Ist das die Lösung? Radstation soll in den Bahnhofsbunker ziehen

Bielefeld. Der Hauptbahnhof ist mit Gerüsten verhüllt, die Bahn hübscht Gebäude und Fassade für Millionen Euro auf. Aber im Umfeld sind eine ganze Reihe städtebauliche Lücken, die dringend gefüllt werden müssten. Doch Projekte verzögern sich. Jetzt will die Stadt ein Stück voran kommen – mit zwei Machbarkeitsstudien. Die eine soll den Städtebau beleuchten, die andere die längst überfällige Radstation. Und da gibt es eine überraschende Wende. Über Jahre prüften die Verkehrsplaner verschiedene Standorte – über der Erde. &bdquo;Doch die Alternativen erscheinen nicht realistisch", räumt Olaf Lewald, Leiter des Amtes für Verkehr, jetzt ein. Deshalb lässt sich die Stadt auf eine Variante ein, die sie wegen ihrer Brisanz bisher immer verworfen hatte – den alten Bunker unter dem Bahnhofsvorplatz. Radstation provisorisch Der birgt zahlreiche Tücken und schien deshalb bisher als kaum umsetzbar. Die Verantwortlichen bei Bahn und Stadt hatten lange Zähne. Denn rechtlich und vertraglich wird es schwierig, die Kompetenzen und Zuständigkeiten zu klären. Wer plant, wer baut, wem gehört was, wird verpachtet, wer betreibt? Und die Wände des Bunkers sind dick. Lesen Sie auch: Hier entsteht ein großes, neues Einkaufszentrum mit Wohnungen Aber die Stadt steht unter Druck. Für die Mobilitätswende, bei der der Hauptbahnhof als wichtiger Umsteigepunkt optimiert werden soll, ist eine neue Radstation dringend nötig. Die alte ist schon zwei Jahre geschlossen, das Gebäude, der alte Güterschuppen, längt abgerissen. Das erste Provisorium in der früheren Hauptpost an der Nahariyastraße war sehr klein, das zweite dort ist nur begrenzt attraktiv. Ein Anreiz, aufs Fahrrad umzusteigen, ist es jedenfalls nicht. Druck der Verkehrswende Doch für eine Dauerlösung eignen sich offenbar alle angedachten Alternativen nicht: Weder in die Hauptpost, noch daneben als aufgeständerter Bau über dem Autoparkplatz, am letzten Standort Güterschuppen, auf der Seite Neues Bahnhofsviertel wie auf dem Bahnhofsvorplatz passt eine moderne, große Radstation hin oder wäre städtebaulich vertretbar. Deshalb kommt der Stadt es ganz recht, dass es einen schon gut ausgearbeiteten Vorschlag gibt – für den Bunker. Die Initiative Radentscheid, die mit 27.000 Unterschriften mächtig Druck machte und an deren Forderungen sich Bielefeld vertraglich gebunden hat, plädiert schon länger für die unterirdische Lösung. Denn die hätte den großen Reiz, dass man von der Radstation direkt auf die Verteilerebene unter den Bahnsteigen käme und der Weg zu den Zügen kurz wäre. Und die Zufahrt ließe sich aus Richtung Herbert-Hinnendahl-Straße mit einer langgezogenen Rampe durchaus städtebauverträglich einfügen. Auf der Seite gäbe es zudem den schnellen Zugang zur großen Verteiler-Stadtbahn-Station Hauptbahnhof. Eine Kapazität von 1.000 Rädern wäre im Bunker machbar, schätzt die Initiative. Dass mittelfristig wohl 2.000 und langfristig sogar 4.000 Rad-Stellplätze am Hauptbahnhof erforderlich sein könnten, wie ein Gutachten ermittelte, wäre mit weiteren Satelliten-Radstationen erreichbar. Der Schwenk Nachdem auch die rot-grün-rote Ratsmehrheit in einem Antrag an den Stadtentwicklungsausschuss signalisiert hatte, dass der Bunker ihr Favorit für den Standort sei, schwenkt das Rathaus auf die Radentscheid-Idee um und will sie in einer Machbarkeitsstudie untersuchen lassen. Das solle in Kürze geschehen, sagt Lewald. Bis Sommer 2022 könnten die Ergebnisse vorliegen. Der Verfahrensweg bedeutet aber auch: Vor Mitte 2022 könnte die konkrete Planung nicht beginnen. Und für die plus Bauzeit rechnen die Experten mindestens zwei Jahre. Folge: Frühestens 2024 könnte es die schöne neue Fahrradwelt geben. Und die wäre dann wahrscheinlich auch schon zu klein. Aber vielleicht tun sich ja Perspektiven für weitere Fahrradabstellanlagen im Umfeld des Bahnhofs auf. Das will die Stadt in einer zweiten Machbarkeitsstudie mit prüfen lassen – die sie gerade ausgeschrieben hat. Mit ihr wird ein Integriertes Städtebauliches Entwicklungskonzept (Insek) angestrebt, für dessen Schritte Fördermittel locken. Das Bahnhofsumfeld Dabei sollen Mängel in Städtebau, Freiraum, Verkehr und Stadtgestalt aufgezeigt – und möglichst behoben werden. Dort, wo der Güterschuppen stand, ist nur provisorischer Parkplatz, daneben die Müllstation der Bahn. Vor dem Bahnhof werden Fahrräder teils wild abgestellt, hinter ihm liegen noch ungenutzte Flächen. Immerhin ist auf dem Abrissgelände der Ladenzeile ein neues Hotel geplant, das aber auch erst 2023/2024 fertig sein soll. Das zeigt: Es wird dauern, bis sich im Bahnhofsumfeld wirklich etwas tut. Die Machbarkeitsstudie kann auch erst 2022 starten. Und als Risiko bleibt: Es besteht eine Option auf ein neuntes Gleis, das im Fall des Ausbaus der ICE-Strecke aktuell werden könnte. Dann würden die Karten ganz neu gemischt.

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