Neue Konzepte So sieht das Shopping von morgen aus

Bielefeld. Der Einzelhandel hat 2021 so viel Umsatz wie noch nie erzielt – vor allem, weil der Onlinehandel boomt. Aber in Bummellaune ist gerade kaum jemand. Das Weihnachtsgeschäft war mies, beklagen die Händler in der Bielefelder Innenstadt. Vor allem der stationäre Modehandel konnte das Ruder an den letzten Verkaufstagen des Jahres nicht mehr rumreißen. Die Händler müssen sich etwas einfallen lassen, wenn sie überleben wollen. In Zukunft, sagt Johannes Göke von der Werbegemeinschaft City und Chef des Bielefelder Hauses &bdquo;Peek & Cloppenburg", werde es noch eine &bdquo;stärkere Verknüpfung zwischen Online und Offline" geben. Schon jetzt würden viele Kunden online bestellen, aber die Ware im Geschäft abholen. Online alleine aber funktioniere nicht, sagt er. Die Händler müssten Präsenz in den Innenstädten zeigen. Mehr Infografiken finden Sie bei Statista Während sich der stationäre Handel, auch in Bielefeld, derzeit unter dem Druck der Onlinekonkurrenz mit Digitalisierungsstrategien abmüht, drängen ausgerechnet jetzt die Onliner in Innenstädte und Einkaufszentren: Selbst &bdquo;Online-Helden" wie Amazon und Zalando oder das Unternehmen Notebooksbilliger.de, das den virtuellen Ursprung sogar im Namen trägt, sind inzwischen mit stationären Geschäften in deutschen Großstädten vertreten. Was bedeutet das für die City der Zukunft? &bdquo;Die Kunden wollen nicht in große Läden ohne Beratung" Zwar hat die Digitalisierung das Kaufverhalten verändert, aber die Fläche ist und bleibt der Hauptschauplatz des Einzelhandels, sagt Experte Göke. Kanalübergreifender Handel scheint die Lösung der Zukunft. Studien belegen tatsächlich: Omnichannel-Kunden generieren mehr Umsatz als rein stationäre oder reine Online-Kunden. Das Prinzip scheint einfach zu sein: Ein Unternehmen verkauft dort, wo sich seine Kunden aufhalten. Die Zielgruppe wird über alle Kanäle angesprochen, sodass ein nahtloses Einkaufserlebnis geschaffen wird. Im Unterschied zum Multi-Channel-Commerce sind allerdings alle Kanäle miteinander verzahnt, Daten werden unter den einzelnen Kanälen synchronisiert. &bdquo;Rüter Schreibkultur" am Alten Markt hat zwar keinen Online-Shop, das Geschäft zeigt seine Waren aber auf Instagram. Darüber können die Kunden dann bestellen – und sich die Ware in der Filiale abholen. Nur Online, das reiche nicht, sagt Geschäftsführerin Christina Rüter. Sie ist überzeugt davon, dass spezialisierte Fachgeschäfte in der Altstadt Zukunft haben. Die &bdquo;face-to-face-Beratung" sei das A und O. &bdquo;Und natürlich Freundlichkeit, der Kunde ist König." Den Kunden etwas bieten Saskia Meyer von &bdquo;Herzstück", einem Modeladen am Gehrenberg, hat direkt beim ersten Lockdown auf Instagram gesetzt. Hier präsentiert sie ihre Mode. Die Kunden können sie dann anschreiben und die Ware bestellen. Meyer schickt die Bestellungen dann zu. Auch heute macht sie das noch so. Meyer ist sich ebenfalls sicher, dass der stationäre Einzelhandel Zukunft hat – wenn man den Kunden etwas bietet. Sie sollen sich wohlfühlen. &bdquo;Sie wollen nicht in große Läden ohne Beratung, die schlecht sortiert und unordentlich sind", sagt sie. Vor Corona gab es bei ihr samstags Prosecco, daran will sie wieder anknüpfen. Mehr Infografiken finden Sie bei Statista Aber wo sind die Kunden? Es ist gerade verhältnismäßig ruhig in der Stadt. Der Verlauf der Corona-Pandemie und die von Experten befürchtete fünfte Welle mit Omikron dämpfen laut Handelsverband die Verbraucherstimmung. Das aktuelle Konsumbarometer des Handelsverbandes Deutschland (HDE) sinkt im Januar im Vergleich zum Vormonat weiter ab, nahezu auf das niedrige Niveau zu Lockdown-Zeiten im Vorjahresmonat. Der private Konsum dürfte sich demzufolge im ersten Quartal des neuen Jahres eher verhalten entwickeln, heißt es. &bdquo;Wir müssen den Kunden besser kennen." &bdquo;Viele Leute sind gerade vorsichtig", sagt Jochen Janik, Geschäftsführer von &bdquo;Strada Fashion" an der Rathausstraße. Der Einkauf in der Stadt sei heute schon kein Bedarfskauf mehr, sondern ein Erlebniseinkauf. Und unter den Corona-Beschränkungen leide der eben. Vor einem Jahr ist Janik mit einem Online-Shop an den Start gegangen. &bdquo;Die, die uns kennen, schauen auch darein", sagt er. Aber es bestelle keine Kundin aus Bayern oder Schleswig-Holstein. Dazu sei der Shop nicht bekannt genug. Das zu ändern, sei für ein kleines Geschäft wie Strada zu teuer. Er will aber den Online-Handel als zusätzliches Standbein weiter bedienen, sagt er. Er weiß aber auch, worauf es im stationären Handel ankommt. &bdquo;Bei uns steht der Mensch im Mittelpunkt." Laut Henner Zimmat, Vorsitzender der Kaufmannschaft Altstadt, müsse man sich in Zukunft noch stärker die Frage stellen, was der Kunde in der Stadt macht. &bdquo;Kommt er, um in die Gastronomie zu gehen, will er Kultur oder will er Shopping und Kultur?", so Zimmat. &bdquo;Wir müssen den Kunden besser kennen." Die Einzelhändler seien gleichwohl sehr optimistisch, dass das Shoppen in der Altstadt Zukunft hat. Von den 210 Mitgliedern der Kaufmannschaft habe es keinen Schwund in der Corona-Zeit gegeben, keinen Rückzug. Alle seien sehr motiviert. Zimmat plant auch bereits für &bdquo;Hut ab!", das Straßenfestival in der Altstadt am 3. April. Straßenkünstler sollen auftreten, zusätzlich öffnen die Geschäfte in der Innenstadt zum verkaufsoffenen Sonntag von 13 bis 18 Uhr, so die Planung. Das tue dem Handel gut. Profitieren, sagt Zimmat, werden die Bielefelder Händler ganz sicher auch von der neuen Markthalle &bdquo;Harms Markt", die im März eröffnet. &bdquo;Wir wünschen uns aber auch, dass der Abendmarkt wieder startet." So könnten Synergieeffekte erzielt werden.

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