Weniger Praxen: Droht Bielefeld ein Zahnärztemangel?

Bielefeld. Der Mangel an Hausärzten treibt schon jetzt sowohl die praktizierenden Mediziner als auch die Patientinnen und Patienten um. Im Herbst 2020 fehlten allein in Bielefeld offiziell 35 Allgemeinmediziner – und bis die ersten Ärzte von der vor wenigen Tagen eröffneten medizinischen Fakultät an der Universität Bielefeld kommen, wird es wiederum noch einige Tage dauern. Entsprechend macht ein jetzt von den Düsseldorfer Statistikern von it.nrw veröffentlichte Wert hellhörig: Demnach ist in Bielefeld in den vergangenen zehn Jahren die Zahl der Zahnarztpraxen um 13,5 Prozent gesunken, während die Zahl der Einwohner je Praxis um 355 gestiegen ist. Droht Bielefeld nun auch ein Zahnarztmangel? Zunächst einmal: Mit der Entwicklung ist das ostwestfälische Oberzentrum nicht alleine. Ganz im Gegenteil: Landesweit sind im Auswertungszeitraum von 2009 bis 2019 mehr als 1.100 Zahnarztpraxen geschlossen worden, was ein Minus von 12 Prozent entspricht. Im Schnitt stieg in NRW die Zahl der Einwohner je Praxis um 269. Gleichzeitig stieg die Zahl der Personen, die in den verbliebenen Praxen sozialversicherungspflichtig beschäftigt sind, deutlich an: Sowohl im Land als auch in Bielefeld um rund 25 Prozent. In Bielefeld bedeutet dies, dass die Zahl der Angestellten um 241 Personen von 936 auf 1.177 gestiegen ist – was im Schnitt in jeder der 154 gemeldeten Praxen 7,6 Mitarbeiter macht. Effektiv ist also die Zahl der Angestellten in den vergangenen zehn Jahren um zweieinhalb Personen pro Praxis gestiegen. Dieser Effekt ist laut der Westfälisch-Lippischen Zahnärztekammer unter anderem darauf zurückzuführen, dass in den vergangenen Jahren die Bürokratie erheblich zugenommen habe und dass deshalb auch mehr Mitarbeiter erforderlich seien. Aber auch an den Behandlungsstühlen selbst sind inzwischen vermehrt angestellte Zahnärzte anzutreffen. Zahnarzt-Nachwuchs lässt sich häufiger erst einmal anstellen &bdquo;Seit 2007 wurde die Möglichkeit eingeführt, auch längerfristig angestellt zu arbeiten“, erläutert Kammersprecherin Ann-Kathrin Kampmeier. Davon machten insbesondere junge Zahnärzte Gebrauch, um vor dem Sprung in die Selbstständigkeit Erfahrungen zu sammeln. &bdquo;In der Regel übernehmen die angestellten Zahnärztinnen und Zahnärzte die Praxen, in denen sie langjährig beschäftigt sind, wenn der bisherige Inhaber in den Ruhestand geht“, so Kampmeier. Auch die zunehmende Spezialisierung im Bereich der zahnmedizinischen Fachangestellten sorge für einen Anstieg der Beschäftigten. Dadurch würden Zahnarztpraxen &bdquo;tendenziell sowohl größer als auch effektiver“. Und genau deshalb gibt es laut der Zahnärztekammer trotz der sinkenden Zahl der Praxen bei steigender Einwohnerzahl sowohl jetzt als auch perspektivisch keine &bdquo;formale Unterversorgung“, weder in Bielefeld noch in einem anderen Kreis in Westfalen-Lippe. &bdquo;Man kann von einer ausreichenden und guten Verteilung sprechen“, sagt Kampmeier. Hinzu komme, dass sich die Mundgesundheit der Bevölkerung durch Präventionsmaßnahmen und Info-Kampagnen in den vergangenen Jahren kontinuierlich verbessert habe, weshalb der Behandlungsbedarf im zahnmedizinischen Bereich ständig sinke. &bdquo;Diese Tatsache ist bei einer langfristigen Betrachtung der Versorgungszahlen ausreichend zu berücksichtigen“, sagt Kampmeier. Und noch eine statistische Besonderheit: Weil in anderen Städten und Kreisen die Zahl der Patienten pro Praxis noch deutlicher angestiegen ist als in Bielefeld, hat sich die Stadt trotz des deutlichen Minus bei den Praxen im Landesvergleich sogar deutlich verbessert. Lag Bielefeld im Jahr 2009 noch auf Platz 42 von 53, ist die Stadt nun mit 2.170 Einwohnern je Zahnarztpraxis auf Rang 18 zu finden. Das beste Verhältnis ist in Bonn (1.379), Düsseldorf (1.611) und Münster (1.634) zu finden, die meisten Patienten pro Zahnarztpraxis gibt es in Solingen (2.794), Duisburg (2.770) aber auch in den OWL-Kreisen Gütersloh (2.723) und Paderborn (2.654).

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