Anwohner in Bielefeld sauer: In diesem Viertel hagelt es plötzlich Knöllchen

Bielefeld. Es war nur ein kurzer Besuch in Bielefeld. Eine aus Melle angereiste Freundin von Frank-Bodo Brücher hatte - wie in den vergangenen Jahren auch - ihren Wagen an der von der Teutoburger Straße abgehenden Bandelstraße abgestellt. &bdquo;Ihrer Meinung nach ganz regelkonform“, wie Brücher sagt. Trotzdem war am Ende des Nachmittags der Besuch 55 Euro teuer: Unter dem Scheibenwischer des Autos klemmte ein Bußgeldbescheid. Und weil das in der jüngeren Vergangenheit in der kleinen Straße keine Seltenheit ist, regt sich unter den Anwohnern und Anliegern gewaltiger Unmut gegen das Ordnungsamt. &bdquo;Wer zu nah oder zu weit auf der Straße oder am Bordstein parkt, bekommt seit einigen Wochen ein Strafmandat“, ereifert sich Nadine Möller, deren Eltern seit Jahrzehnten an der Bandelstraße wohnen. &bdquo;Dabei hat sich die Straße in der Zeit nicht im Geringsten verändert.“ Sie habe beobachtet, dass die Kontrolleure des Ordnungsamtes auch noch spät abends unterwegs seien und die Abstände sogar mit dem Zollstock überprüften. Selbst ein Anwohnerparkausweis würde nicht vor einem Knöllchen schützen. Auch Frank-Bodo Brünger wundert sich, dass es jetzt nach Jahren ohne jegliche Probleme oder Beanstandungen Bußgeldbescheide nur so hagelt. &bdquo;Wir waren hier im guten Glauben, dort gemäß der Straßenverkehrsordnung geparkt zu haben“, so der Anlieger, der von einer teilweise "willkürlich anmutenden, aggressiven Parkplatzüberwachung“ spricht. Parke man an einer &bdquo;engen Straßenstelle“, würden 35 Euro fällig. Will man den Verkehr nicht über Gebühr behindern und parkt mit einem Reifen auf dem Bordstein, sei es &bdquo;Parken auf dem Gehweg“ – und 55 Euro teuer. Einmal habe er vor Ort mit Mitarbeitern des Ordnungsamtes gesprochen und sich bestätigen lassen, dass sein Wagen &bdquo;gerade noch richtig“ abgestellt sei. &bdquo;Am nächsten Morgen klebte ein Bußgeldbescheid unter dem Scheibenwischer.“ Die Stadt verwahrt sich vor dem Eindruck, dass urplötzlich aus einer Laune heraus schärfer kontrolliert werde. &bdquo;Kontrollen der Restfahrbahnbreite sind durchaus üblich und werden täglich in vielen Straßen Bielefelds durchgeführt“, heißt es auf Anfrage der NW aus dem Ordnungsamt. Meistens würden diese vorgenommen, wenn es konkrete Beschwerden gebe. Und die lägen für die Bandelstraße vor: Sowohl die Müllabfuhr als auch ein Bauunternehmer hatten sich beschwert, mit ihren großen Fahrzeugen nicht durchzukommen. Auch die Feuerwehr würde im Notfall Probleme haben. &bdquo;Bei Kontrollen wurden Restbreiten von teilweise nur 2,40 Metern festgestellt, was eine erhebliche Unterschreitung darstellt“, so die Behörde. Erlaubt sei Parken am Straßenrand aber nur, wenn mindestens 3,05 Meter frei bleiben – was für die stellenweise nur knapp 4,50 Meter breite Bandelstraße bedeutet, dass selbst ein Smart-Fahrer höllisch aufpassen muss. Gab es vor vier Wochen noch keine breiten Autos? Nadine Möller sieht die Erklärung mit Blick auf die jahrelange Ruhe im Quartier skeptisch. &bdquo;Hat es die breiten Autos vor vier Wochen noch nicht gegeben? Und ich habe an der Straße noch nie volle Mülltonnen gesehen, die nicht abgeholt werden konnten.“ Zudem sei gerade für die Feuerwehr die Bordsteinkante auf beiden Seiten der Straße auf Fahrbahnniveau abgesenkt worden, damit die Fahrzeuge gut durchkommen. Frank-Bodo Brücher glaubt, dass sich die Lage rund um die Bandelstraße durch die neue Parkplatzpolitik noch weiter verschärfen wird. Dadurch, dass entlang der Detmolder Straße durch eine Großbaustelle eine ganze Reihe von Parkplätzen weggefallen ist – und auch nach Fertigstellung des Gebäudekomplexes nicht wieder eingerichtet werden – sei die Lage für die Anwohner ohnehin schon heikel. &bdquo;Es kann nicht im Interesse der Stadt sein, Autobesitzer derart auszubooten“, so Brücher. &bdquo;In der Bandelstraße und auch in Straßen mit einer ähnlichen Situation muss umgehend Klarheit geschaffen werden.“ Sollte die Stadt ihre jahrelang sehr tolerante Auslegung der Straßenverkehrsordnung nicht weiter pflegen, wäre es nur fair, die gesamte Bandelstraße unter Parkverbot zu stellen. &bdquo;Das würde die Situation im Viertel natürlich nicht verbessern. Aber jeden Tag Knöllchen zu verteilen, hat den Geschmack von Geldschneiderei.“

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