Auto bleibt im Gleisbett stecken - Warum landen so viele in dieser Falle?

Bielefeld. Und wieder ist es passiert. Es ist noch dunkel am frühen Freitagmorgen, 11. Februar, es regnet, die Linien auf der großen Kreuzung sind kaum zu erkennen. Beim Abbiegen von der Voltmann- in die Kurt-Schumacher-Straße nimmt eine Autofahrerin (59) einen zu engen Kurvenweg und landet auf den Gleisen der Stadtbahn – und nicht etwa auf der Autospur in Richtung Stapenhorststraße. Denn die ist an diesem Morgen von der Polizei wegen eines Feuerwehreinsatzes gesperrt. Die ersten Meter (auf Höhe des Fußgängerüberwegs) ist die Fahrt für die Bielefelderin noch problemlos möglich, doch kurz dahinter sinkt die Ebene deutlich ab. Ihr Nissan Micra landet im Gleisbett und bleibt dort stecken. War sie wegen der Sperrung überfordert? Nach Angaben von MoBiel-Sprecherin Yvonne Liebold passierte dieser Unfall um 7.15 Uhr. Von da an war die Linie 4 zwischen Uni und Bültmannshof für gut 40 Minuten blockiert. Ob die Fahrerin durch das Blaulicht irritiert war oder angesichts ihres gesperrten Weges überfordert war, ließ sich nach Angaben von Polizeisprecherin Sarah Siedschlag nicht aufklären. Auch MoBiel sieht keine grundsätzliche Möglichkeiten der Prävention: &bdquo;Wir können da ja keinen Bordstein hinsetzen. Die Bahn muss da ja auch rüberkommen", sagt Liebold. Gleich dreimal Autos auf den Gleisen am Landgericht Autos auf den Gleisen seien zwar kein ständiges Phänomen, sagt Liebold, aber speziell im Herbst und Winter sowie bei schlechter Witterung sind sie auch keine Seltenheit. Das zeigen drei Vorfälle am Landgericht. Hier landeten im Januar gleich dreimal Pkw auf ähnliche Weise auf den Gleisen am Niederwall. MoBiel spricht an dieser Stelle inzwischen von "einem neuralgischen Punkt", sagt Liebold. Am 2. Januar war es eine Versmolderin (29), die mit ihrem Skoda gegen 20 Uhr nicht mit den Gleisen der Stadtbahn rechnete und plötzlich feststeckte. Am 20. Januar war ein 73-jähriger Bielefelder gegen 17.40 Uhr ebenfalls mit einem Skoda zu knapp abgebogen. 50 Minuten lang standen hier fast alle Bahnen rund ums Landgericht still. Am 31. Januar war es gegen 17.20 Uhr eine 85-Jährige mit ihrer A-Klasse, die die Bahnen für 40 Minuten blockierte. Schwache Linien bei Regen kaum zu sehen In allen drei Fällen hatten die Fahrer die Kurve beim Linksabbiegen von der Kreuzstraße in den Niederwall zu eng geschnitten. In allen drei Fällen war die gestrichelte Linie, die den Verkehr eigentlich in die richtige Spur führen soll, aufgrund der Dunkelheit und der teilweise nassen Fahrbahn schwer zu erkennen. Ein Polizist sagte am Unfallort: &bdquo;Die Linien sind hier ziemlich blass. Vielleicht reicht es schon, wenn die Stadt hier noch einmal deutlicher Farbe aufbringt." Im November 2020 landete hier ein Kleinwagen-Fahrer des abends auf den Gleisen - ohne Polizeisperrung. Der Schaden an den Fahrzeugen ist meist nicht groß. Aber mit eigener Motorkraft lassen sich die festgefahrenen Wagen nicht mehr aus ihrer Falle im Gleisbett manövrieren. Also muss das Hindernis mit Hilfe eines Kranarms durch ein Abschleppunternehmen beseitigt werden. Das ist zeitraubend. Die Auswirkungen für Fahrgäste der Stadtbahnen sind dadurch spürbar.Kleiner Unfall, große Folgen für den Stadtbahnverkehr Denn die 40- bis 50-minütige Sperrung lässt nicht nur den Verkehr auf dem betroffenen Gleis stocken. Auch in der Gegenrichtung kommt es zum Rückstau der Bahnen. Im Fall am Niederwall sind in der Regel sogar alle Linien betroffen, die durch den Tunnel müssen. Sachschaden am Gleis entsteht dabei eigentlich nicht. Die MoBiel-Experten geben nach der Bergung die Schienen nach kurzer Prüfung meist schnell wieder frei. Doch was irritiert die Fahrer so? Beim Wechsel von der Kreuzstraße in den Niederwall ist die Kreuzung sehr groß und der eigentlich nötige Kurvenradius entsprechend weit. Die Autofahrer müssen also nach der Gegenspur noch zwei weitere Spuren, die für die Stadtbahngleise vorgesehen sind, passieren, bevor sie richtig abbiegen können. MoBiel sei nun zumindest am Landgericht dabei, nach Möglichkeiten zu suchen, die Verkehrsführung auf der Kreuzung besser kenntlich zu machen, sagt Liebold. Verwirren die Radfahrstreifen auf der Kreuzung? Ähnlich sieht es aber auch auf der Kreuzung aus, wenn Autofahrer von der Voltmannstraße nach links auf die Kurt-Schumacher Straße wechseln wollen. Hier sorgen möglicherweise noch zusätzlich gut sichtbare, rote Fahrradstreifen auf dem Asphalt für eine zusätzliche Verwirrung. Ein Mysterium bleibt bis heute das unglaubliche Versehen einer Autofahrerin (52), die am 10. Februar 2017, gegen 5.40 Uhr die Schildescher Straße in Höhe der Haltestelle Sudbrackstraße verließ und über 500 Meter weit den Gleisen bis tief hinein in den Tunnel in Richtung Hauptbahnhof folgte. Der Opel der Bielefelderin war anfangs dieser Irrfahrt bereits gegen den Hochbahnsteig geprallt, doch die Fahrerin gab weiter Gas und rumpelte tief hinein in den Stadtbahntunnel, wo der Wagen schließlich steckenblieb. Die Feuerwehr musste dreieinhalb Stunden ackern, bis der Stadtbahnverkehr wieder frei war. Nach eingehender Prüfung ihrer Fahrtauglichkeit gab die Stadt Bielefeld der Frau später ihren Führerschein übrigens wieder zurück. Übrigens: Neben der Gleisbett-Falle machte in jüngerer Vergangenheit auch eine vermeintliche Blitzer-Falle in der City Schlagzeilen. Es geht um den Rotlicht-Blitzer am Adenauerplatz - und auch die dortige Gemengelage haben wir im Video erklärt. Hier geht's zum Artikel.

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