Ein Tag mit Räuber Hotzenplotz

Bielefeld. &bdquo;Was machen Sie in meinem Garten? Wer sind Sie denn eigentlich?" &bdquo;Wer ich bin? Erkennen Sie mich denn nicht?" Der große füllige Mann mit langen schwarzen zerzausten Haaren und ebenso langem wie zerzaustem Bart auf der Bühne zeigt auf ein &bdquo;Gesucht"-Schild. Sein Gesicht prangt darauf. &bdquo;Sie sind ja der Räuber Hotzenplotz!", ruft die alte Dame. &bdquo;Was wollen Sie von mir?" Der Räuber streckt seine Hand mit der Pfefferpistole aus und deutet damit auf die Frau. &bdquo;Ich will Ihre schöne Kaffeemühle. Und jetzt her damit!" Egal, wen man fragt, man bekommt immer zurück: &bdquo;Den Räuber Hotzenplotz habe ich als Kind geliebt!" Deswegen freuen sich sicherlich nicht nur die Kinder, dass der Räuber im Theater wieder zu sehen ist. Bei einem der ersten Aufführungen durfte nw.de dabei sein und dem Räuber sogar hinter den Kulissen über die Schulter gucken. 9.50 Uhr Etwa eine Stunde, bevor der böse Hotzenplotz der armen Großmutter die Kaffeemühle stiehlt, betritt ein Thomas Wolff das Theater. Noch hat er wenig Ähnlichkeit mit dem wild aussehenden Mann, den er gleich auf der Bühne spielen wird. Er trägt seine Haare kurz, statt lang und zottelig und er trägt noch keinen Bart. Seine Kleidung, Arme und Beine sind auch nicht schmutzig. Und von einer Pfefferpistole und seinen sieben Messern am Gürtel ist auch nichts zu sehen. Thomas Wolff ist Schauspieler und fester Bestandteil des Bielefelder Theaters. Und seit kurzem eine der Besetzungen für den Räuber Hotzenplotz. "Ich habe mich sehr gefreut, als ich erfahren habe, wen ich spielen darf", sagt der Schauspieler. "Die Figur kenne ich noch von früher. Als Kind will man ja auch immer den Räuber spielen." Bevor es für ihn in die Maske geht, schaut er kurz in der Cafeteria vorbei. Auf dem Weg trifft er Seppel, bereits voll kostümiert. Nach all den Jahren als Schauspieler ist er kurz vor seinem Auftritt weniger nervös als freudig erregt, sagt er und nippt an seinem Kaffee. &bdquo;Auftritte vor Kindern sind immer anders als vor Erwachsenen. Kinder reagieren unvermittelter und verstellen sich nicht." Wenn sie etwas doof fänden, dann würden sie das sofort zeigen. Andererseits lassen sie sich von den Theaterstücken auch mehr verzaubern. &bdquo;Es freut mich immer, wenn ich Kindern eine Freude bereiten kann", sagt Wolff. 10 Uhr Dann schaut er in der Maske vorbei. Die ist aber noch besetzt. Gerade bekommen der Kasperl und der Wachtmeister Dimpfelmoser von zwei Maskenbildnerinnen ihren letzten Schliff. Die Großmutter sitzt auch schon daneben. Sie ist gleich an der Reihe. &bdquo;Dann ziehe ich mir schon mal mein Kostüm an", verkündet Wolff und verschwindet für ein paar Minuten. Eine der Maskenbildnerinnen zupft dem Kasperl noch ein paar Locken zurecht. Beide Frauen haben ihre festen Rollen, die sie immer schminken, verraten sie. Für jede Rolle gibt es eine Anleitung, auf die sie zurückgreifen können. Aber nach ein paar Auftritten entwickelt sich schnell eine Routine. Schließlich sind der Kasperl mit roter Lockenperücke und der uniformierte Wachtmeister fertig. Auch Wolff kommt zurück. Er trägt nun eine braune Lederhose mit Hosenträgern und schwarze Stiefel. Sein Oberkörper steckt in einem dicken Kissen, das ihn fülliger aussehen lässt. 10.15 Uhr Als nächstes wird er geschminkt. Auf leicht blassem Make-Up bekommen seine Wangen und Nasenspitze zarte rote Flecken. Seine Augenbrauen werden nachgemalt und wirken danach viel buschiger. Dann bekommt er die langen Haare aufgesetzt und anschließend den Bart angeklebt. Zum Schluss darf der Dreck auf Armen und Beinen nicht fehlen. Das übernimmt der Schauspieler selbst. Fertig ist seine Maske. Seinem wahren Selbst sieht er jetzt nicht mehr so ähnlich. 10.30 Uhr Er schließt sich den anderen Darstellern auf die Bühne für einen Soundcheck an. Backstage wird noch einiges abgesprochen. Nach einem Lied ist der Soundcheck abgeschlossen. Thomas Wolff muss nun sein Hemd anziehen und die Weste mit sieben Messern anlegen. Zum Schluss noch der Hut. Dann kann die Show losgehen. Auf dem Flur vor dem Saal tummeln sich bereits einige Schulklassen, die es kaum erwarten können, eingelassen zu werden. 11 Uhr Als alle ihre Plätze gefunden haben, erlischt das Saallicht und alle Augen sind auf die Bühne gerichtet. Als Thomas Wolff alias Räuber Hotzenplotz zum ersten Mal tanzend die Bühne betritt, ertönen schon die ersten Kindergelächter. Selbst für eingefleischte Hotzenplotz-Fans gibt es einige Überraschungen. Kasperl dreht Räder, schlägt Purzelbäume und hüpft über die ganze Bühne. Seppel vernagelt die Kiste und erntet dabei viele Lacher. Die Großmutter fällt vor Schreck in Ohnmacht und der Wachtmeister versucht, die Lage unter Kontrolle zu bekommen - natürlich ohne Erfolg. Am Spektakulärsten ist natürlich das Zaubererschloss vom großen Petrosilius Zwackelmann. Mit Funkengestöber und kleinen Knallern verzaubert er Kasperl in einen Floh und lässt Schnupftabak vom Himmel fallen. Schließlich erhebt sich die ganze Bühne und offenbart das Geheimnis im Keller des Schlosses. So ist es wenig überraschend, dass die Kinder am Ende vor Begeisterung applaudieren. 12.30 Uhr Thomas Wolff ist sichtlich erschöpft nach dem Auftritt. "Mein Kostüm könnte man auswringen", sagt er lachend. Im Großen und Ganzen ist alles glatt gelaufen, kleine Pannen konnten gut überspielt werden. Nach langer Corona-Pause ist der Schauspieler froh, endlich wieder vor Publikum stehen zu können. "Das Theater hat mir sehr gefehlt. Ich will nicht noch so einen Winter, wie im vergangen Jahr." Seiner Meinung nach dürfe es keine kulturlose Zeit mehr geben. Für heute hat es Wolff geschafft. Jetzt muss er zurück in die Maske. In etwa 15 Minuten ist er wieder er selbst. Noch bis zum 9. Januar wird Wolff als Räuber Hotzenplotz zu sehen sein. Bis zu den Feiertagen sind bereits viele Vorstellungen ausverkauft, aber ab Weihnachten sind noch genug Karten verfügbar. Je nachdem, wie gut die Schulvorstellungen besucht sind, können Interessierte auch dafür Karten bekommen, unter Tel. (0521) 515454.

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