Neues Projekt: Bielefelder Paten für Ukraine-Flüchtlinge gesucht

Bielefeld. "Wer sind die Familien? Kennst du sie?" Die Fragen der Geflüchteten zeigen, wie groß das Interesse ist. Viele der knapp 100 ukrainischen Flüchtlinge, oft Frauen mit ihren Kindern, die in der Unterkunft der Stiftung Solidarität an der Meisenstraße leben, sind begeistert von der Patenschafts-Idee. Das Projekt "Solidarische Flüchtlingshilfe Bielefeld" der Stiftung will damit jetzt Bielefelder Familien und Geflüchtete zusammen bringen. Und den Kriegsflüchtlingen so das Leben hier in Bielefeld etwas leichter machen. Unterstützung bei Formalien, Wohnungssuche, Schulthemen oder einem schönen Ausflug in den Tierpark: Damit könnten die Bielefelder viel Gutes tun aktuell, so Nina Lavrentev, eine der drei Koordinatorinnen des Projekts. Über die Plattform "fluechtlingshilfe-bielefeld.de" haben sich schon erste Bielefelder Familien gemeldet. Wie das Lehrerehepaar mit einem neunjährigen Sohn, das sich auf Kontakt zu einer Mutter mit Kind im selben Alter freut. Oder der nette Ikea-Mitarbeiter mit seiner schwangeren Frau und kleinem Kind, der gleich mehrere Regale für die kurzfristig eingerichtete Kleiderkammer "Schafa" (ukrainisch für "Schrank") kostenlos organisiert hat. Auch Olha (37), die mit ihrem Sohn Timofii (7) vor zwei Wochen aus Dnepr nach Bielefeld gekommen ist, fände so eine Patenschaft schön. Den Start etwas leichter machen Vielleicht nicht unbedingt selbst zuhause Kriegsflüchtlinge aufnehmen, aber doch wirklich gern den Ukrainern hier den Start etwas leichter machen, wollten viele Bielefelder, berichten Lavrentev sowie ihre Kolleginnen Jutta Geisler und Diana Pilger. Oftmals wüssten sie aber gar nicht, wo sie ihre Hilfe – Zimmer, ganze Wohnung, Kleider-, Sach- oder Zeitspenden – gezielt an den Mann bringen könnten. Deshalb bündelt das Projekt Angebote und Gesuche jetzt über die Plattform. Das Projekt sichte alle Beiträge und vermittele die Kontakte. Ehrenamtliche holen bei Bedarf je nach Möglichkeit auch Spenden ab. "Wir hatten da mit unserer Coronahilfe schon eine gute Grundlage, auf die wir jetzt zurückgreifen konnten", sagt Lavrentev, Musikerin und gelernte Krankenschwester. Sie spricht Russisch und Ukrainisch, ist selbst vor 33 Jahren als damals 15-Jährige von Kiew nach Deutschland - ohne Deutschkenntnisse. Jetzt schickten ihre ehemaligen Schulfreunde, die bereits früh Eltern geworden sind, die jungen Leute mit ihren kleinen Kindern zu ihr.Jemanden zu haben, der sich auskennt in der fremden Stadt, dem man vertrauen kann, sei viel wert. Auch für eine Radiologin, die jetzt bereits mit ihren beiden Kindern in eine eigene Wohnung gezogen ist, fungiert Lavrentev ehrenamtlich als Patin. "Sie hat ihre Kinder jetzt direkt selbst beim Ratsgymnasium angekündigt, ihre Tochter geht mit meinem Sohn eine Klasse", berichtet Lavrentev. Ein Unding sei, dass die Kinder erst zur Schule gehen dürfen, wenn sie eine private Anschrift haben. Private Kontakte sind gerade aktuell sehr hilfreich Eine Familie bietet nicht nur eine Patenschaft, sondern gleich auch eine Wohnung und ein Sofa an. Der Mann spricht zudem Russisch. Das sei aber nicht unbedingt notwendig für eine Patenschaft. "Viele Frauen aus der Ukraine sind sehr gut ausgebildet und sprechen gut Englisch", berichtet Pilger. Die Stiftung prüfe jedes Angebot, schaue, wer am besten zu wem passe und begleite die Familien auch noch weiter.Beruf und Privates zu trennen, sei aktuell kaum möglich, berichten die drei. Private Kontakte seien aber gerade aktuell oft auch sehr hilfreich. So konnten Flüchtlinge nach Paderborn in ein Schloss mit einziehen, der Friseur des Vertrauens schickte kostenlos für einen Tag eine Mitarbeiterin vorbei. Kinderyoga oder Schminken, Malaktionen, Theater, eine Karaoke-Party, Deutsch- und Fitnesskurse: Mit den rund 100 Ehrenamtlichen stellt die Stiftung für die Bewohner der Flüchtlingsunterkunft bereits einiges auf die Beine. "Auch, damit sie einfach mal auf andere Gedanken kommen und ihre schlimmen Erlebnisse etwas besser verarbeiten können", sagt Geisler.Weitere Ehrenamtliche sind willkommen. Angebote und Gesuche – egal ob Zeit, Zimmer, Wohnungen, Kleidung und Einrichtungs- und Gebrauchsgegenstände oder Patenschaften – nimmt die Hotline montags bis freitags von 10 bis 14 Uhr entgegen unter Telefon (05 21) 2 99 79 50 oder rund um die Uhr auf der Webseite fluechtlingshilfe-bielefeld.de.

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