Brauerei-Eröffnung: Bald gibt es ein eigenes Bier aus Bielefeld

Bielefeld. Da braut sich was zusammen - im wahrsten Sinne des Wortes. In gut 100 Tagen soll sie bereits eröffnen, die erste große Brauerei Bielefelds. An der Brockhagener Straße 22 ist gut zu beobachten, wie der gläserne Bau Form annimmt. Noch werden das Flutlicht-Bier und die übrigen Kreationen der Ravensberger Brauerei in Marsberg hergestellt. Doch Ende Juli/Anfang August wird sich das ändern, und dann müssen sich Bier-Patrioten auf einen neuen Namen einstellen: Flutlicht und Co. kommen fortan aus der Bielefelder Braumanufaktur. Neuer Name, neues Logo, neue Etiketten auf den Flaschen: Unternehmer Mike Cacic ist schon klar, dass er damit ein Wagnis eingeht, nachdem er sich seit Firmengründung 2016 mit Flutlicht einen Namen gemacht hat (auch durch einen medienwirksamen Streit mit der Herforder Brauerei) und es einen Knick in den geschäftlichen Fieberkurven geben wird. "Doch es kann nicht sein, dass es nach 100 Jahren wieder eine große Brauerei in Bielefeld gibt, und dann steht nicht mal Bielefeld auf dem Etikett", sagt der 33-Jährige. Mit seinen Mit-Gesellschaftern Christoph Harras-Wolff und Philipp Streng habe er das Pro und Contra abgewogen. "Es war schnell klar, dass die Namensänderung unumgänglich ist." Den Bezug zum Ravensberger Land habe er 2016 "sehr charmant" gefunden, sagt Cacic, dessen Firmensitz in direkter Nachbarschaft zur neuen Brauereimanufaktur auf dem Möller-Gelände am Kupferhammer in Brackwede ist. Er habe eben nicht nur Bielefelder, sondern Menschen in ganz Ostwestfalen-Lippe mit seinen Genussbieren ansprechen wollen. Doch der Name sei vielen einfach nicht mehr so geläufig. Zudem habe die Ravensberger Brauerei Irritationen ausgelöst. Ravensberger, Radeberger, Ravensburger - alles zu ähnlich. Nach näheren Erklärungen habe es oft geheißen "Ach, Sie sind der von Flutlicht . . ." Bald gibt es auch Pils-Bier Das neue Logo der Firma ist schlicht: &bdquo;Bielefelder" steht dort nun als Schriftzug, daneben eine stilisierte Sparrenburg mit drei Zinnen. Auf den Etiketten, die noch nicht final gestaltet und deshalb noch nicht vorzeigbar sind, werden sich auch die Bielefelder Sparren aus dem Wappen wiederfinden. Was bleibt, sagt Mike Cacic, sind die Namen der Biersorten: das obergärige Flutlicht, das Abendrot-Kellerbier, das Flutlicht-Radler, die alkoholfreie Freiheit und das Helle als Lagerbier. Zusammen mit dem neuen Firmenlogo wird dann eindeutig klar, dass es Bielefelder Biere sind. Mit der neuen Produktionsstätte kommt nun noch ein echtes Pils dazu, das der neue Braumeister Sebastian Hinz bereits kreiert hat. "Er hat drei Sorten parallel entwickelt, aber zum Schluss hatten wir einen klaren Favoriten für unser Pils", sagt der Jungunternehmer. Naturbelassen wird es bleiben, unfiltriert wie dann alle Biere aus der Braumanufaktur. Warum Braumanufaktur und nicht Brauerei? "Das fühlte sich nicht richtig an", sagt Cacic und lacht. "Wir sind schließlich nicht so groß wie Barre, Herforder oder Detmolder." Beim Brauen werde auf alle Hilfsmittel verzichtet, das Bier nicht filtriert, jeder Vierer-Flaschenträger noch von Hand bepackt - eben mehr Manufaktur als Großbetrieb. 