert der Immobilie auf 190.000 Euro taxiert und den Abriss des Hauses empfohlen. Der Käufer erhielt bei der amtlichen Auktion den Zuschlag für die Summe von 330.000 Euro. Bei dem Betrag lag der erzielte Quadratmeterpreis von 765 Euro um mehr als ein Drittel über dem Bodenrichtwert, den der städtische Gutachterausschuss für Grundstückswerte erst vor Kurzem für die Immobilien in erster Reihe entlang der Detmolder Straße den Wert von 520 Euro (2021) um fast 10 Prozent auf 570 Euro erhöht hatte. Erst für 700.000 Euro, dann für über eine Million Auf die Frage, ob der Preis für die Hausnummer 55 an der Detmolder Straße nicht etwas hoch sei, lacht der Meistbietende und antwortet: "Ich weiß, ich habe wahrscheinlich viel zu viel bezahlt - doch einmal war ich zu geizig, und diesen Fehler wollte ich nicht wiederholen." Damals sei ein Haus nicht nahe seiner neuen Adresse für 425.000 Euro verkauft worden, die habe er aber nicht zahlen wollen. Mittlerweile habe die Immobilie zweimal den Eigentümer gewechselt, erst für knapp 700.000 Euro, dann für über eine Million. Der Käufer der 55 überlegt noch, ob er das Haus tatsächlich abreißt oder doch fürs erste wieder herrichtet und die Wohnungen vermietet. Eine Option wäre auch, darauf zu warten, dass der Nachbar vielleicht verkauft, um dann auf den beiden Grundstücken etwas Großes zu bauen. So eine Lösung wäre auch denkbar für die Häuser 126a und 128, die schon seit Jahren unbewohnt nebeneinander vermodern. Probleme mit den Bauanträgen Bereits vor drei Jahren berichtete nw.de über die vor sich hin siechenden und teils mit Bauzäunen abgesperrten Altbauten, für die damals laut Mitteilung vom Bauamt schon längst Abrissgenehmigungen vorlagen. Passiert ist seitdem aber nichts. Was sich für die 126a jedoch bald ändern könnte: Wie der Eigentümer sagte, habe er jüngst wieder einen Bauantrag gestellt. Sollte ihm dieser diesmal positiv beschieden werden, so würden das alte Haus mit dem Ladenanbau weichen für zwei Mehrfamilienhäuser mit acht bis zehn Wohnungen. Die dreijährige Sanierung der Detmolder Straße von 2008 bis 2011 ruinierte damals einige Ladenbesitzer, weil die Geschäfte schlecht zu erreichen waren, die Kundschaft ausblieb. Klagten die Anwohner in dem Bericht vor drei Jahren über fehlende Nahversorger im Bereich zwischen Landgericht und Sieker-Endstation, so hat sich die Situation bis heute nur marginal verbessert, die meisten Ladenlokale stehen weiter leer. Nachfrage besteht dagegen offenbar für die Vermietung von kleinen Wohnungen auf Zeit. So etablierte sich das Hotel "Motelo" in kürzester Zeit und auch gegenüber wirbt ein Banner schon seit vielen Jahren für ein Appartement-Haus. Erst verzögerte ein Besitzerwechsel das Projekt, und jetzt sehen sich die neuen Eigentümer mit einem abgelehnten Bauantrag konfrontiert. Sie wollten die alte Immobilie gegen ein Mehrfamilienhaus ersetzen, das über zehn Wohneinheiten verfügt für Studenten oder Pendler, denen eine kleine Bleibe genügt. Querelen wegen eines Spielplatzes Das Bauamt aber monierte diverse Verstöße gegen Paragrafen der Bauordnung NRW, des Baugesetzbuches und der Baunutzungsverordnung: eine Etage zu hoch, ausgebautes Dach, Parkplätze zu nah an den Nachbarn und ein viel zu kleiner Spielplatz. 40 Quadratmeter hatte der Architekt mehr proforma für das Kleinod reserviert. An dessen Ablehnung stören sich die verhinderten Bauherren am meisten: "Für Familien sind die Appartements doch gar nicht gedacht, für Familien sind sie viel zu klein", sagen die Eigentümer. Das Bauamt aber sah das völlig anders, vielleicht, weil es auch alleinerziehende Studierende gibt, und verlangte für die 10 Wohnungen eine Fläche von 100 Quadratmetern für den Spielplatz – so schreibt es die städtische Spielplatzsatzung vor. Das wären rund ein Sechstel der Grundstücksfläche. Doch selbst, wenn dort phasenweise nur alleinerziehende Studierende wohnen würden: Eine Querstraße und rund 150 Meter entfernt liegt der Ostpark mit einem eigenen Spielplatz. "Wir werden das Haus noch nicht abreißen, solange diese Fragen alle nicht geklärt sind", sagen die Eigentümer. Wann sie den nächsten Bauantrag einreichen, das wissen sie noch nicht. Schließlich steigen seit geraumer Zeit die Baukosten immens, und neben den Materialpreisen werden jetzt auch noch die Kredite teurer. Allerdings steigt auch der Wert der Schrott-Immobile, auch wenn sie nur weiter vor sich hingammelt. Nw.de wird in loser Folge über den Fortgang oder Stillstand der obigen Vorhaben berichten, sowie über die Entwicklungen der bestehenden und kommenden Baustellen mit Wohnbau-Projekten.

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