Hof Wißbrock: Dieser Bielefelder Bauernhof ist wie aus einem Bilderbuch

Bielefeld. Das Wißbrocksche Anwesen an der Senner Straße kurz vor dem Übergang zur A 33 Richtung Brackwede ist ein Bauernhof, wie in ein Dichter nicht schöner hätte beschreiben können: ganz klassisch mit einer gackernden großen Hühnerschar und bunten Blumen in der Einfahrt, mit mächtigen Hofeichen und blühenden Stiefmütterchen vor dem Haus, bewacht von den Hofhunden, Münsterländer Mona (6) und Bracke Hugo (7). An ihnen vorbei geht's in die Deele, wo der kleine Hofladen mit vielen eigenen Produkten eingerichtet ist. Vorab aber geleitet Hofchefin Heike Wißbrock (58), die die Landwirtschaft zusammen mit Ehemann Siegried (63) führt und dabei von ihrer Tochter Pauline (27) und ihren Söhnen Johannes (28) und Konrad (23) bei Bedarf unterstützt wird, ums Haus. Vorbei an Eichen und Blumen, an Schuppen, einem Beet mit jungen Erdbeerpflänzchen, an Enten und Gänsen, die ein Hobby von Johannes sind, bis zu den riesigen Folientunneln, die sich hinter dem Haus entlangziehen. Hier blühen unzählige Erdbeerpflanzen der Sorte Flair, (noch) grüne Früchte hängen bereits überall unter den Blättern. Die müssen noch ein wenig wachsen - und natürlich leuchtend rot werden. Gegen Ende April sei es soweit, hofft Heike Wißbrock. Und dann locken auch sie wieder, die Verkaufsstände der Familie an der Buschkampstraße, Am Osning und an der Lippstädter Straße in Windflöte. Die großen Spargelfelder liegen jenseits des Hofes, sagt die 58-Jährige. Wißbrocks bauen sowohl die grünen als auch die weißen Stangen an. Sie werden bereits im Hofladen verkauft."Eiertraum" mit ganzen Eiern Während Mona und Hugo, die beide jagdlich geführt werden, Kunden auf dem Fahrrad verbellen - Autos dagegen interessieren sie nicht -, geht's in den Hofladen, wo Mitarbeiterin Mareike Eikelmann die Stellung hält. Im großen Holzregal stehen die schlanken hohen Flaschen mit dem "Eiertraum", der mit den Eiern der Hofhühner gemacht wird."Mit dem ganzen Ei, nicht nur mit dem Eigelb", verrät Heike Wißbrock. "Dann muss man das Eiweiß nicht wegwerfen." Wer ihn nicht pur trinken wolle: "Er schmeckt auch gut verdünnt mit Sekt." Rund ums gelbe Kultgetränk findet sich eine kleine Kollektion erlesener Weine, passend zum Spargel, und auch der süffige Erdbeerwein. Rund 300 Bovan-Hühner Im hinteren Bereich stapeln sich die Eierkartons mit den schmackhaften Produkten der braunschwarzen Hühner, rund 300 der Rasse Bovan leben auf dem Wißbrockschen Betrieb. Sie müssen auf männliche Unterstützung verzichten - einen Hofhahn gibt es nicht. Gleichwohl legen sie fleißig.Seit dem vergangenen Jahr können sie dafür auch das neue große Hühnermobil nutzen, das mitten auf ihrer Wiese steht. Im Laden finden sich außerdem Landnudeln und Sauce Hollandaise, Wildsalami und Wildwurst (beides von Reh oder Wildschwein aus eigener Jagd), zur Grillsaison auch Wildspieße, dazu Erdbeermarmelade, Kuchen und natürlich jede Menge Spargel.Umhäkelte Waschlappen 1964 hat seine Familie mit dem Verkauf der eigenen Produkte begonnen, erzählt Familienoberhaupt Siegfried Wißbrock, der wie sein Sohn Johannes staatlich geprüfter Landwirt ist, vor dem großen Deelentor. Er hat den Betrieb einst von seinem Vater übernommen und wird ihn ebenfalls an seinen Sohn weitergeben. "Wir haben mit Spargel angefangen und immer auf der Deele verkauft."Die erste Spargelkundin sei eine Standesbeamtin gewesen, die fast 50 Jahre lang immer wieder hergekommen sei. Und zum Saisonbeginn ein kleines Geschenk mitzubringen pflegte, Schokolade etwa oder liebevoll umhäkelte Waschlappen. "Danach hatten wir auch anderes Gemüse. Die Hühner gab's damals auch schon." Nach einer Pause eröffnete der Laden 2000 wieder, zunächst mit Erdbeeren. Bis heute wurde das Angebot stetig erweitert und verändert.Bunte Tulpen mit Zwiebel Die bunten Tulpen vor der Einfahrt gehören nicht zum Familienunternehmen. Das Feld wird von einer Floristin betreut, erzählt Heike Wißbrock. Dort können sich Blumenfans ihren Strauß selbst zusammenpflücken und an der gut gesicherten Kasse bezahlen. "Man darf auch die Zwiebel rausnehmen und die ganze Pflanze in die Vase stellen", sagt die Hofchefin. "Dann hält sie länger." Und ein Blickfang sei es auch. Im Mai endet die Tulpensaison. Dann geht's mit bunten Sommerblumen weiter.

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