Verstörendes Video: Bielefelderin geht auf Mitarbeiter des Ordnungsamtes los

Bielefeld. &bdquo;Lasst mich los, Hilfe, ich kann meine Maske nicht tragen", schreit unüberhörbar und immer wieder eine Frau in der Bahnhofstraße. Sie hockt in einem Geschäftseingang. Neben ihr kniet ein Mitarbeiter des Ordnungsamtes und hält die Frau fest.Ein Passant hat das Video aufgenommen und in die sozialen Netzwerke gestellt. Für viele Betrachter sorgte der Film für große Empörung und entsprechende Kommentare. Weil niemand die Vorgeschichte zu dem Vorfall kannte. "Das war keine Tat mehr am unteren Rahmen, sondern erhebliche Gewalt", sagte jetzt Richter Lars Herzog in der Urteilsverkündung: Das Amtsgericht verurteilte nun eine 40-jährige Frau zu einer Bewährungsstrafe von neun Monaten. Die Bielefelderin war im November des vergangenen Jahrs von Mitarbeitern des Ordnungsamts auf die Maskenpflicht in der Innenstadt hingewiesen worden. Daraufhin hatte sie die Beamten brutal angegriffen. "Er hat mich in einen Hauseingang gestoßen und mir fast den Arm gebrochen" Vor Gericht wirkte Tanja V. (Name geändert) ruhig und besonnen. Doch hatte sie am 20. November 2020 zumindest auf einige Mitarbeiter des Ordnungsamts einen gänzlich anderen Eindruck gemacht. An jenem Tag - soweit waren sich die Betroffenen noch einig - war die Angeklagte mit einer Freundin in der Bahnhofsstraße unterwegs gewesen. Gegen 16 Uhr begab sich ihre Begleiterin in ein Geschäft, Tanja V. wartete etwas abseits vor dem Laden, um eine Zigarette zu rauchen. Ihre Mund-Nasen-Maske hatte sie derweil heruntergezogen und am Hals hängen. Plötzlich erschienen Beamte des Ordnungsamts und machten die Frau darauf aufmerksam, dass sie dort nicht rauchen dürfe und ihre Maske tragen müsse. "Das wusste ich damals ehrlich nicht", sagte V. nun vor Gericht. 17.000 Verstöße gegen Masken- und Abstandsregeln in Bielefeld Doch gingen die Schilderungen über das weitere Geschehen deutlich auseinander: "Ich habe dem Mitarbeiter, der vor mir stand, mehrfach meinen Namen gesagt. Aber er wollte mir nicht glauben", sagte V. in der Verhandlung. Das Geschehen habe sich dann hochgeschaukelt. "Irgendwann fasste er mich an. Ich sagte, er solle das lassen und schubste ihn etwas weg. Er hat mich dann in einen Hauseingang gestoßen und mir dabei fast den Arm gebrochen", so die Angeklagte. Am Anklagevorwurf sei nichts dran. Brennende Zigarette ins Gesicht geschnippt Letzteren bestätigten dann jedoch gleich mehrere Zeugen. Ein 35-jähriger Beamter erinnerte sich: "Nach kurzer Diskussion setzte sie widerwillig die Maske auf." Auf die Frage nach ihren Personalien habe die Frau sodann geantwortet: "Mein Name ist 'fick dich' und ich gehe jetzt." Daraufhin eskalierte die Situation: Tanja V. schnippte einem der Mitarbeiter ihre noch brennende Zigarette ins Gesicht und schlug diesem mit der Faust vor den Brustkorb. Dann wandte sie sich dem 35-Jährigen zu, spuckte ihm ins Gesicht und versuchte ihn mit Faustschlägen zu treffen. Als der Mann die Arme der Angreiferin festhielt, trat ihm diese zweimal gezielt mit einem Knie in den Schritt, ein weiterer Tritt traf ein Schienbein. Dem Beamten gelang es schließlich, die Frau in einem Hauseingang zu Boden zu bringen und bis zum Eintreffen der Polizei zu fixieren. In ihrer dortigen Position versuchte die Angeklagte noch durch lautes Schreien - bestens dokumentiert durch ein in den sozialen Netzwerken kursierendes Video, das mutmaßlich Passanten aufgezeichnet hatten - auf das vermeintliche Unrecht aufmerksam zu machen. Während des Gerangels war Tanja V. zudem ein Cuttermesser aus einer Hosentasche gefallen, welches sie auch nach Aussage der Zeugen jedoch nicht ergriff.Richter Lars Herzog verurteilte Tanja V. letztlich zu einer Bewährungsstrafe von neun Monaten. Mit dieser Entscheidung lag er sogar noch zwei Monate über dem Antrag der Staatsanwaltschaft. Darüber hinaus machte Herzog es der bereits schon einmal wegen Beleidigung zu einer Geldstrafe verurteilten V. zur Auflage, 60 Stunden gemeinnütziger Arbeit abzuleisten sowie 400 Euro Schmerzensgeld an den besonders betroffenen Mitarbeiter des Ordnungsamts zu zahlen.

Meistgelesen