Schwierige Wohnungssuche für Flüchtlinge - Bielefelder Vermieter in Sorge

Bielefeld. Wie findet man kurzfristig Wohnraum für rund 4.000 Menschen in einer Großstadt, in der der Wohnungsmarkt ohnehin schon angespannt ist? Die längerfristige Unterbringung der Ukraine-Flüchtlinge sei &bdquo;eine große Herausforderung“, sagt Krisenstabsleiter Ingo Nürnberger. Dennoch sollen die als Notunterkünfte benötigten Turnhallen bald wieder frei werden.Zu verdanken ist das einem starken Bielefelder Netzwerk, das mit unerschöpflicher Geduld Wohnungen sucht, besichtigt, vermittelt, herrichtet. Ein Prozess, der voller Hürden sei, erzählt eine Wohnungsvermittlerin. Viele Vermieter haben sehr große Bedenken - meist unbegründet Vor allem, weil es bei Vermietern noch immer sehr große Bedenken gebe, so Jutta Geisler vom Projekt &bdquo;Solidarische Flüchtlingshilfe Bielefeld“ der Stiftung Solidarität. Rund 40 Personen hat ihr ehrenamtliches Team bereits erfolgreich in Wohnungen vermittelt – und sucht weiter händeringend Wohnraum. Vor allem für Frauen und Kinder, die von der Stiftung Solidarität im Kunst- und Kulturzentrum Sieker betreut werden. &bdquo;Am besten abgeschlossene Wohnungen, die möbliert oder teilmöbliert sind.“ Geisler betont: &bdquo;Alle Geflüchteten, an die wir Wohnungen vermitteln, sind ordnungsgemäß gemeldet und haben auch schon ein Konto, dafür sorgen wir.“ Wichtig auch für Vermieter: Der Mietvertrag werde direkt mit dem Sozialamt gemacht, so dass das Geld auch direkt aufs Vermieter-Konto fließen kann. "Sprachbarriere ist ein Riesenthema" &bdquo;Die Sprachbarriere ist außerdem ein Riesenthema in den Gesprächen, die wir führen“, sagt Geisler. Dabei sprächen viele der Geflüchteten gut Englisch, einige auch Deutsch. Die Stiftung kann zudem Dolmetscher vermitteln, per Sprach-App klappe die Verständigung aber auch gut, so Geislers Erfahrung. &bdquo;Die meisten der Geflüchteten sind sehr fleißig, wollen schnell Arbeit finden und nehmen sehr gerne unsere Deutschkurse wahr. Sie hatten in der Ukraine einen guten Job. Die Kinder gehen hier bereits in die Schule, einige sogar aufs Gymnasium.“ Es seien gute Mieter. Auch bei der Stadt dreht sich alles ums Thema Wohnraum – das bindet viel Personal: Im Sozialamt seien rund 20 Personen (mit Stellenanteil) damit beschäftigt, sich um Akquise, Herrichtung, Vermittlung, Belegung und Betreuung von Wohnungen zu kümmern, so Krisenstabsleiter Nürnberger. Dazu kämen noch drei Hausmeistertrupps sowie Helfer von Technischem Hilfswerk und Freiwilliger Feuerwehr. Ein 40-köpfiges Team beim Immobilienservicebetrieb (ISB) ist zudem unter anderem mit Verwaltung und Bauunterhaltung betraut. 170 Personen leben in "beschlagnahmten" Wohnungen der Stadt 33 Britenwohnungen seien bereits mit 152 Personen belegt, berichtet Nürnberger. Diese Woche seien weitere 21 Wohnungen fertiggestellt worden. Darüber hinaus wurden 94 Mietverträge zwischen Mietern und Vermietern angebahnt.Weitere 170 Personen sind in sogenanntem &bdquo;beschlagnahmten“ Wohnraum untergebracht. Das sei &bdquo;nichts Böses“ betont Nürnberger und erklärt das Prinzip: &bdquo;Die einvernehmliche Beschlagnahmung geschieht in Absprache mit den Vermietern und ermöglicht, dass die Stadt direkt als Mieter auftritt und auch für mögliche Schäden durch die Bewohner aufkommt.“ Das sei bei vielen Vermietern erwünscht. Turnhallen sollen schnell wieder frei werden Allerdings kann die Stadt bei diesem Modell die angemieteten Wohnungen frei belegen. Laut Nürnberger werde aber nicht einfach über den Kopf betroffener Vermieter hinweg entschieden. &bdquo;Man muss immer miteinander reden, aber letztendlich müssen wir je nach Arbeitsdruck verfahren.“ Und der sei aktuell hoch. Denn erklärtes Ziel ist es, die Turnhallen der Carl-Severing-Schulen zügig freizubekommen. &bdquo;Wenn es bei den aktuellen Fluchtbewegungen bleibt, bin ich optimistisch, dass wird das in den kommenden Wochen schaffen werden“, so der Chef des Krisenstabs.Gleichzeitig wundert sich mancher in Bielefeld, dass er mit seinem Wohnungsangebot kein Gehör findet. &bdquo;Wir arbeiten unter Hochdruck“, sagt Jutta Geisler von der Stiftung Solidarität. Doch mindestens drei bis vier Tage dauere es, bis das ehrenamtliche Team auf Anfragen reagieren könne, das auch Sachspenden und Patenschaften vermittelt. &bdquo;Es ist einfach zu viel zu tun.“ Jüdische Geflüchtete erleben besonders viel Solidarität Bei der Stadt konzentriere man sich zunächst auf Objekte, die schnell belegt werden könnten, begründet Nürnberger die längeren Wartezeiten in manchen Fällen. Denn auch die Ausstattung bleibe eine Herausforderung. &bdquo;Es geht nur Schritt für Schritt.“ Einen großen Schritt weiter ist die Jüdische Kultusgemeinde. Zwar arbeitet man laut der Vorsitzenden Irith Michelsohn auch hier am Limit. Aber mit Hilfe eines starken Netzwerks aus Ehrenamtlichen, Spendern, Stadt, Institutionen und Wohnungswirtschaft des Evangelischen Kirchenkreises seien alle zukünftigen Gemeindemitglieder sowie Angehörige in Wohnungen angekommen – insgesamt 39 Familien und rund 120 Personen. Michelsohn: &bdquo;Es ist fantastisch.“

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