Grippeimpfung gibt’s jetzt auch in der Apotheke

Bielefeld. Viele Bielefelder können sich in diesem Jahr den Gang zum Arzt sparen, wenn sie sich gegen die Grippe impfen lassen wollen: Das geht nämlich jetzt auch in der Apotheke. Aber nicht alle werden von dem Angebot profitieren – und auch nicht alle Apotheker sind mit dabei. Die Krankenkasse AOK Nordwest hatte den Modellversuch für Grippeschutzimpfungen in Apotheken in Westfalen-Lippe gestartet. In Bielefeld machen fünf Apotheken mit, die Apotheke am Alten Markt, die Apotheke an der Universität, die Apotheke am Wellensiek, die Ahorn-Apotheke in Theesen und die Apotheke am Markt in Sennestadt. In der Ahorn-Apotheke in Theesen wird ab Montag geimpft, sagt Filialleiterin Ulrike Deus-Heibrok. Allerdings bekommt den Impfstoff nur, wie in den anderen Apotheken auch, wer bei der AOK Nordwest versichert ist. &bdquo;Wir hatten auch Nachfragen von anderen Versicherten, auch Privatpatienten waren dabei", erzählt Deus-Heibrok. All denen musste sie eine Absage erteilen. Ziel, die Impfquote zu erhöhen Ziel des Modellvorhabens von AOK Nordwest und Apothekerverband Westfalen-Lippe ist, die Impfquote in der Bevölkerung durch ein niedrigschwelliges Angebot in Apotheken vor Ort deutlich zu erhöhen. Diese liegt bislang in der Gruppe der über 60-Jährigen bei 35 Prozent; laut Weltgesundheitsorganisation sollten es 75 Prozent sein. Es geht also nicht darum, den Hausärzten Konkurrenz zu machen, sagt Apothekerin Ulrike Puhlmann aus der Apotheke am Alten Markt. &bdquo;Die ersten Auswertungen aus dem Rheinland, wo Apotheken bereits seit dem vergangenen Herbst impfen, scheinen zu bestätigen, dass sich die Impfgruppen in Arztpraxen und Apotheken nicht überschneiden." Apotheken würden eben andere Patienten ansprechen als Ärzte. "Ein guter Impfort" Das sagt auch die Bielefelder Allgemeinmedizinerin Uta Groger: &bdquo;Ich bin sicher, dass meine Impf-Abonnenten nicht statt zu mir plötzlich in die Apotheke rennen." Obwohl die Impfung in der Apotheke unkomplizierter scheint. Denn die Kunden können während der regulären Öffnungszeiten einen Termin machen und dann mit Versichertenkarte, Ausweis und Impfausweis vorbei kommen. &bdquo;Die Erfahrung aus der Covid-Impfkampagne zeigt, dass kein Impfangebot zu niedrigschwellig ist, wenn es darum geht, die Impfquote zu erhöhen", sagt Ärztin Groger. Insofern seien die Apotheken ein guter Impfort. In der Covid-Impfkampagne habe sie viele Menschen geimpft, die nicht zu ihren Patienten gehören, sagt Groger. &bdquo;Und da gab es fast niemanden, dem nicht noch mehrere andere Impfungen gefehlt haben." Das betreffe Menschen, die nie zum Arzt gehen ebenso wie Privatpatienten. &bdquo;Weil letztere oft nur zu Fachärzten gehen und sie dort niemand umfassend zu den Standardimpfungen berät", sagt sie. &bdquo;Die Impfung in der Apotheke ist also eine interessante Erweiterung des Impfangebots, aber nicht dasselbe wie beim Arzt." Gerüstet seien die Apotheken, sagt Ulrike Puhlmann. &bdquo;Für ernsthafte Sofortreaktionen wie anaphylaktischem Schock, der in extrem seltenen Fällen auftreten kann, sind wir in der Apotheke geschult und können Erste Hilfe leisten." &bdquo;Es muss jetzt auch erstmal Ruhe einkehren" Carl Moritz Wagner, Chef der Linnen-Apotheke an der Detmolder Straße, hält es grundsätzlich für eine gute Idee, dass sich Impfwillige jetzt auch in Apotheken den Piks geben lassen dürfen. Bei ihm können sich die Kunden in diesem Jahr allerdings noch nicht gegen die Influenza impfen lassen. &bdquo;Ich schaue mir das jetzt erstmal bei meinen Kollegen an, werde dann aber im kommenden Jahr dabei sein", sagt er. Die letzten 1,5 Jahre seien anstrengend gewesen, sagt er. Herstellung von Desinfektionsmittel, Maskenverkauf und Corona-Schnelltests – die Apotheker hatten einiges zu tun. &bdquo;Da muss jetzt auch erstmal Ruhe einkehren", sagt er. Die Apotheker hätten in dieser Zeit aber auch gezeigt, was sie alles leisten können. Und auch bei der Grippeimpfung ist der Aufwand in den Apotheken nicht ohne, denn nur die approbierten Apotheker dürfen die Spritze setzen, nicht die Pharmazeutisch-technischen Assistenten (PTAs).

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