500.000 Liter pro Jahr möglich Verniedlichen will der Geschäftsführende Gesellschafter das Unternehmen damit aber nicht. Die Miete der neuen energieeffizienten Brauerei mit gläsernem Showroom, die die Möller Real Estate baut, die Kosten für Brautechnik, Personal, Marketing, Vertrieb - "das ist immens", so Cacic. Um es auf eine schwarze Null zu schaffen, müsse die Bielefelder Braumanufaktur am besten so schnell wie möglich auf einen Jahresausstoß von 3.500 bis 4.000 Hektoliter wachsen. Derzeit liegt die Produktion bei 100.000 Liter und damit etwa 14.000 Kisten. "Wir hoffen, 2022 schon auf 2.000 Hektoliter zu kommen", sagt Mike Cacic. Ausgelegt ist die Bielefelder Brauerei auf 500.000 Liter, was ungefähr 63.000 Kisten Bier entspricht. Abgefüllt wird das Bier übrigens auch weiterhin nicht in Brackwede, eine eigene Anlage ist noch Zukunftsmusik. Mehr Statistiken finden Sie bei Statista Apropos Kisten: Die Genussbiere aus Bielefeld gibt es künftig in Getränkekästen mit eigenem Branding der Manufaktur und mit eigenen Kronkorken. Auf diese "professionelle und emotionale Ausstattung" freut sich der 33-Jährige auch schon sehr, "auch weil es unseren CO2-Fußabdruck verringert." Weil die Brauerei ihre Biere aber weiterhin ausschließlich selbst ausliefert (zukünftig mit E-Fahrzeugen), wird das mit dem Pfandkreislauf nicht so einfach. "Wir müssen unsere Handelspartner überzeugen, dass sie unser Leergut bis zur Abholung beiseite stellen." Trinken für den Wald Für jeden vierten verkauften Kasten pflanzt das Unternehmen übrigens einen Baum, beteiligt sich an dem Projekt "Ein Stück Bielefelder Wald" der Stadt Bielefeld. "Durch den Verkauf von Fluchtlicht und Co. sind inzwischen bereits 3.500 Quadratmeter aufgeforstet worden", sagt Mike Cacic nicht ohne Stolz. Flutlicht wird nach den Worten des Geschäftsführers mittlerweile in mehr als 400 Märkten in einem Umkreis von rund 100 Kilometern verkauft, man habe es im harten Verdrängungswettbewerb ins Dauersortiment geschafft. Im Vorjahr konnte laut Geschäftsbericht ein Umsatzwachstum von 140 Prozent verzeichnet werden, was einem 105-prozentigen Anstieg des Bierverkaufes zu verdanken sei. Gemeinsam mit den Nachbarn von "Limoment", die natürliche Limonaden herstellen, gebe es zudem ab Februar einen gemeinsamen Vertriebsmitarbeiter, der dafür sorgen soll, dass noch mehr Gastronomen die OWL-Gewächse auf ihre Karte setzen. Hanfanbau in Brackwede Wachsen soll auf dem Gelände der Bielefelder Braumanufaktur auch etwas. Cacic will Hanfgewächse anpflanzen, um so einen Teil der Baumaßnahmen auszugleichen, wie es das Baugesetz vorsieht. Ins Cannabis-Geschäft will der 33-Jährige aber nicht einsteigen. Wildhopfen soll es sein, der dann einmal im Jahr für einen Sondersud genutzt werden soll. "Wir haben eine kleine Anlage für solch speziellen Gebinde", erklärt Cacic. Auch Firmen könnten sich dort ihr eigenes Bier brauen lassen, so die Idee. Mehr Statistiken finden Sie bei Statista Jetzt wird im Februar erst einmal Richtfest gefeiert an der Brockhagener Straße. Wie lange es dann noch bis zur Eröffnung der Bielefelder Braumanufaktur dauert, können alle Interessierten auf der Webseite www.bielefelder.com sehen, dort läuft ein Countdown rückwärts, denn - es braut sich was zusammen in Bielefeld.

Meistgelesen