Mittendrin ein neues Wohnquartier: Ab 2022 sollen die Bagger rollen

Bielefeld. Vor fünf Jahren verließen die letzten Mieter ihre Wohnungen an der Sperberstraße, das 10.700 Quadratmeter große Areal ist seit dem verlassen – abgesehen von den Baggern, die zwischenzeitlich die leer stehenden Häuser dem Erdboden gleichgemacht hatten. Die Chance, dass in der nächsten Zeit das Leben zurückkehren wird, ist jetzt mit einem einstimmigen Beschluss der Bezirksvertretung Stieghorst deutlich gestiegen. Die Kommunalpolitiker haben in ihrer jüngsten Sitzung dem für die Neuaufstellung des Bebauungsplanes zwingend benötigten Satzungsbeschluss zugestimmt, gestern Abend folgte dann die Zustimmung des Stadtentwicklungsausschusses. Jetzt fehlt nur noch das &bdquo;Go!" des Stadtrates, damit voraussichtlich Anfang 2022 erneut die Bagger rollen können. Heftiger Streit um Weiternutzung oder Abriss Diese werden dann dafür sorgen, dass auf der Brache schon bald ein komplett neues Quartier mit 88 Wohneinheiten entstehen und eine jahrelange Hängepartie ein Ende finden wird. Seit dem Ab- und Auszug der Briten hatte es ein zähes Ringen um die Zukunft der Ende der 50er-Jahre errichteten 44 Reihenhäuser und vier Doppelhaushälften gegeben. Während die einen forderten, mit Blick auf den knappen Wohnraum die leerstehenden Häuser möglichst schnell zur Vermietung vor allem an junge Familien freizugeben, sahen andere keinen Sinn darin, in die maroden und auch aus energetischer Sicht völlig veralteten Häuser noch Geld zu investieren – zumal bei einer kompletten Neugestaltung des Areals deutlich mehr Wohneinheiten entstehen könnten. Letztlich hatte sich in der Debatte die Variante &bdquo;Neubau und Verdichtung" durchgesetzt, statt der 46 Häuser sollen in dem citynahen und gut am Nahverkehr angeschlossenen Quartier 88 Wohneinheiten entstehen. Lärmschutzgutachten sorgt für heftige Kritik Damit aus der Brache nun eine Baustelle werden kann, mussten einige Hürden genommen werden – vom Ausstellungsbeschluss im März 2019 über den Entwurfsbeschluss zwei Jahre später bis zum Satzungsbeschluss im Oktober und November 2021. In der Bezirksvertretung Stieghorst wurde die von Mitarbeitern der Verwaltung vorgestellte Neuaufstellung des Bebauungsplanes und die Details der Planungen durchaus wohlwollend aufgenommen. Marc Burauen (Grüne) lobte die Ausgewogenheit, Nesrettin Akay (SPD) betonte einmal mehr die Unterstützung seiner Fraktion für das neue Quartier und die entstehenden Wohnungen Kritische Nachfragen kamen hingegen von der Union. Der Fraktionsvorsitzende Werner Thole monierte, dass die Bezirksvertretung das Lärmschutzgutachten erst jetzt erhalten habe - obwohl dort einige Passagen drin enthalten seien, die durchaus Fragen aufwürfen. &bdquo;Da heißt es: Nur im Südteil des Plangebiets sind gesunde Wohn- und Arbeitsverhältnisse möglich", zitierte Thole. &bdquo;Das klingt selbst für mich als Laien absolut schrecklich." Holger Hofschröer vom verantwortlichen Büro Reicher Haase Assoziierte (RHA) aus Aachen, versuchte die Zweifel zu zerstreuen: &bdquo;Das ist nur der Fall, wenn wir keine Lärmschutzmaßnahmen treffen würden", so der Stadtplaner. Vor allem in dem eigens als Schallschutz konzipierten Gebäude direkt an der Oldentruper Straße würden Lärmschutzfenster oder dämmender Putz an der Fassade verwendet und &bdquo;sensible Bereiche" wie Schlaf- oder Wohnzimmer in den südlichen Bereich Richtung Sieker Friedhof verlegt. Thole akzeptierte die Erläuterungen, beharrte aber darauf, dass die Bezirksvertretung bei zukünftigen Verfahren derlei Gutachten deutlich früher zur Verfügung gestellt bekommen. Grünes Licht vom Stadtrat fehlt noch Somit beschloss die BZV Stieghorst letztlich einstimmig den Bebauungsplan und damit das Konzept der BGW, für das – Stand Januar 2020 – rund 25 Millionen Euro investiert werden sollen. Laut BGW-Geschäftsführerin Sabine Kubitza sollen vier-, drei, und zweigeschossige Häuser mit 76 Mietwohnungen sowie zwölf zweigeschossige Reihenhäuser mit zusätzlichem Staffelgeschoss entstehen, alles zusammengefasst in einem &bdquo;ganzheitlichen Quartier" mit grünem Charakter. Zentraler Punkt der sich zum Friedhof hin öffnenden Siedlung soll ein Platz sein, ein weiterer Anlaufpunkt – vor allem für die jüngeren Bewohner – soll ein Spielplatz sein. Nach der Zustimmung in der Bezirksvertretung folgte am gestrigen Dienstagabend das &bdquo;Go!" im Stadtentwicklungsausschuss. Jetzt bedarf es nur noch einer einzigen Abstimmung im Rat der Stadt, ehe dann Anfang des kommenden Jahres die Bauarbeiten endlich beginnen können. Die Sitzung findet am Donnerstag, 11. November, im Großen Saal des Rathauses statt. Beginn ist um 17 Uhr.

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