Corona in den Kitas Viele Ausfälle und Test-Chaos: Kitas in Bielefeld kurz vor dem Kollaps

Bielefeld. Eltern haben lange dafür gekämpft, am Montag sind hier in den Kitas jetzt die Pool-PCR-Tests gestartet. Was das in der aktuellen Situation wirklich bringt, ist abzuwarten, ist von Eltern, Erzieherinnen und Leitungen zu hören. Sie beschäftigt noch ein anderes Problem: Personalmangel. Gruppenschließungen gehören mittlerweile zum Alltag. Anders als an den Grundschulen ist die Teilnahme an den Pool-PCR-Tests in der Kita freiwillig, so die Vorgabe vom Land. Das sei der Knackpunkt, so ein erstes Fazit. Denn nicht überall ziehen alle mit. In einigen Einrichtungen seien nur etwa die Hälfte dabei, berichtet Detlef Müller, verantwortlich für die zehn Bielefelder Kitas der Katholischen Kindertageseinrichtungen Minden-Ravensberg-Lippe. Dafür sei der Verwaltungsaufwand doch sehr hoch. Motivation bei den Mitarbeitern ist auf einem Tiefstand &bdquo;Es muss nicht nur dokumentiert werden, wer mitmachen darf und wer nicht, sondern auch, wer wann genau genesen ist, weil die Kinder dann erst einmal nicht mitgetestet werden dürfen, um das Poolergebnis nicht zu verfälschen“, berichtet Müller. Auch hätten Eltern kritisiert, dass es nicht sein könne, dass ihr Kind nach einem positiven Poolergebnis und noch offenem, anschließendem Einzeltestergebnis erst einmal zuhause bleiben müsse, während die, die sich nicht mittesten lassen, immer kommen dürften. Aber da reiche jetzt ein positives Selbsttestergebnis aus. Bei den Mitarbeiterinnen sei allerdings die Motivation aktuell auf einem Tiefstand. Ihnen fehle seitens der Politik jegliche Wertschätzung ihrer Arbeit, so Müller. Solange die Pooltests nicht verpflichtend sind, sei das nur eine Scheinsicherheit. Einen PCR-Test pro Woche, das würden sich die Erzieherinnen für die eigene Sicherheit vom Land wünschen. Stadt hat Sonderpostfach für Elternfragen eingerichtet In den Kitas ihrer beiden Kinder hätten fast alle mitgemacht, berichtet Nadine Niewöhner vom Jugendamtselternbeirat. Zwar seien die Tests noch etwas holperig angelaufen, aber viele Eltern seien doch froh, dass Bielefeld das Verfahren jetzt umgesetzt hat. Hilfreich sei auch die Zusammenstellung der FAQs, die die Stadt zusammengestellt hat. Auch ein Sonderpostfach für Elternfragen dazu wurde eingerichtet. Die meisten der elf DRK-Kitas in Bielefeld starten erst in der kommenden Woche mit den PCR-Tests. &bdquo;Alle Kitas im Verband sind täglich und regelmäßig von hohen Personalausfällen betroffen“, berichtet Marcel Specht, stellvertretende Fachberatung. &bdquo;Wir sind in einem fortwährenden Zustand kontinuierlicher Gruppenschließungen, Stundenreduzierungen und müssen auch Eltern ständig bitten, ihre Kinder anderweitig zu betreuen.“ Vier Einrichtungen hätten aktuell Personalausfälle explizit durch Corona zu verzeichnen. &bdquo;Zwei Kitas laufen seit Januar nur noch stundenreduziert, in zweien sind aktuell einzelne Gruppen geschlossen“, ergänzt Specht. 133 Kinder und 82 Mitarbeitende in den Kitas infiziert Dem Jugendamt liegen Meldungen vor, wonach aktuell 17 der 708 Kita-Gruppen geschlossen sind, teilt die Stadt auf Nachfrage mit. Zum Teil aufgrund einer erhöhten Zahl festgestellter Infektionen innerhalb einer Gruppe, aber auch, weil krankheitsbedingt nicht genügend Personal da sei. &bdquo;Die Schließungen dauern zum Glück zumeist nur wenige Tage“, sagt Sozialdezernent und Krisenstabsleiter Ingo Nürnberger. Aber jeder Schließtag sei eine Belastung für die Eltern und Kinder. Aktuell seien 133 Kinder und 82 Mitarbeitende in den Kitas infiziert. Die Einführung der PCR-Pooltests führte dazu, dass mehr Fälle aufgedeckt würden. Der starke Zuwachs sei aber vor allem auf das derzeit sehr dynamische Infektionsgeschehen zurückzuführen. Mit dem beauftragten Labor sei eine wochenweise Auswertung vereinbart worden. Die erste liege in der kommenden Woche vor.&bdquo;Wenn das Labor die zeitnahe Auflösung der Einzeltests nicht schafft, müssten wir über das ganze Testsystem noch mal diskutieren“ &bdquo;Die PCR-Pooltests sind unter hohem Zeitdruck für alle Beteiligten in den Kitas eingeführt worden“, sagt Nürnberger. &bdquo;Dass es in der ersten Woche noch nicht richtig rund laufen würde, war zu befürchten.“ Die Probleme seien erkannt und würden bearbeitet. Das Wichtigste sei, dass bei einem positiven PCR-Pool die Einzelbefunde am nächsten Tag vor Beginn der Betreuung vorlägen. Das Labor arbeite mit Hochdruck daran. Fehle aktuell noch der Einzeltestbefund, könne beim Bringen ein Lolli-Selbsttest gemacht werden. Sollte im Laufe des Tages ein positiver Einzelbefund vorliegen, muss es wieder abgeholt werden. &bdquo;Das kann aber nur eine Übergangslösung sein“, sagt Nürnberger. &bdquo;Wenn das Labor die zeitnahe Auflösung der Einzeltests nicht schafft, müssten wir über das ganze Testsystem noch mal diskutieren.“

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