Neue Pläne: In der Bielefelder Rochdale-Kaserne geht's jetzt rund

Bielefeld. Wer ein Faible für kuriose Feiertage hat, ist am 14. Mai voll auf seine Kosten gekommen: Tag der Buttermilch-Biskuits, Minigolf-Tag, Ententanz-Tag, aber auch mit etwas ernsterem Hintergrund der Weltzugvogeltag und Tag der Städtebauförderung. Letzterer wurde nach der langen Corona-Pause in Bielefeld wieder gerne gefeiert, denn rund 105 Millionen Euro sind seit 2011 für die Quartiersumgestaltung eingeworben worden. Da gibt es was zu sehen. Und die nächste Million und ein spannendes Projekt in der Rochdale-Kaserne sind schon in Sicht. Das Geld wird in das Sofortprogramm zur Entwicklung der Innenstadt und perspektivisch auch in die Stadtteilzentrum fließen. Der Bund hat das Projekt "Bielefeld macht sich stark" ausgewählt, wie Sven Dodenhoff, Leiter der Abteilung Gesamtstädtische Planung und Stadtentwicklung im Bauamt, erklärt. "Wir erwarten den Bescheid Mitte des Jahres." Eine Bestandsanalyse soll aufzeigen, wo der Handlungsdruck in den Nebenzentren am größten ist. Im Arbeitsprogramm werde beispielsweise Brackwede eines der nächsten Gebiete sein, für das ein INSEK-Programm gestartet werden soll. Stadtforschung auf dem Kasernengelände Vom Rat der Stadt war 2008 das Integrierte städtebauliche Entwicklungskonzept (INSEK) Stadtumbau beschlossen worden. Seitdem werden in fünf Stadterneuerungsgebieten städtebauliche und soziale Maßnahmen umgesetzt sowie Freiräume umgestaltet. Zu diesen Gebieten sind zuletzt die Konversionsflächen hinzugekommen und das Sofortprogramm für die Bielefelder City. Zu den Kasernen hat Dodenhoff eine interessante und spannende Neuigkeit zu berichten. Erst vor kurzem ist der Sieger-Entwurf eines Planungswettbewerbs vorgestellt worden, der die Rochdale-Kaserne in ein grünes, verkehrsarmes Quartier mit fast 700 Wohnungen und zentraler Plaza umwandeln will. Für die nächste Zeit soll die ehemalige britische Kaserne aber ein Ort urbaner Kunst und Stadtforschung werden. Platz für das Kulturhaus Ostblock? "Transurban Residency" nennt sich das Projekt. Dabei engagieren sich Verwaltung und Politik gemeinsam mit Künstlerinnen und Künstlern, Nachbarn, Forschern, Studierenden und Lehrenden für zukunftsfähige Städte. Dodenhoff erklärt, dass in erster Linie die Außenflächen der Rochdale-Kaserne im Rahmen des regionalen Kulturprogrammes NRW bespielt werden sollen, beispielsweise könnte ein Skulpturenpark entstehen. Vielleicht sei auch eine Zwischennutzung von Gebäuden möglich, beispielsweise für das Kulturhaus Ostblock, das seine Räume neben dem Wiesenbad für die Unterbringung von ukrainischen Flüchtlingen räumen musste. "Wir sind jedenfalls im Gespräch", sagt Dodenhoff. Die Fachhochschulen Detmold und Bielefeld sind forschend an dem Projekt beteiligt. Beteiligt ist auch das italienische Architekturkollektiv orizzontale mit Sitz in Rom, das sich mobilen Architekturen und temporären Installationen im öffentlichen Raum verschrieben hat. In der Vergangenheit gab es sogar schon mal Eisberge aus Holz. Bereits im Sommer soll es losgehen. Rundgänge durch Erneueungsgebiete Noch einmal zurück zum Tag der Städtebauförderung: Bei geführten Rundgängen hatten die Bielefelderinnen und Bielefelder am Samstag Gelegenheit, sich mit eigenen Augen anzuschauen, was sich in den Erneuerungsgebieten Baumheide, Nördlicher Innenstadtrand, Sennestadt und Sieker-Mitte getan hat und sie bekamen Einblicke, was sich in nächster Zeit noch verändern wird. Dazu gehört beispielsweise die Umgestaltung des Nicolaifriedhofs in Teilflächen zu einem Stadtteilpark, die Verwandlung des Philipp-Reis-Platzes vor dem ehemaligen Telekom-Hochhaus (jetzt H1), die Einweihung der neuen Stadtteilküche in Sieker-Mitte, die Aufwertung des Martin-Luther-Platzes und des Schulhofes der Rußheide-Schule, die millionenschwere Umgestaltung des Ost-West-Grünzuges in Sennestadt und vieles mehr. Sven Dodenhoff freut sich persönlich besonders auf den Tag, wenn erstmals Wasser durch die freigelegte Lutter in der Innenstadt fließen wird.

Meistgelesen