Bielefeld Noch zu haben: Im Bielefelder Westen entstehen fünf Traumwohnungen

Bielefeld. Hohe Decken, Toplage, Traumblick - und so lange ungenutzt. "Das kann man kaum glauben", sagt Eberhard Gottwald, Architekt bei Pappert und Weichynik. Eigentlich sollte das Architekturbüro im Auftrag des Bielefelder Wohnungsvereins (BWV) nur das Dach und die Fassade der drei miteinander verbundenen Gründerzeithäuser Bossestraße 11, 13 und 15 sanieren. "Aber wir waren uns schnell einig, dass man da mehr rausholen kann - und muss", sagt Gottwald. Nach zwei Jahren Planung geht's jetzt los: Im bisher von den 19 Parteien als Trocken- und Abstellboden genutzten Dachgeschoss entstehen 500 Quadratmeter zusätzliche Wohnfläche. "Mit Traumblick", ergänzt Ute Soldan aus dem Vorstand der nach eigenen Angaben ältesten, 1904 gegründeten, Baugenossenschaft Bielefelds. Rund drei Millionen Euro investiert sie in das Projekt. Noch seien die fünf Wohnungen mit je zwischen 87 und 106 Quadratmetern Wohnfläche nicht vergeben. Schmuckfassade bleibt erhalten "Wir haben allerdings schon viele Anfragen, unter anderem auch von Freunden oder Bekannten der Mieter hier", berichtet Soldan. Gebaut wird seit April in mehreren Abschnitten. Bisher wurde der Dachstuhl des von der Straßenseite aus gesehen linken Hauses abgetragen, der neue wird gerade gerichtet. Danach folge die Fassadensanierung. Dabei bleibe die Schmuckfassade mit für Bauten der Gründerzeit typischen Elementen wie Kapitälchen oder Dachüberständen erhalten. "Wir dämmen deshalb nur die anderen Seiten des Hauses", berichtet Gottwald. Auch Charakter, Struktur und Charme des vorgelagerten Innenhofes werde erhalten, inklusive der alten großen Trauerbuche. Das sei den Bewohnern, die teilweise schon über 40 Jahre in den ehemaligen Beamtenwohnungen leben, ganz wichtig. Abweichungen von den heute gültigen Bauvorgaben wurden genehmigt Eine besondere Herausforderung seien die Vorgaben für Brandschutz und Rettungswege. "Wir kommen jetzt in der Höhe über sieben Meter, da kommt die Feuerwehr nicht mehr mit dem Leiterwagen hin", sagt Jörg Kuhlmann, geschäftsführender Vorstand der BWV. Auch die charmanten Wohnungstüren entsprächen nicht mehr den heutigen Anforderungen. Da seien aber Berufsfeuerwehr und Bauamt sehr kooperativ gewesen. Auch Abweichungen von den heute gültigen Bauvorgaben seien genehmigt worden, wie die Beibehaltung der geringeren Grenzabstände zur Nachbarbebauung auch für die neuen Wohnungen im Dachgeschoss, oder Vorgaben für Barrierefreiheit. Wie wählt die Genossenschaft denn aus, wer die Wohnungen bekommt? Wohnraum schaffen durch Nachverdichtung, das sei ein aktuelles und wichtiges Thema, sagt Solden. "Und dann noch in dieser Lage, mit Stadtbahn, Schulen und Einkaufsmöglichkeiten direkt vor der Haustür." Auch in einem Mehrfamilienhaus am Ehlentruper Weg hat die BVW bereits vor einiger Zeit zusätzlichen Wohnraum im Dachboden geschaffen. "Aber nicht in großem Stil wie hier", ergänzt Solden. Bürgerpark, Oetkerhalle, Schüco-Arena, die Dächer der umliegenden, ebenfalls größtenteils charmanten Altbauten im Blick, fünf Minuten zu Fuß zum Siegfriedplatz, große Fensterflächen in den Gauben und Dachloggia: Wie wählt die Genossenschaft denn aus, wer die fünf neuen, im KfW-Standard errichteten Wohnungen im begehrten Bielefelder Westen bekommt? "Wir achten auf einen guten Mix, wollen die Gesellschaft möglichst gut abbilden", sagt Soldan. Wenn alles nach Plan läuft, sollen zum 1. Oktober die ersten Mieter, alle anderen dann bis Weihnachten einziehen können. Häuser mit Baujahr 1924 Auch die bisherigen Mieter, die während der Sanierung im Haus wohnen bleiben konnten, profitierten von der Sanierung. Unter anderem von der neuen Dämmung und der Umstellung auf Fernwärme, so Kuhlmann. Die Fenster der Häuser Baujahr 1924 wurden bereits vor einigen Jahren erneuert. Nicht alle hätten bisher Balkone gehabt, "die werden jetzt ergänzt". Zwar einen Teil, aber nicht alles von ihrem riesigen Trocken- und Abstellboden müssen sie abgeben. Aufgrund der Höhe bleibt noch Platz im Spitzboden erhalten. Die kleine Genossenschaft arbeite mit aktuell 616 Wohnungen sehr effizient, ergänzt Kuhlmann. Trotz einer Investition von 1.522.000 Euro für Instandhaltung und Modernisierung - unter anderem in Wohnhäusern an der Uhland- und der Freilingrathstraße im Johannistal, habe sie in 2021 einen Jahresüberschuss von 766.700 Euro erzielt. Weiter neue Wohnungen zu errichten habe die BWV im Blick. Unter anderem Neubauten auf einem Grundstück in Altenhagen. "Dabei werden wir stets darauf achten, dass die Wohnungen trotz hoher Baukosten bezahlbar bleiben", ergänzt Soldan.

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