Kinderimpfung startet am Freitag: Impfstoff schon jetzt sehr knapp

Bielefeld. Zweideutigkeiten, Unklarheiten oder Missverständnisse haben beim Thema Impfen in den vergangenen Monaten bei vielen Menschen für Verunsicherung und auch für Skepsis gesorgt. Damit dies bei den ab Freitag verfügbaren Kinderimpfungen nach Möglichkeit nicht passiert, setzt die Stadt Bielefeld zum Start des Angebotes für Fünf- bis Elfjährige auf geballte Expertise – und auf eine klare, einheitliche Kommunikation. Gemeinsam mit den Bielefelder Kinderärzten und dem Universitätsklinikum für Kinder- und Jugendmedizin wurde ein Flyer entwickelt, der Eltern und auch Kindern möglichst sachlich und umfassend das Für und Wider einer Impfung vermittelt. Und auch in den Praxen und im Impfzentrum an der Stadthalle soll weiter vor allem auf eine gute Beratung gesetzt werden, wie Krisenstabsleiter Ingo Nürnberger betont: Das Kindeswohl steht an erster Stelle. &bdquo;Es soll ein ergebnisoffenes Angebot sein", sagt der Bielefelder Krisenstabsleiter. &bdquo;Wenn Eltern nach der Beratung sagen: ,Das möchten wir lieber nicht machen! ist niemand beleidigt – im Gegenteil." Termine waren binnen kürzester Zeit vergriffen Am Mittwochnachmittag startete auf der Website des Arbeiter-Samariter-Bundes OWL die Terminvergabe für das Impfzentrum. Die gestern bis zum 23. Dezember verfügbaren Termine waren binnen kürzester Zeit komplett vergeben. Die Hauptlast der Kampagne wird indes bei den Kinderärzten liegen, bei denen – so die Praxen mitmachen – ebenfalls Termine gemacht werden können. Nürnberger dämpfte aber gleich die Erwartung, dass binnen kürzester Zeit alle rund 20.000 Bielefelder Kinder zwischen fünf und elf Jahren geimpft werden können. &bdquo;Wir geben erst einmal nicht irrsinnig viele Termine frei, weil wir auch nicht irrsinnig viel Impfstoff bekommen haben." Nur 4.500 Dosen sind für ganz Bielefeld geliefert worden, wovon knapp die Hälfte für die Zweitimpfungen Erwachsener zurückgehalten werden müsse. An der Stadthalle gibt es daher erst einmal täglich etwa 160 Impfungen für Kinder. Mit Blick auf die hohe Nachfrage und das begrenzte Angebot ruft Nürnberger daher gemeinsam mit den Bielefelder Medizinern dazu auf, nicht in Hektik zu verfallen. &bdquo;Alle Kinder, die eine Impfung brauchen, werden auch geimpft werden", sagt Marcus Heidemann, Kinderarzt und Vorsitzender des Berufsverbandes der Kinder- und Jugendärzte Westfalen-Lippe. &bdquo;Es gibt keinen Zeitdruck." Auch Eckard Hamelmann, ärztlicher Direktor des Universitätsklinikums in Bethel, verweist darauf, dass in erster Linie Kinder mit Vorerkrankungen geimpft werden sollten – ansonsten aber die Impfung der Jüngeren aktuell nicht das Hauptproblem ist. &bdquo;Das sind die noch nicht geboosterten oder noch gar nicht geimpften Erwachsenen", sagt Hamelmann. Mit der Kinderimpfung könne man Familien helfen – eben bei Erkrankungen oder bei vulnerablen Angehörigen. &bdquo;Aber die Impflücke schließen wir damit nicht." Weltweit wurden schon mehrere Millionen Kinder geimpft Trotzdem befürworten die Mediziner die Impfung. Wenn Familien sich individuell dafür entscheiden würden, sei dies kein zweitrangiger Impfgrund, wie Hans-Georg Bresser, Koordinator für Kinderimpfungen am Impfzentrum, hervorhebt. &bdquo;Die Leute wollen mit geimpften Kindern ein Teil der Lösung sein." Bis jetzt gebe es abgesehen von bekannten Unverträglichkeiten gegen Bestandteile der Impfung praktisch keine besonderen Gründe, die gegen eine Impfung eines Kindes sprächen. In den USA seien inzwischen mehr als 5 Millionen Kinder geimpft worden, auch in Kanada, Frankreich oder Israel würden laufend neue Daten über etwaige Nebenwirkungen ausgewertet. &bdquo;Und bislang gibt es keine Daten, die uns skeptisch machen müssten." Besorgniserregender sind für die Mediziner eher die Auswüchse, die von radikalen Impfgegnern ausgehen. So wurde beispielsweise im Kreis Minden-Lübbecke bereits zu Kundgebungen gegen Kinderimpfungen aufgerufen. Für Bielefeld liegen ähnliche Meldungen aktuell nicht vor. Marcus Heidemann berichtet davon, dass Kinderärzte durch dubiose Rechtsanwaltsschreiben eingeschüchtert werden sollten. &bdquo;Das ist großer Unfug, der da verbreitet wird", so der Mediziner. Konkrete Drohungen habe es bislang aber keine gegeben. Flyer der Stadt Bielefeld zur Kinderimpfung zum Download: go.nw.de/flyer

Meistgelesen