Schicker neuer Bielefelder Hauptbahnhof mit ärgerlichen Mängeln

Bielefeld. Mit Großprojekten tut sich die Deutsche Bahn eher schwer. Doch im kleinen versucht sie, Bahnhöfe &bdquo;chic zu machen", so Jeannette Winter vom Vorstand DB Station & Service. 120 Millionen Euro fließen in 1.000 Stationen – ein Teil in den Bielefelder Hauptbahnhof. Ihn erkor die Bahn für die Präsentation des bundesweiten Sofortprogramms aus, was Bahnhofsmanager Martin Nowosad mit Stolz erfüllt. Er erhofft sich etwas mehr Komfort für die Reisenden. Doch ein Großprojekt, auf das viele warten, lässt auf sich warten – ein neues Fahrradparkhaus. Dabei könnte es längst stehen und in Betrieb sein. Noch ist die Jugendstilfassade des 1910 erbauten Hauptbahnhofsmit Gerüsten verhüllt. Doch bald sollen sie weg, der Naturstein aufgemöbelt sein. Denn weil die Bahn Fördergeld einsetzt, muss sie bis Jahresende fertig sein. Es werde knapp, räumt Nowosad ein. Er bleibt aber zuversichtlich. Blumen und Leuchten An vielen Ecken wird noch gewerkelt, doch manches ist schon zu sehen und erleichtert die Orientierung. Wer aus dem Neuen Bahnhofsviertel kommt, wird jetzt mit einem Schild &bdquo;Willkommen am Bielefelder Hauptbahnhof" empfangen. Der Tunnel zu den Bahnsteigen ist hell in Weiß und Grün gestrichen, der Boden aufgehübscht. Aufschriften an den Wänden weisen auf den &bdquo;Teutoburger Wald", die &bdquo;grüne Großstadt" und &bdquo;OWL als Wirtschaftsregion" hin. Stolperfallen wie defekte Schachtdeckel auf den Bahnsteigen sind ausgetauscht, Fugen neu verfüllt. An den Geländern hängen im Sommer Blumen, jetzt adventliches Grün mit Leuchten. Brandmeldeanlage und LED-Beleuchtung kommen noch. Und die Kassettendecke in der Haupthalle ist statt gelb jetzt weiß mit dunklen Streifen. &bdquo;Das wirkt wie eine ganz andere Größenordnung", sagt Nowosad. Und zur Optik wird außen ein neues großes DB-Schild angebracht. Neues Bahnsteig-Dach erst 2024 Mit der Sanierung von Fassade und Dach sowie dem Austausch der Fenster investiere die Bahn insgesamt rund 7,5 Millionen Euro in den Bielefelder Bahnhof. Aber es bleiben auch Schwachstellen, die für Kritik sorgen, wie das Dach auf dem vorderen Bahnsteig, das nach einem Brand 2019 schwer beschädigt war und nur notdürftig hergerichtet ist. Als Nowosad beim Rundgang auf den Bahnsteig führt, schimpft ein Fahrgast: &bdquo;Warum passiert nichts mit dem Dach? Jeder Handwerker hätte das längst erledigt." Doch bei der Bahn dauert das, bis mindestens 2024. Denn es reicht nicht nur, neu zu planen und zu finanzieren. Für den Aufbau müssten Gleise gesperrt werden. Und das habe einen längeren Vorlauf, so Nowosad. Doch das ist nicht das einzige Ärgernis. Auf dem Vorplatz kommt ein Vater mit seiner Tochter und empört sich, dass es immer noch keine neue Radstation gebe. Die alte ist längst abgerissen. Derzeit gibt es nur in der früheren Hauptpost ein Provisorium. &bdquo;Eine Katastrophe", sagt der Vater. Aber ein Ende ist nicht in Sicht. Warten auf den Bunker Zwar gibt es derzeit den Vorschlag der Initiative Radentscheid, ein neues Fahrradparkhaus im alten, leer stehenden Bunker unter dem Bahnhofvorplatz einzurichten. Doch die Prüfungen bei Bahn und Stadt dauern. Stadt-Dezernent Gregor Moss (CDU) wäre froh, wenn die Planung 2022 stände und 2023 umgebaut werden könnte. Doch sicher ist das noch lange nicht. Dabei könnte ein neues Fahrradparkhaus – oberirdisch – längst fertig sein, erinnert Moss an die Vorgeschichte. Doch der Bau am alten Standort direkt neben dem Bahnhof scheiterte an Größe der Fläche und der Bahn. Und die Alternative, die Privatinvestor Christoph Borchard auf seinem Autoparkplatz neben dem Postgebäude anbot, ihn mit einer Radstation zu überbauen, hätten die Radvertreter abgelehnt, weil es zu weit zum Bahnhofseingang sei, bedauert Moss. Warten auf den Deutschland-Takt Jetzt dauert es. Und der Zusatzplan, auch hinter dem Bahnhof eine kleinere Radstation zu bauen, liegt auf Eis. Hier bittet die Bahn, derzeit auf Projekte zu verzichten. Denn sie arbeitet an einem neuen Deutschland-Takt im Bahnverkehr – und der könnte in Bielefeld den Bau eines neunten Gleises bedeuten. Damit muss die Stadt die Flächen an der Joseph-Massolle-Straße frei halten. Allein kleinere provisorische Fahrradabstellanlagen wären denkbar, so Moss. Doch deren Akzeptanz ist überschaubar, wie man an den meist ziemlich leeren Fahrradkäfigen dort und an der Nahariyastraße sehen kann.

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