Elon Musk und die Gigafactory: Bielefelder Schüler kontern Bauministerin

Bielefeld. Bundesbauministerin Klara Geywitz auf Stippvisite im Carl-Severing-Berufskolleg für Wirtschaft und Verwaltung: Auf Einladung von Politik-Lehrer Christian Balzarek und einer Klasse von angehenden Automobil-Kaufleuten erschien der Gast aus Berlin im Geleit der Bielefelder SPD-Entourage. Dazu zählten Wiebke Esdar (MdB), Christina Kampmann (MdL) und Landtagskandidat Nesrettin Akay. &bdquo;Bezahlbares Wohnen für junge Menschen“ stand auf der Agenda. Einleitend erklärte die Ministerin und SPD-Vize-Chefin die Ziele ihres Ressorts, das zuvor über 20 Jahre als Teil des Bundesinnenministeriums nur ein Schattendasein geführte habe: Mit einem Gesamtetat von 14,5 Milliarden Euro sollen jährlich 400.000 Wohnungen gebaut werden, ein Viertel davon Sozialwohnungen. Nicht unbedingt eine Option für die Azubis, die mehrheitlich den Erwerb von Eigentum favorisierten, wie eine Abstimmung ergab. Allerdings vor dem Hintergrund, dass die meisten von ihnen gegenwärtig noch bei den Eltern wohnen.Die 26 Schülerinnen und Schüler der im Umbruch befindlichen Automobil-Branche und ihre Lehrer nahmen die Chance wahr und fragten: So wollte Dimitrije Zaric gerne wissen, was mit den Kasernen in der Stadt passieren werde, die reichlich Platz für Wohnbebauung böten. Geywitz erklärte, dass die Bundesanstalt für Immobilien-Angelegenheiten (BImA) als Eigentümerin bisher nach dem Prinzip der Maximal-Verwertung beim Verkauf der Objekte vorgegangen sei, doch dass diese Höchstpreis-Praxis demnächst diskutiert werde.Neue Chance für Bielefeld bei Briten-Häusern? Das soll auf einer Konferenz am 27. April geschehen, an dem das Beratergremium namens "Bündnis bezahlbarer Wohnraum" erstmals zusammentrifft. Würde die BImA im Zuge der Beratungen vom bisherigen Verkaufs-Standard abkehren, hätte die Stadt vielleicht wieder besser Chancen beim Zugriffsrecht oder Verhandeln mit Investoren.Ob Reihenhäuser oder Offiziersvillen, die Gebäude aus den 50er-Jahren sind trotz schlechter Energie-Werte extrem begehrt. Doch die horrenden Preisvorstellungen und das von der BImA ausgelobte Bieterverfahren haben neben Bielefeld auch in Gütersloh und Herford viele Verdruss hervorgerufen bei potenziellen Interessenten. Vom Verkauf wechselte das Thema in die Verwaltung, neben der Wirtschaft der zweite Ausbildungszweig des Berufskollegs. Schlagwort Bürokratie in Deutschland. Auch beim Bauen. Für das junge Plenum im Klassenzimmer die ultimative Bremse jeder Initiative. Wie konnte es da sein, dass in der Gigafactory von Elon Musk bereits 36 Monate nach Ankündigung bereits die ersten Teslas vom Band laufen? Digitale Bauakte statt Berge von Papier Als Geywitz den Bau in ihrer Brandenburger Heimat als gutes Miteinander der Akteure beschrieb, als intensives Begleiten des Prozesses, erinnerte Joel Baumeister daran, dass der Guru der Autobranche sein Projekt einfach ohne Baugenehmigung gestartet habe. Der Mann sei volles Risiko gegangen trotz der offenen Prüfverfahren gegangen, räumte die Ministerin ein. Tatsächlich erhielt Musk die Baugenehmigung erst nach der Fertigstellung. Von einer Digitalisierungs-Offensive in den Ämtern erhofft sich Geywitz eine Beschleunigung vieler Verfahren, damit digitale Akten auch im Homeoffice bearbeitet werden und auf den Baustellen eingesehen werden können, ohne Zeitverluste durch vergessene Anfragen oder Abwesenheitsnotizen. Wiebke Esdar gab zu bedenken, dass auch auf den Ämtern ein Fachkräftemangel herrsche, der Verzögerungen bei der Bearbeitung verursache.Von der Bürokratie switchte das Gespräch auf Augenhöhe zu den Baunebenkosten, die diesmal aus Sicht einer Lehrerin deutlich zu hoch ausfallen würden. Als Beispiel nannte sie die Gebühren für den Notar. Die Ministerin versprach, das Thema mit nach Berlin zu nehmen, wo es ebenfalls bei der Bündnis-Konferenz im April besprochen werden soll. Und im Zuge der im Mai anstehenden Landtagswahl versprachen Nesrettin Akay und Christina Kampmann, dass die SPD die Grundsteuer im Land abschaffen werde sowie die Straßenbaubeiträge.

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