Wunschkonzert für die Bielefelder Stadtbahn - Linie 5 auf neuer Strecke

Bielefeld. Die Verkehrswende wird nur gelingen, wenn mehr Bielefelder mit Bus und Bahn fahren. Doch allzu gut ist es mit dem öffentlichen Nahverkehr in Bielefeld derzeit nicht bestellt: Durch Corona bleiben viele Menschen fern. Zudem ziehen sich die Erweiterungsplanungen für das Stadtbahnnetz unendlich in die Länge. Nun gibt's aus der Politik auch noch neue Wünsche - die Linie 5 etwa könnte auf anderer Strecke realisiert werden. Und für Sennestadt wird eine weitere Variante vorgeschlagen. Ist das alles realisierbar? Und sinnvoll? Linie 5 krachend gescheitert Die Linie 5 von Heepen nach Sennestadt ist vor Jahren krachend gescheitert, eine dünne Mehrheit von Bielefeldern brachte das Großprojekt durch eine einfache Umfrage - ja oder nein - zu Fall. Nun sind die Planungen für eine Stadtbahn nach Sennestadt wieder angelaufen. Die hochfliegenden Visionen einer neuen Linie mit Niederflur- statt Hochbahnsteigen sind einer einfachen Verlängerung der Linie 1 gewichen. Die, so zeigt sich im Detail, so simpel aber auch nicht ist. Nach vier Jahren Hin und Her gibt es nun eine 7,5 Kilometer lange Vorzugsvariante mit bis zu elf Haltestellen, die mitten durch die eng bebaute Elbeallee führt. Und ein darauf abgestimmtes Buskonzept. Neue Dalbke-Variante Nun hat die Sennestädter Bezirkspolitik eine weitere Variante ins Spiel gebracht. Mit einer Stimmenmehrheit von 7 zu 5 wurde in der Bezirksvertretung (BZV) der gemeinsame Antrag von CDU, FDP und Grüne, eine Verlängerung bis DMG Mori bzw. Dalbke zu prüfen, in der Sitzung der Bezirksvertretung angenommen. Untersucht werden soll zudem die Anlage eines Park-&-Ride-Parkplatzes für Autofahrer und Radler. Damit könnten auch Pendler aus Schloß Holte-Stukenbrock, Hövelhof und Lipperreihe als Fahrgäste gewonnen werden. Mit einer Haltestelle im Bereich des Sägewerks Tellenbröker werde so die östliche Südstadt erschlossen. Kreisverkehr statt Brücke Und: Die Ramsbrockring-Brücke könnte abgerissen und durch einen großen Kreisverkehr ersetzt werden, schlagen die Antragsteller vor. Eine Idee, die in Sennestadt schon vor Jahren diskutiert wurde. Auch Entwürfe dafür hatte es bereits gegeben. Allerdings hatte das alles damals nur Visions-Charakter. Stadtwerke erwarten keine Verzögerung Die Sennestädter SPD-Fraktion war in der BZV-Sitzung von der "Dalbke-Variante" wenig begeistert. Die Sozialdemokraten befürchten, dass die sowieso schon lange Planungsphase durch ein weiteres Untersuchungsverfahren erneut in die Länge gezogen würde. Und was meint MoBiel? Das städtische Verkehrsunternehmen prüft aktuell noch. Und verweist schon mal darauf, dass bereits 2020 eine Variante nach Dalbke in der "groben Bewertung" gewesen sei. Die allerdings sei aufgrund ihrer schlechten Prognose nicht weiter untersucht worden. Doch durch die Prüfung dieser neuen Dalbke-Variante ergebe sich "nach jetzigem Stand keine Verzögerung des Gesamtprojektes", teilt Sprecherin Yvonne Liebold auf Anfrage mit. Mehr zum Thema:Die große NW-Umfrage zur Verkehrswende zeigt, wo es hakt und wo die Bürger mitziehen Linie 5 von Brackwede zur Uni Eine neue Linie 5 - von der Brackweder Bartholomäuskirche bis zur Universität, wie sie die Linken im Stadtentwicklungsausschuss (SteA) anregen - stößt in der Verwaltung zumindest im Moment auf wenig Gegenliebe. Die Politiker argumentieren, dass auf der Linie 1 Richtung Brackwede im Abschnitt zwischen Uni und Hauptbahnhof bereits zusätzliche "Verstärker-Fahrten" unterwegs seien. Und dass im Jahnplatztunnel mit der unterirdischen Stadtbahnhaltestelle - Bielefelds Nahverkehrs-Nadelöhr - durchaus noch eine weitere Linie zeitlich unterzubringen sei. Planer sehen zahlreiche Hürden Doch das städtische Amt für Verkehr sieht zahlreiche Hürden: Vor der Einführung einer Linie 5 auf dieser Strecke seien "unterschiedliche planerische, technische, finanzielle und organisatorische Voraussetzungen" zu klären. Zu untersuchen seien etwa die Anzahl und die zeitliche Lage von Einsatzfahrzeugen im Liniennetz, außerdem die zeitliche Positionierung einer neuen Linie "in Bezug auf die Linien 1 und 4". Technisch seien etwa die Leistungsfähigkeit des Stadtbahntunnels und der Wendeanlagen, die Auswirkungen auf die betroffenen Knotenpunkte und nicht zuletzt auf den Autoverkehr zu prüfen. Kosten müssen gesichert sein Darüber hinaus müssten die Kosten für zusätzliche Stadtbahnen ebenso wie die für zusätzlichen Betrieb gesichert sein, erläutern die städtischen Verkehrsplaner. Dafür seien "verbindliche politische Entscheidungen und eine Berücksichtigung in den entsprechenden Haushaltsplänen" nötig."Grundsätzlich sinnvoll" Unterm Strich sei deshalb eine "zeitnahe Einführung einer 5. Stadtbahnlinie" derzeit "nicht absehbar", meint das Amt für Verkehr. Gleichwohl seien zusätzliche Stadtbahnen und eine weitere Linie auf diesem am stärksten frequentierten Abschnitt "grundsätzlich sinnvoll". Kurzfristig würden die erforderlichen Transportkapazitäten durch Langzüge mit Mittelwagen (Linie 1) und Vamos-Fahrzeugen (Linie 4), jeweils unterstützt durch Einsatzwagen, sichergestellt.

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