Mordversuch in der Tankstelle: Bielefelder in die Psychiatrie verlegt

Bielefeld. Blutüberströmt flüchtet ein junger Mann durch Brackwede, viele Hundert Meter weit verfolgt ihn dabei ein Mann mit einem Messer. Der junge Mann schreit um Hilfe, entsetzt werden Passanten an der Hauptstraße Zeugen der Szene. Endlich kann sich der 24-Jährige in einer Bäckerei in Sicherheit bringen. Diese Erlebnisse schockierten am 31. Juli ganz Brackwede. Inzwischen ist klar: Der noch in der Bäckerei überwältigte, mutmaßliche Täter (20) ist psychisch schwer krank. Das ist das Ergebnis eines vorläufigen Kurzgutachtens durch einen psychiatrischen Sachverständigen, der sich mit dem 20-Jährigen in der U-Haft eingehend beschäftigt hat. So berichtet es die ermittelnde Staatsanwältin Beatrice Schäfers. Demnach war &bdquo;die Einsichtsfähigkeit des Beschuldigten möglicherweise aufgehoben und sicher erheblich eingeschränkt.“ Zum Thema: Mordkommission ermittelt nach blutigem Messerangriff im Bielefelder Süden Das heißt, der 20-Jährige soll zwar immer wieder auf sein Opfer eingestochen und es dabei lebensgefährlich verletzt haben, er konnte aber krankheitsbedingt nicht erkennen, dass er damit eine schwere Straftat verübte. Der Beschuldigte soll unvermittelt und immer wieder zugestochen haben Der nun beschuldigte 20-Jährige war kurz vor 14 Uhr in der Q1-Tankstelle an der Gotenstraße aufgetaucht, wo er nach Angaben der Staatsanwältin regelmäßig Zigaretten kaufte und als Stammkunde bekannt gewesen sein soll. Doch diesmal zückte er ein Messer und stach unvermittelt auf den Tankstellenkassierer ein. Zum Thema: War Messer-Attacke vor Bielefelder Disco &bdquo;Prime“ Notwehr? Opfer in kritischem Zustand Der 24-Jährige erlitt bei dem Angriff unter anderem schwerste Stichverletzungen am Nacken und im Gesicht. Trotzdem konnte er noch knapp 300 Meter weit flüchten und sich des Angreifers, der weiterhin hinter ihm herlief, erwehren. Das Bielefelder Opfer wäre ohne Not-OP gestorben Wäre der 24-Jährige nicht umgehend nach der Tat notärztlich versorgt und kurze Zeit später notoperiert worden, hätte er die Tat mutmaßlich nicht überlebt, sagte später Polizeisprecherin Hella Christoph. Die kurz darauf eingerichtete Mordkommission geht von einem Mordversuch aus. Nach der Messerattacke: Bielefelder Opfer außer Lebensgefahr Trotzdem wird sich der 20-jährige Angreifer nach dem jetzigen Stand der Ermittlungen nicht wegen versuchten Mordes vor Gericht verantworten müssen. Die ermittelnde Staatsanwältin geht davon aus, dass ihm aufgrund eingeschränkter Schuldfähigkeit oder sogar Schuldunfähigkeit kein Strafprozess gemacht werden könne. Wegen der Gefährlichkeit, die von dem psychisch kranken Brackweder auszugehen scheint, strebt die Staatsanwaltschaft nun doch eine Unterbringung des Patienten in einer geschlossenen Psychiatrie (Forensik) an. Beschuldigter wurde von der U-Haft in die Psychiatrie verlegt Das erst kürzlich eingetroffene Sachverständigengutachten hat bereits bewirkt, dass der U-Häftling am Mittwoch, 3. September, von der JVA Herford mit einem vorläufigen Unterbringungsbefehl in die forensische Klinik nach Lippstadt-Eickelborn verlegt wurde. Die Frage nach dem Motiv der Tat wird durch diese Neuigkeiten komplizierter. Möglicherweise gab es keinen rationalen Auslöser für die Messertat. Angehörige sollen von anhaltenden Wahnvorstellungen ihres Familienmitglieds gesprochen haben. Laut Staatsanwältin Schäfers sind das Motiv der Tat und möglicherweise Probleme mit dem Beschuldigten in der Vergangenheit weiterhin Gegenstand der Ermittlungen. Der 20-Jährige hat sich bisher nicht zu den Tatvorwürfen der Ermittler geäußert. Einen ganz ähnlichen Hintergrund hat eine Messertat vom März dieses Jahres. Damals hatte ein 44-jähriger Mann unter dem Eindruck von Wahnvorstellungen an der Heeper Straße auf einen jungen Radfahrer eingestochen. Als ein Passant (49) das sah, ging dieser dazwischen und wurde damit seinerseits Ziel eines massiven Messerangriffs. Der 49-Jährige musste von Rettungskräften sogar reanimiert werden, überlebte den Angriff aber knapp. Seine körperliche und seelische Genesung ist noch lange nicht abgeschlossen. Ähnlicher Fall aus dem März: Messerangriff in Bielefeld: Ermittler geben neue Details bekannt

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