Migrantenvertreter kritisieren Bielefelds Sozialdezernent

Bielefeld. Eine Personalmitteilung im Integrationsrat erregt gerade Gemüter. In dem Gremium hatte Sozialdezernent Ingo Nürnberger berichtet, dass Norbert Wörmann, derzeit Leiter der Corona-Abteilung im Gesundheitsamt, ab Februar 2022 Leiter des Kommunalen Integrationszentrums (KI) wird. Im Integrationsrat sowie bei weiteren Migrantenvertretern in der Stadt wird darauf mit Frust und Verstimmung reagiert – nicht wegen der Personalie Wörmann im Speziellen, sondern weil der Eindruck herrscht, dass trotz aller anderslautenden Bekundungen Mitarbeiter mit Migrationsgeschichte für einen leitenden Posten in der Verwaltung eher nicht ausgewählt werden würden. »Danach müssen wir eine längerfristige Entscheidung treffen« Laut Nürnberger ist Wörmann, der die kommissarische KI-Leiterin Annegret Grewe ablöst, die Idealbesetzung für das Amt. &bdquo;Er ist sehr erfahren sowie stark und durchsetzungsfähig in der Organisation. Wörmann sei deshalb der Richtige, um das KI strukturell und inhaltlich weiter zu entwickeln. &bdquo;Ich bin absolut überzeugt, eine gute Entscheidung getroffen zu haben." Momentan habe es keine andere Möglichkeit der Besetzung gegeben. Oberbürgermeister und Personalrat hätten der Entscheidung zugestimmt. Zwar geht Wörmann in drei Jahren in Pension, dennoch könne er die nötigen Prozesse auf den Weg bringen, ist der Sozialdezernent sicher. &bdquo;Danach müssen wir dann eine längerfristige Personalentscheidung treffen." Wörmann hatte zuvor mehrere leitende Tätigkeiten in der Verwaltung. Diese Aussage zur Zukunft nach Wörmann stimmt die Integrationsratsvorsitzende Murisa Adilovic trotz Frust über das Verfahren versöhnlich: &bdquo;Ich hoffe dann wirklich, dass die Nachfolger-Lösung im Vorfeld gut vorbereitet wird und wir beratend miteinbezogen werden", sagt sie. Ärgerlich sei sie, dass weder der Integrationsrat noch dessen Vorstand zur Personalie gehört worden seien. &bdquo;Das wäre wünschenswert gewesen", drückt sie ihre Kritik milde aus. Ihr Vorgänger Mehmet Ali Ölmez verzichtet auf diplomatische Zurückhaltung. Er nennt das ganze in einem offenen Brief enttäuscht eine &bdquo;willkürliche Besetzung", wie der Sozialdezernent entschieden habe – intern, ohne dass ein Mensch mit Migrationshintergrund, der entsprechend qualifiziert sei, eine Chance gehabt hätte sich zu bewerben, sei der Posten vergeben worden. &bdquo;Warum sollen sich unnötig Menschen mit Migrationshintergrund auf diese Stelle bewerben, wenn doch deutsche Verwaltungsbeamte besser verwalten können?", fragt er ironisch. Ähnlich klingt die Kritik von weiteren Zuwanderer-Vertretern, die aber nicht namentlich genannt werden möchten. »Die Bevölkerungsstruktur wird nicht abgebildet« Sozialdezernent Nürnberger weist die Kritik jedoch zurück. Die geforderte Einbeziehung sei unzulässig. &bdquo;Ich bin an das öffentlichem Dienstrecht gebunden. Demnach gibt es weder ein Anhörungs- noch ein Beteiligungsrecht für den Integrationsrat", erklärt er. &bdquo;Nicht einmal den Anschein dürfe er erwecken, dass politische Überlegungen in seine Personalentscheidungen miteingeflossen seien. Der Unmut in dieser Sache ist offensichtlich auch deshalb aufgekommen, weil nach den üblichen wohlfeilen Reden zum 60. Jahrestags des Anwerbe-Abkommens zwischen Deutschland und der Türkei die Diskrepanz zwischen Worten und Wirklichkeit besonders auffällt. Es herrscht das Gefühl: Migranten kommen nie in verantwortliche Positionen, weil am Ende andere Maßstäbe bei der Besetzung wichtiger sein würden. So drücken es einige Kritiker aus. Nürnberger sagt dazu, dass er wisse, dass auf diesem Gebiet noch längst nicht alles gut sei. In diesem Fall aber sei Wörmann die fachlich richtige Wahl, und allein ein Migrationshintergrund sei auch noch kein Qualifikationsmerkmal. Der Dezernent aber sieht die nur drei Jahre dauernde Leitungsfunktion durch Wörmann als Chance an, dass sich 2025 qualifizierte Migranten für die Aufgabe empfehlen könnten. Im aktuellen Fall habe es dafür aber trotz vieler &bdquo;toller Leute" im KI diese Option nicht gegeben. Murisa sieht es als Chance an, dass sich 2025 qualifizierte Migranten für die Aufgabe empfehlen könnten. Im aktuellen Fall habe es dafür aber trotz vieler &bdquo;toller Leute" im KI diese Option nicht gegeben. Murisa Adilovic muss das Verfahren so akzeptieren, fügt aber zerknirscht an, dass Zuwanderer, obwohl sie allein in Bielefeld 40 Prozent der Bevölkerung ausmachen würden, unterrepräsentiert seien in gehobenen Stellen, ob in Parteien, Betrieben oder anderen relevanten Gesellschaftspositionen. &bdquo;Die Bevölkerungsstruktur wird nicht abgebildet", sagt sie. Ihr Vorgänger Ölmez fragt: &bdquo;Wo ist die gleichberechtigte Teilhabe."

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