Ermittlung gegen 24-Jährigen: Bielefelder nach Messerattacke fast verblutet

Bielefeld-Brackwede. Als Helmut Z. (63) am 14. Dezember von der Arbeit nach Hause kam, ahnt er nicht, dass er wenige Momente später in akuter Lebensgefahr schweben würde. Der 63-Jährige wollte den Feierabend vor dem Fernseher verbringen. Er lebt in einem allein stehenden Haus an der Buschkampstraße. Als er Einbruchsspuren an seiner Eingangstür bemerkt, schließt er die Tür auf. Der Täter ist ja offensichtlich gescheitert. Eine irrige Annahme: Einbrecher Alexandri I. (24) steht gerade in seinem Wohnzimmer, als er hereinkommt und isst seine Fleischwurst.Dann sticht der junge Mann mit einem Küchenmesser in den Bauch des 63-Jährigen. Dabei verletzt er laut der ermittelnden Staatsanwältin Claudia Bosse mehrfach den Dünndarm des Hausbewohners. In Kürze muss sich der junge Russe deshalb wegen versuchten Mordes vor Gericht verantworten. DNA an der Fleischwurst Helmut Z. konnte gerade noch einen Notruf absetzen, bevor er wegen des massiven Blutverlusts zusammenbrach. &bdquo;Nur durch eine Not-Operation konnte sein Leben gerettet werden“, sagt Claudia Bosse. Sie hat den 24-Jährigen nun wegen versuchten Mordes, gefährlicher Körperverletzung, Wohnungseinbruchsdiebstahls und zwei weiterer Diebstähle direkt nach der Messerattacke angeklagt.Direkt nach der Tat durchkämmte die Polizei das Waldstück hinter dem Haus des Opfers. Doch die Fahndung nach dem geflüchteten Täter misslang. Weil sich der 24-Jährige beim Einstieg durch die eingeschlagene Terrassentür aber stark am Fuß und an der Hand verletzt haben soll, sind sich die Ermittler der Mordkommission Buschkamp sicher, den Täter identifiziert und anhand einer langen Beweiskette überführt zu haben. Sein Blut, das an mehreren Stellen im Haus zu finden war, und seine DNA an der Fleischwurst belasten den Angeklagten allein schon schwer. Einfach zugestochen: Klingenlänge 22 Zentimeter Claudia Bosse geht davon aus, dass der junge Mann noch &bdquo;No Police, no Police!“ gerufen hatte. Als Helmut Z. deutlich machte, dass er diesem Wunsch nicht nachkommen würde, soll I. einfach mit dem Küchenmesser zugestochen haben, das er gerade in der Hand hielt. Klingenlänge: 22 Zentimeter. Mit diesem Messer und einem Sensor für eine Wetterstation als Beute soll er Z. blutend am Boden liegen gelassen haben und geflüchtet sein. Wie die Mordkommission später durch akribische Arbeit rekonstruieren konnte, soll der Flüchtenden wenig später am Sonnentauweg in eine Gartenlaube eingestiegen sein, wo er eine Tasche mit Verbandsmaterial und ein Taschenmesser einsteckte. Offensichtlich versorgte er hier schon notdürftig seine Wunde.Die gleiche DNA in einer Laube und am Fahrrad In dieser Laube fand die Spurensicherung später auch die mutmaßliche Tatwaffe – allerdings bisher ohne Blutspuren des Opfers. Allerdings muss der 24-Jährige in der Laube noch eine Pfeife angesteckt und und daran gezogen haben, denn an dieser identifizierte das LKA die gleiche DNA wie im Haus vom Helmut Z. Doch es gibt noch ein weiteres Glied in der Beweiskette. Direkt vom Grundstück nebenan wurde ein Fahrrad gestohlen. Die Kripo fand es später in der Nähe des Palmenwegs. An den Griffen des Lenkers identifizierte das LKA erneut das Blut eines Mannes, das bereits am Tatort gesichert wurde. Doch die vielen DNA-Treffer brachten den Ermittlern zunächst nichts. Denn es gab keinen Treffer unter den bundesweit bekannten Straftätern. Dabei hatte die Polizei den 24-Jährigen kurz nach der Messertat bereits wegen eines Ladendiebstahls in Gütersloh erkennungsdienstlich behandelt. Erst Ende Januar wurde der wohnungslose I., der in Deutschland bisher nicht vorbestraft ist, nach diversen Einbruchs- und Diebstahltaten im Nachbarkreis schließlich verhaftet.Plötzlich meldet sich das LKA: "Wir haben einen Treffer" Mit kurzer zeitlicher Verzögerung meldete dann das LKA der Mordkommission, dass es nun doch eine DNA-Übereinstimmung zum Messertäter von der Buschkampstraße gebe. Claudia Bosse erwirkte daraufhin am 7. Februar einen Haftbefehl wegen versuchten Mordes. Auf dem Handy des Beschuldigten fanden die Ermittler später ein Video vom 20. Dezember, dass seine Fußverletzung zeigt. Ein weiterer belastender Aspekt gegen den mutmaßlichen Serieneinbrecher, der offenbar sehr unvorsichtig agierte. Der Angeklagte schweigt bisher zu den Vorwürfen.

Meistgelesen